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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tretjak suchten schnell das Weite. Artjom eilte ihnen hinterher, aber noch lange hörten sie Lena weinen und schimpfen, auch wenn sie die einzelnen Worte nicht verstanden.
    Zu dritt machten sie sich zum Hauptquartier des Stationsvorstehers auf. Kurz darauf saßen sie in dem teppichbehängten Zimmer, und Arkadi Semjonowitsch ließ sie auf Melniks Bitten allein.
    Melnik wandte sich an Artjom. »Deinen Pass hast du nicht mehr, richtig?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    Artjom nickte. Ohne das von den Faschisten beschlagnahmte Dokument war er ein Ausgestoßener - ohne Zugang zu fast allen mehr oder weniger zivilisierten Stationen. Solange der Stalker in seiner Nähe war, stellte man ihm keine überflüssigen Fragen, doch sobald sie getrennt würden, müsste er zwischen verlassenen Haltepunkten und halb verwilderten Stationen wie der Kiewskaja umherirren. Seinen Traum, zur WDNCh zurückzukehren, könnte er dann vergessen.
    Wie zur Bestätigung dessen, was Artjom soeben durch den Kopf gegangen war, fuhr Melnik fort: »Durch die Hanse bekomme ich dich ohne Pass nicht hindurch. Aber der schnellste Weg zur Majakowskaja führt nun mal über den Ring. Wir können einen neuen ausstellen lassen, doch das kostet Zeit. Was sollen wir tun?«
    Artjom zuckte mit den Schultern. Er spürte, worauf der Stalker hinauswollte. Selbst unter Umgehung der Hanse würde er nicht bis zur Majakowskaja kommen. Der Tunnel, der von der anderen Seite dorthin führte, kam direkt von der Twerskaja. Und in die Höhle der Faschisten zurückzukehren wäre Wahnsinn gewesen. Es war eine ausweglose Situation.
    »Am besten ist es, wenn Tretjak und ich erst einmal zu zweit zur Majakowskaja gehen«, sagte Melnik. »Dort suchen wir den Eingang zu D-6. Wenn wir ihn finden, holen wir dich nach. Vielleicht gelingt es ja bis dahin, dir einen Pass zu beschaffen - ich werde jemanden bitten, uns eine Vorlage zu besorgen. Wenn wir den Eingang nicht finden, werden wir bald zurück sein. Zu zweit kommen wir schnell über den Ring, innerhalb eines Tages dürften wir es schaffen. Du wartest auf uns?« Er sah Artjom prüfend an.
    Erneut hob Artjom die Schultern. Zu nicken oder seine Zustimmung zu äußern war ihm unmöglich. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sie mit ihm umgingen wie mit bereits verbrauchtem Material. Nun, da er seine Hauptaufgabe - die Nachricht von der Gefahr zu überbringen - erfüllt hatte, nahmen die »Erwachsenen« das Heft wieder in die Hand. Ihn schoben sie dabei zur Seite, damit er ihnen nicht zwischen den Füßen herumlief.
    »Gut«, schloss der Stalker. »Wir marschieren sofort los, um keine Zeit zu verlieren. Morgen früh sind wir wieder da. Deine Verpflegung und Unterkunft regeln wir mit Arkadi Semjonowitsch. Mach dir keine Sorgen, er ist ein guter Gastgeber. Das wäre alles ... Halt, noch etwas.« Er zog das blutbefleckte Stück Papier mit dem Plan sowie die Legende dazu hervor. »Da hast du es zurück, ich habe es mir abgezeichnet - wer weiß, wie sich die Dinge entwickeln. Aber du darfst es niemandem zeigen.«
    Kaum eine Stunde später waren Melnik und Tretjak fort. Zuvor hatten sie mit dem Stationsvorsteher die wichtigsten Dinge abgesprochen. Arkadi Semjonowitsch begleitete Artjom höflich zu seinem Zelt, lud ihn zu einem gemeinsamen Abendessen ein und ließ ihn dann allein, damit er sich ausruhen konnte.
    Das Gästezelt stand etwas abseits, und obwohl es in hervorragendem Zustand war, fühlte sich Artjom darin von Anfang an unwohl. Er blickte nach draußen und konnte erneut deutlich erkennen, dass sich die anderen Behausungen so weit von den Tunneleingängen entfernt aneinanderdrängten wie nur irgend möglich. Nun, da der Stalker fort und Artjom an dieser fremden Station allein war, kehrte jenes beklemmende Gefühl zurück: An der Kiewskaja war ihm alles unheimlich, einfach nur unheimlich, ohne dass es einen sichtbaren Grund dafür gab. Es war bereits spät, die Stimmen der Kinder waren verstummt, und die Erwachsenen kamen immer seltener aus ihren Zelten. Über den Bahnsteig zu spazieren reizte Artjom überhaupt nicht. Nachdem er Danilas Botschaft dreimal durchgelesen hatte, hielt er es nicht mehr aus - er erschien eine halbe Stunde zu früh bei Arkadi Semjonowitsch zum Abendessen.
    Das Vorzimmer des Dienstraums hatte sich in eine Küche verwandelt, in der sich eine sympathische junge Frau, etwas älter als Artjom, zu schaffen machte. In einer großen Pfanne dünstete sie Fleisch mit irgendwelchen Wurzeln, daneben

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