Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bereits auf den Boden geglitten, hatte seine Schätze hervorgeholt und breitete sie nun auf einem Stück Stoff aus: eine Handvoll Patronenhülsen sowie einige andere Gegenstände. Artjom, der neben ihm saß, hatte genug Zeit, sich all diese Dinge zu betrachten. Am interessantesten fand er eine kleine Metallschachtel mit einer Kurbel daran. Wenn Oleg sie in einer Hand hielt und mit der anderen die Kurbel betätigte, begann die Schachtel mit metallisch klingenden Tönen eine einfache mechanische Melodie zu spielen. Amüsant war auch, dass er die Schachtel nur gegen einen anderen Gegenstand zu drücken brauchte, damit dieser mitschwang und die Melodie mehrfach verstärkte. Am besten funktionierte es mit dem Eisenofen, doch lange konnte Oleg sie nicht dagegen halten, da sie sich zu schnell erwärmte. Artjom gefiel das Gerät so sehr, dass er darum bat darum, es selbst einmal ausprobieren zu dürfen.
    Der Junge überreichte ihm die heiße Schachtel und blies sich auf die verbrannten Finger. »Das ist noch gar nichts«, sagte er verschwörerisch. »Ich zeige dir nachher noch was ganz Tolles!«
    Die nächste halbe Stunde zog sich zäh dahin. Melnik unterhielt sich flüsternd mit Anton. Der Junge spielte auf dem Boden mit seinen Hülsen. Und Artjom drehte ewig an der Kurbel und lauschte der Musik, ohne auf die missgelaunten Blicke der Wachleute zu achten. Die Melodie dieser winzigen Drehleier war etwas schwermütig, doch faszinierte sie ihn auf geheimnisvolle Weise, so dass er einfach nicht aufhören konnte.
    »... Nein, das verstehe ich nicht«, sagte der Stalker und erhob sich. »Wenn beide Tunnel verschüttet sind und bewacht werden, wie kommt es dann, dass so viele Menschen einfach verschwinden?«
    Anton sah zu ihm auf. »Wer sagt denn, dass es nur an diesen Tunneln liegt? Es gibt hier Übergänge zu zwei anderen Linien, und vergiss nicht den Tunnel zur Smolenskaja. Ich vermute ja, dass da jemand einfach unseren Aberglauben ausnutzt.«
    »Was denn für einen Aberglauben?«, mischte sich der Posten von vorhin ein. »Verflucht ist unsere Station für das, was mit dem Park Pobedy passiert ist. Und wir alle sind verflucht, solange wir hier leben ...«
    »Hör auf mit der ewigen Schwarzmalerei!«, unterbrach ihn Anton verärgert. »Hier sitzen seriöse Leute, die was erfahren wollen, und da kommst du mit deinen Märchen!«
    »Lass uns noch einen Rundgang machen«, schlug Melnik vor. »Ich habe unterwegs ein paar Türen gesehen und einen Seitengang, das würde ich mir gerne noch einmal ansehen. An der Smolenskaja sind die Leute auch schon ganz unruhig. Sogar Kolpakow selbst hat sich danach erkundigt.«
    »Ach, jetzt interessiert es ihn auf einmal.« Anton lächelte traurig. »Es bringt ja doch nichts, sich etwas vorzumachen: Von unserer Konföderation ist nur noch der Name geblieben. Jeder kämpft für sich ...«
    »Ja, sogar in der Polis fragen sie sich bereits, was hier los ist.« Melnik zog eine zusammengefaltete Zeitungsseite hervor. »Hier, lies mal.«
    Artjom hatte die Zeitungen in der Polis gesehen. In einem der Übergänge hatte es einen Laden gegeben, wo sie zu kaufen waren. Allerdings kostete eine zehn Patronen, und so viel hatte Artjom für ein Stück Einpackpapier mit schlecht gedruckten Gerüchten nicht zahlen wollen.
    Unter dem stolzen Namen Metro-Nachrichten waren auf dem gelblichen Stück Papier einige kurze Artikel in enger Schrift abgedruckt. Einer davon wurde sogar von einer Schwarzweiß-Fotografie ergänzt. Die Überschrift lautete: KIEWSKAJA: ERNEUT PERSONEN VERMISST.
    Anton nahm das Zeitungsblatt vorsichtig entgegen und faltete es auseinander. »Unkraut vergeht nicht. Sie drucken noch immer ... Na gut, gehen wir, ich zeige dir die Seitengänge. Lässt du mir das zum Lesen?«
    Der Stalker nickte.
    Anton erhob sich und sagte zu seinem Sohn: »Ich bin gleich wieder da. Dass du mir nichts anstellst, solange ich weg bin.« Er wandte sich Artjom zu. »Sei so gut und hab ein Auge auf ihn.«
    Artjom blieb nichts anderes übrig, als zu nicken.
    Kaum waren sein Vater und der Stalker außer Hörweite, da sprang Oleg auf, riss Artjom keck die Schachtel aus der Hand, rief »Fang mich!« und rannte los, auf die Einsturzstelle zu. Artjom begriff, dass er jetzt für Antons Sohn verantwortlich war. Er warf den Wachen einen schuldbewussten Blick zu, schaltete seine Taschenlampe an und ging dem Jungen nach.
    Dieser hatte sich zum Glück nicht in das halb zerstörte Dienstzimmer gewagt, wie Artjom bereits befürchtet hatte,

Weitere Kostenlose Bücher