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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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    »Schaut! Es zieht sich zurück!«, brüllte Ulman.
    Artjom hob den Kopf. Im Schein der Taschenlampen war deutlich zu sehen, wie sich die Masse, die vor Kurzem noch fast den ganzen riesigen Saal ausgefüllt hatte, zusammenzog und zu den Rolltreppen zurückwich.
    Melnik sprang auf die Beine. »Schnell! Sobald es nach unten abtaucht, alle mir nach, in den Tunnel da drüben!«
    Artjom wunderte sich, woher sich Melnik auf einmal so sicher war, doch er fragte nicht nach und schob Melniks Unentschlossenheit von vorhin auf die allgemeine geistige Verwirrung. Der Stalker hatte sich zurückverwandelt: Er war wieder der nüchterne, zielstrebige Kommandeur der Einheit.
    Aber Artjom hatte weder Zeit noch Lust, lange darüber nachzudenken. Das Wichtigste war jetzt, so schnell wie möglich die verfluchte Station zu verlassen, um nicht von diesem seltsamen Wesen aus dem Keller des Kremls aufgefressen zu werden. Die Station kam ihm nun überhaupt nicht mehr erstaunlich und wunderbar vor, sondern nur noch feindlich und abstoßend. Selbst die Arbeiter und Bäuerinnen blickten jetzt wütend von den Wandbildern herab, und dort, wo sie lächelten, taten sie es süßlich und falsch.
    Hals über Kopf sprangen sie auf den Bahnsteig hinab und stürzten zum gegenüberliegenden Ende der Station. Anton war inzwischen wieder ganz zu sich gekommen und lief neben ihnen her, so dass nichts sie aufhielt.
    Dann, nach zwanzig Minuten Hetzjagd durch den schwarzen Tunnel, war Artjom völlig außer Atem, und auch die anderen begannen müde zu werden. Endlich gestattete ihnen der Stalker, in schnellen Schritt überzugehen.
    Artjom schloss zu Melnik auf und fragte: »Wohin gehen wir?«
    »Ich denke, wir sind jetzt unter der Twerskaja-Straße. Bald sollten wir zur Majakowskaja kommen. Dort sehen wir weiter.«
    »Woher wussten Sie, in welchen Tunnel wir müssen?«
    »Es stand auf dem Plan, den wir beim Generalstab gesehen hatten. Aber erst im letzten Moment ist es mir wieder eingefallen. Ob du's glaubst oder nicht - kaum waren wir im Kreml, war mein Kopf komplett leer.«
    Artjom dachte nach. War seine Begeisterung angesichts der Kremlstation, ihrer Bilder und Skulpturen, ihrer Größe und Großartigkeit also gar nicht seine eigene Begeisterung gewesen? War es nur eine Täuschung gewesen, herbeigeführt von diesem seltsamen Wesen?
    Dann erinnerte er sich an den Widerwillen und die Furcht, die ihm die Station eingeflößt hatte, als die Illusion vorbeigewesen war. Und er begann zu zweifeln, dass auch diese Gefühle seine eigenen waren. Vielleicht hatte ja der »Ameisenlöwe« in ihnen den Wunsch nach panischer Flucht ausgelöst, nachdem sie ihm Schmerzen zugefügt hatten.
    Welche Gefühle gehörten Artjom überhaupt selbst, welche entstanden in seinem eigenen Kopf? Hatte das Ungeheuer seinen Verstand denn schon losgelassen, oder diktierte es ihm noch immer seine Gedanken und Emotionen? In welchem Augenblick war Artjom unter seinen hypnotischen Einfluss geraten? War er überhaupt jemals frei in seinen Entscheidungen gewesen? Wieder dachte Artjom an das Gespräch mit den beiden seltsamen Bewohnern der Poljanka ...
    Er sah sich um. Zwei Schritte von ihm entfernt ging Anton. Er fragte nicht mehr danach, was mit seinem Sohn passiert war - offenbar hatte es ihm jemand inzwischen gesagt. Sein Gesicht war totenstarr, sein Blick nach innen gewandt. Begriff er, dass sie seinen Jungen fast gerettet hätten? Dass sein Tod ein unglücklicher Zufall war, der aber allen anderen das Leben gerettet hatte? Oder war es gar kein Zufall gewesen, sondern ein Opfer? »Wissen Sie, Oleg hat uns alle gerettet. Nur dank ihm sind wir ... aufgewacht«, wandte sich Artjom an Anton.
    »Ja«, erwiderte der andere gleichgültig.
    »Er hat uns erzählt, dass Sie bei den Raketenstreitkräften waren. Den strategischen.«
    »Den taktischen. Totschka und Iskander.«
    Der Stalker hatte ihr Gespräch mit angehört und sich etwas zurückfallen lassen. Nun schaltete er sich ein. »Und Raketenwerfer? Smertsch, Uragan?«
    »Kenn ich auch. Ich war Längerdienender, da bekamen wir auch das beigebracht. Außerdem hat mich das schon immer interessiert. Ich wollte alles ausprobieren. Bis ich sah, wozu das führte.« Antons Stimme klang völlig teilnahmslos. Er schien nicht im Mindesten beunruhigt zu sein, dass sein wohlgehütetes Geheimnis nun bekannt geworden war. Er antwortete einsilbig, ja fast mechanisch.
    Melnik nickte und schloss wieder zu der vorderen Gruppe auf.
    Artjom sah erneut Anton

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