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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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benommen?«
    Artjom nickte und hoffte, dass der Junge klug genug war, sich nicht mit ihrem Ausflug zu brüsten. Doch dieser stellte mit konzentriertem Gesicht seine Hülsen neu auf, ganz als sei nichts gewesen.
    Der dritte Mann war ein hagerer Typ mit schütterem Haar, eingefallenen Wangen und Ringen unter den Augen. Er trat an den Ofen heran, um die Wachleute zu grüßen. Dann musterte er Artjom scharf, ohne etwas zu sagen.
    »Das ist Tretjak«, sagte Melnik. »Er geht mit uns weiter. Er ist Spezialist für Raketentechnik.«
    16
    DIE LIEDER DER TOTEN
    Es gibt da keine Geheimgänge, und es hat auch nie welche gegeben. Das weißt du selbst!«
    Tretjaks Stimme war vor Erregung so laut geworden, dass Artjom ihn verstehen konnte. Sie waren auf dem Weg zurück zur Station. Melnik und Tretjak hatten sich ein wenig zurückfallen lassen und diskutierten heftig. Als Artjom ebenfalls zurückblieb, um sich an ihrem Gespräch zu beteiligen, dämpften die beiden ihre Stimme, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich wieder dem Rest der Gruppe anzuschließen, wo der kleine Oleg trippelnd versuchte mit den Erwachsenen Schritt zu halten. Er hatte es abgelehnt, sich von seinem Vater auf den Schultern tragen zu lassen. Stattdessen ergriff er gut gelaunt Artjoms Hand und verkündete: »Ich bin auch ein Raketenexperte!«
    Artjom sah ihn verwundert an. Der Junge war daneben gestanden, als Melnik ihm Tretjak vorgestellt hatte. Ob er begriff, was damit gemeint war?
    »Aber sag es niemandem«, fügte Oleg eilig hinzu. »Die anderen dürfen es nicht wissen. Es ist ein Geheimnis. Der Onkel da ist wahrscheinlich dein Freund, wenn er dir das von sich erzählt hat.«
    »Na gut, ich schweige«, spielte Artjom das Spiel mit.
    »Dafür muss man sich nicht schämen«, erklärte der Junge darauf. »Man kann sogar stolz darauf sein! Aber wenn es die anderen erfahren, können sie schlechte Sachen über dich sagen.«
    Anton ging etwa zehn Schritte voraus und beleuchtete den Weg. Der Junge deutete mit dem Kopf auf die schmächtige Gestalt seines Vaters und flüsterte: »Papa hat gesagt, ich soll es niemandem erzählen. Aber du sagst es ja nicht weiter. Schau mal!« Er zog etwas aus seiner Innentasche.
    Im Schein seiner Lampe sah Artjom ein Abzeichen, kreisrund, aus dichtem, gummiertem Stoff, vielleicht sieben Zentimeter im Durchmesser. Die eine Seite war schwarz, auf der anderen waren auf dunklem Grund drei gekreuzte, seltsam längliche Gegenstände dargestellt, so ähnlich wie der sechsstrahlige Papierstern, den sie an der WDNCh als Neujahrsschmuck verwendeten. Das senkrecht stehende Ding erkannte Artjom bei genauerem Hinsehen als Patrone - wohl von einer MG oder einem Präzisionsgewehr -, an deren hinterem Ende jedoch aus irgendeinem Grund kleine Flügel montiert waren. Die anderen, ebenfalls gelben Gegenstände wiesen an beiden Enden eine Verdickung auf, doch hatte Artjom keine Ahnung, was sie darstellen sollten. Dieser seltsame Stern wurde eingerahmt von einem Kranz, wie auf den alten Kokarden, und rund um den Rand verlief eine kleine Schrift. Die Farbe war jedoch schon so abgewetzt, dass Artjom nur ENTRUPPEN UND AR sowie das Wort USSLAND entziffern konnte. Hätte er etwas mehr Zeit gehabt, wäre er vielleicht darauf gekommen, was ihm der Junge da zeigte -doch in diesem Moment rief Anton seinem Sohn zu: »He, Oleschek! Komm her, wir haben was zu besprechen!«
    »Was ist das?«, fragte Artjom den Jungen, aber der riss ihm das Abzeichen aus der Hand und versteckte es wieder in seiner Tasche.
    »Er, Te, A«, sprach Oleg laut und deutlich und strahlte dabei vor Stolz. Dann zwinkerte er Artjom zu und lief zu seinem Vater.
    An der Station angekommen, erklommen die Wachleute den Bahnsteig und gingen ihrer Wege. Am Eingang zum Tunnel wartete Antons Frau. Mit Tränen in den Augen lief sie Oleg entgegen, ergriff seine Hand und ging auf ihren Gatten los: »Willst du mich um den Verstand bringen? Begreifst du nicht, was für Sorgen ich mir mache, wenn das Kind so lange aus dem Haus ist? Hättest du ihn nicht zurückbringen können?«
    »Lena, nicht vor den Leuten ...«, murmelte Anton und blickte sich verlegen um. »Ich konnte doch nicht weg. Denk doch mal nach: Als Kommandeur der Wache kann ich nicht einfach den Posten verlassen ...«
    »Als Kommandeur - dass ich nicht lache! Dann benimm dich gefälligst auch wie einer! Als wüsstest du nicht, was hier vor sich geht. Seit einer Woche ist der Jüngste von unseren Nachbarn verschwunden...«
    Melnik und

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