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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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strebten: eine Verbindung zu den Dunklen Gebietern herzustellen, jenen mächtigen Dämonen, die über ganze Horden geringerer Dämonen befehlen.
    Einige Experten s ind der Ü berzeugung, dass die Dunklen Gebieter die nahenden Kriege und das schlimmste Blutvergießen der Menschheitsgeschichte kommen sahen und sich ihrerseits der Grenze zwischen den Welten genähert hatten, um diejenigen zu rufen, die es ihnen ermöglichen würden, eine reiche Ernte an Menschenleben einzufahren. Im Gegenzug versprachen sie jenen Unterstützung und Schutz.
    Die Geschichte, dass die bolschewistische Führung von der deutschen Aufklärung finanziert worden sei, ist durchaus glaubhaft, doch wäre es töricht und oberflächlich zu glauben, dass es Lenin nur dank seiner ausländischen Partner und Mitstreiter gelang, die Waagschale zu seinen Gunsten zu neigen. Der künftige kommunistische Führer hatte schon damals unvergleichlich mächtigere und weisere Förderer als den militärischen Geheimdienst des kaiserlichen Deutschlands.
    Die Details dieses Abkommens mit den Dunklen Gebietern, den Mächten der Finsternis, sind für die heutige Wissenschaft nicht mehr zugänglich. Doch das Ergebnis liegt auf der Hand: Bereits nach kurzer Zeit schmückten Pentagramme die Banner und Kopfbedeckungen der Roten Armee sowie die Panzerungen ihrer damals noch sehr spärlichen Kriegstechnik. Jedes dieser Symbole öffnete einem Schutzdämon den Zugang zu dieser Welt, der sodann den Träger des Pentagramms vor äußeren Angriffen bewahrte. Die Bezahlung des Dämons erfolgte, wie in solchen Fällen üblich, mit Blut. Allein im 20. Jahrhundert fielen diesem Handel, vorsichtigen Schätzungen zufolge, über dreißig Millionen Bürger des Landes zum Opfer.
    Der Pakt mit den Herrschern der beschworenen Mächte zahlte sich schon bald aus: Die Bolschewiki ergriffen die Macht und bauten sie aus, und obwohl Lenin, das Bindeglied zwischen den beiden Welten, nicht standhielt und - innerlich zerfressen von den Flammen der Hölle - im Alter von nur 54 Jahren verstarb, führten Lenins Nachfolger seine Sache ohne zu zögern fort. Bald schon kam es zur Dämonisierung des ganzen Landes. Kinder steckten sich auf dem Weg zur Schule den Drudenfuß an die Brust. Kaum jemand weiß heute, dass das Initiationsritual der Oktoberkinder ursprünglich vorsah, mit der Anstecknadel des Abzeichens in die Haut des Kindes zu stechen. So kostete der Dämon eines jeden > Oktobersternchens < bereits das Blut seines künftigen Herren und ging damit für immer eine sakrale Verbindung mit ihm ein. Sobald das Kind älter wurde und in die Pionierorganisation eintrat, erhielt es ein neues Pentagramm, auf dem sich aufgeweckten Gemütern bereits das Wesen des Abkommens erschloss: Das aufgeprägte goldene Porträt Lenins wird dort von ebenjenen Flammen umspielt, die für ihn den Tod bedeuten. Auf diese Weise wurde die heranwachsende Generation an die Heldentat der Selbstopferung erinnert. Danach folgte der Komsomol, und schließlich, für einige Auserwählte, der Weg in die Kaste der Oberpriester: die Kommunistische Partei.
    Myriaden heraufbeschworener Geister schützten alles und jeden im Sowjetstaat: Kinder und Erwachsene, Gebäude und Maschinen. Die Dunklen Gebieter selbst jedoch positionierten sich in den riesigen rubinroten Drudenfüßen auf den Kremltürmen. Freiwillig ließen sie sich einsperren, um dadurch ihre Macht noch zu vergrößern. Von hier aus nämlich verliefen unsichtbare Kraftlinien über das gesamte Land, die es vor Chaos und Zerfall schützten und seine Bewohner dem Willen des Kremls unterordneten. In gewissem Sinne verwandelte sich somit die gesamte Sowjetunion in ein gigantisches Pentagramm - mit der Staatsgrenze als äußerer Sicherheitslinie.«
    Artjom riss sich kurz von der Lektüre los und sah sich im Zimmer um. Die Kerze war fast heruntergebrannt und begann bereits zu rußen. Danila schlief fest mit dem Gesicht zur Wand. Artjom streckte seine Gliedmaßen und las weiter.
    »Die entscheidende Prüfung für die Sowjetmacht war die Auseinandersetzung mit Nazi-Deutschland. Unterstützt von nicht minder alten und gewaltigen Mächten, drangen die gepanzerten Teutonen zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrtausends tief in unser Land ein. Diesmal trugen ihre Banner ein umgedrehtes Symbol der Sonne, des Lichts und des Wohlstands. Noch heute, nach fünfzig Jahren, kämpfen die Panzer mit den Pentagrammen auf ihren Geschütztürmen die ewige Schlacht gegen jene, die die Swastika auf ihrer

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