Metro2033
überein. Hinter dem Gitter ist eine Einsturzstelle wie am Park Pobedy. Und das muss der Gang sein, wo sie Tretjak erwischt haben. Also ...« Er beleuchtete seinen Plan. »Von dieser Gabelung geht der Tunnel direkt zu dieser Division, und der hier zum Kreml, von wo wir gekommen sind. Stimmt.«
Melnik und Ulman kletterten über das Gitter und suchten etwa zehn Minuten lang die Wände und Decke des kurzen Ganges ab. Wieder zurückgekehrt, vermeldete der Stalker: »Alles in Ordnung! Dort gibt es einen Durchgang, diesmal im Boden, ein runder Deckel, wie bei der Kanalisation. Das heißt, wir sind richtig. Aber erstmal Pause.«
Kaum hatten alle ihre Rucksäcke abgeworfen und sich auf den Boden gesetzt, als mit Artjom etwas Seltsames vor sich ging: Obwohl er unbequem saß, fiel er sofort in tiefen Schlaf. Vielleicht war es die Erschöpfung des vergangenen Tages, vielleicht aber auch das Gift der Betäubungsnadel, das noch Nachwirkungen zeitigte.
Wieder träumte er davon, dass er in einem Zelt an der WDNCh erwachte. Und wie in den vorangegangenen Träumen war die Station düster und menschenleer. Obwohl er sich nicht ganz bewusst war, dass er nur träumte, wusste Artjom doch im Voraus, was nun mit ihm geschehen würde. Wie gewohnt grüßte er das spielende Mädchen, doch fragte er es diesmal nicht, sondern ging gleich weiter zu den Gleisen. Die Schreie und das Flehen in der Ferne jagten ihm schon keine Angst mehr ein. Er wusste, nicht das war der Grund, warum er diesen aufdringlichen Traum nun schon zum x-ten Mal träumte. Der Grund dafür verbarg sich im Tunnel. Er musste die Natur dieser Gefahr herausfinden, die Lage erkunden und die Verbündeten im Süden darüber informieren. Aber kaum hatte ihn die Finsternis des Tunnels umhüllt, da verflog all seine Gewissheit.
Er fürchtete sich, wie damals, als er zum ersten Mal allein die Grenzen seiner Station verlassen hatte. Und genauso wie damals fürchtete er sich nicht vor der Dunkelheit selbst, nicht vor den Geräuschen des Tunnels, sondern vor der Ungewissheit, der Unmöglichkeit vorauszuahnen, welche Gefahr auf den nächsten hundert Metern auf ihn lauerte.
Dunkel, wie an Ereignisse aus einem anderen Leben, erinnerte er sich daran, was er in den vorherigen Träumen getan hatte, und beschloss, sich dieses Mal nicht von der Angst überwältigen zu lassen und vorwärts zu gehen, bis er Auge in Auge stand mit dem, der sich dort im Finsteren verbarg und auf ihn wartete.
Jemand ging ihm entgegen - ohne Hast, mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich Artjom bewegte, doch nicht feige dahinschleichend, sondern mit schweren, selbstbewussten Schritten. Artjom stand still und hielt den Atem an. Auch jener, der andere, war stehen geblieben. Artjom schwor sich: Diesmal würde er nicht fortlaufen, was immer auch geschah. Als er von seinem im Dunklen verborgenen Doppelgänger, dem Geräusch nach zu urteilen, nur noch etwa drei Meter entfernt war, zitterten seine Knie nicht nur, sondern wackelten heftig hin und her. Dennoch fand er die Kraft, noch einen Schritt zu tun. Als er jedoch auf seinem Gesicht diesen leisen Luftzug verspürte, der ihm sagte, dass der andere nun ganz dicht an ihn herangetreten war, hielt er es nicht mehr aus. Er holte aus, stieß das unsichtbare Wesen von sich und rannte los. Diesmal stolperte er nicht und lief unerträglich lange, eine Stunde oder zwei, doch die Station kam noch immer nicht in Sicht, es gab überhaupt keine Stationen mehr, nur den endlosen, dunklen, furchtbaren Tunnel.
»He, hör auf zu schnarchen, du verpennst noch die Lagebesprechung.« Ulman rüttelte ihn an der Schulter und fügte neidisch hinzu: »Wie schaffst du das nur?«
Artjom rieb sich die Augen und sah schuldbewusst zu den anderen hinüber. Offenbar hatte er nur wenige Minuten geschlafen. Die Männer saßen im Kreis. In der Mitte deutete Melnik auf den Plan und erklärte: »Bis zum Bestimmungsort sind es etwa zwanzig Kilometer. Das ist nichts. In schnellem Marschtempo und ohne unvorhergesehene Hindernisse innerhalb eines halben Tages zu schaffen. Die Militärbasis befindet sich an der Oberfläche, aber darunter gibt es einen Bunker, und der Tunnel führt dorthin. Egal, wir haben jetzt sowieso keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir teilen uns auf.« Er wandte sich Artjom zu. »Gut geschlafen? Du gehst zurück zur Metro. Ulman wird dich begleiten. Wir anderen gehen weiter zur Raketendivision.«
Artjom wollte schon protestieren, doch der Stalker hielt ihn mit einer ungeduldigen
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