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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an. »Wir brauchen dringend Ihre Hilfe. An der WDNCh passieren furchtbare Dinge ...« Sogleich verstummte er. Nach all dem, was er in den letzten vierundzwanzig Stunden erlebt hatte, war das, was an der WDNCh vor sich ging, gar nicht mehr so bedrohlich, erschien gar nicht mehr wie eine Ausnahmesituation, die die gesamte Metro und zuletzt den Menschen als biologische Art gefährdete. Doch auch mit diesem Gedanken wurde Artjom fertig, denn er dachte daran, dass dies nicht sein eigener, sondern ein von außen aufgezwungener Gedanke sein konnte. Also riss er sich zusammen und fuhr fort: »Es kommen Kreaturen von der Oberfläche zu uns ...«
    Anton unterbrach ihn mit einer Geste. »Sag einfach nur, was zu tun ist, ich tu's«, sagte er tonlos. »Ich habe jetzt Zeit genug. Wie kann ich mich jemals ohne meinen Sohn zu Hause blicken lassen?«
    Artjom nickte beflissen und ließ den Wachmann mit sich allein. Er fühlte sich elend: einem Menschen Hilfe abzunötigen, der soeben sein eigenes Kind verloren hatte. Und dass auch noch durch seine Schuld.
    Er holte den Stalker wieder ein. Dieser war jetzt sichtlich guter Laune - er ging allein voraus, summte leise vor sich hin, und als er Artjom erblickte, lächelte er ihm zu.
    Nach einer Weile erkannte Artjom die Melodie: Es war jenes Lied vom heiligen Krieg, das sie auf dem Zugdach gesungen hatten. »Wissen Sie, ich dachte erst, dass es darin um unseren Krieg gegen die Schwarzen geht. Aber dann habe ich begriffen, dass die Faschisten gemeint sind. Haben die von der Roten Linie es geschrieben?«
    Melnik schüttelte den Kopf. »Dieses Lied ist vielleicht hundert wenn nicht hundertfünfzig Jahre alt. Zuerst wurde es für einen Krieg verfasst, dann für einen anderen umgeschrieben. Das ist ja das Gute daran - dass es zu jedem Krieg passt. Solange der Mensch lebt, wird er immer denken, dass er die Macht des Lichts ist und seine Feinde die der Finsternis.«
    Und das auf beiden Seiten der Front, dachte Artjom. Bedeutete das etwa ... Seine Gedanken wanderten wieder zu den Schwarzen. Konnte das nicht auch bedeuten, dass in den Augen der
    Schwarzen die Menschen, die Bewohner der WDNCh, das Böse und die Finsternis verkörperten? Doch Artjom verbot sich, die Schwarzen als gewöhnliche Gegner einzustufen. Wenn man ihnen einmal die Tür des Mitleids öffnete, waren sie durch nichts aufzuhalten.
    Nach einer Weile sagte Melnik: »Weißt du, in diesem Land, in dem wir leben, sind eigentlich alle Zeiten gleich. So sind die Menschen hier - du änderst sie nicht. Allesamt Dickschädel. Da möchte man meinen, das Ende der Welt ist angebrochen, ohne Schutzanzug kommst du nicht mal mehr auf die Straße, und dann kriegst du's noch mit allen möglichen Viechern zu tun, die du früher höchstens im Kino gesehen hast ... Aber nein: Der Effekt ist gleich null! Sie sind immer noch dieselben. Manchmal habe ich den Eindruck, als hätte sich nichts geändert. Schau, heute war ich zum Beispiel im Kreml« - der Stalker grinste schief - »aber irgendwie kann ich nichts Neues daran entdecken. Da läuft noch immer die gleiche Nummer ab wie früher. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, wann sie diese Pest auf uns abgeworfen haben: vor dreißig Jahren oder vor dreihundert.«
    »Gab es denn vor dreihundert Jahren schon so eine Waffe?«, fragte Artjom zweifelnd, doch Melnik antwortete ihm nicht.
    Noch zwei oder drei Mal trafen sie auf das Bild des Großen Wurms, aber weder die Wilden selbst waren zu sehen noch irgendwelche frischen Spuren ihrer Anwesenheit. Und verhielten sich die Kämpfer nach dem ersten Zeichen noch vorsichtig, so blieben bei dem dritten alle ziemlich gelassen, und Ulman stellte erleichtert fest: »Sie haben nicht gelogen. Heute ist für sie ein heiliger Tag, sie sitzen an den Stationen und meiden die Tunnel.«
    Melnik beschäftigte unterdessen etwas anderes. Nach seinen Berechnungen mussten der Ausgang zur Metro sowie der Tunnel zur Raketenbasis nun ganz nah sein. Jede Minute blickte er auf den Plan, den er sich abgezeichnet hatte, und sprach zerstreut vor sich hin: »Irgendwo hier ... Nicht das? Nein, falscher Winkel, und wo ist das hermetische Tor? Wir müssten doch bald da sein ...«
    Schließlich blieben sie an einer Gabelung stehen: links eine durch ein Gitter versperrte Sackgasse, an deren Ende die Überreste eines hermetischen Tors zu sehen waren, rechts ein gerader Tunnel, in dem sich das Licht der Taschenlampen verlor.
    »Das ist es«, stellte Melnik fest. »Wir sind da. Es stimmt mit der Karte

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