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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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füllte. Hastig begann er sie wieder hinauszuschieben, dachte an seine Mission, sprach sich all seine Kindergedichte vor, an die er sich erinnerte, und schließlich wiederholte er nur noch: »Ich denke, ich denke, ich denke, zu mir kommst du nicht rein ...«
    Plötzlich erhob sich der Kämpfer, den der Stalker Oganessjan genannt hatte, von seinem Platz und richtete sich zu voller Größe auf. Artjom hob teilnahmslos seine Augen.
    »So, ich muss jetzt. Bis dann«, sagte Oganessjan.
    Die anderen sahen ihren Kameraden unbeteiligt an und antworteten nichts, nur der Stalker nickte ihm zu. Oganessjan trat an den Rand und machte ohne zu zögern einen Schritt vorwärts. Kein Schrei entfuhr ihm, aber das Geräusch von unten war widerlich, eine Mischung aus Gluckern und hungrigem Knurren.
    »Sie ruft... sie ru-uft...«, sang Ulman und begann ebenfalls aufzustehen.
    In Artjoms Kopf blieb die Beschwörungsformel »Ich denke, ich denke, ich denke ...« bei dem Wort »ich« stecken, und nun wiederholte er einfach mit lauter Stimme, ohne es selbst zu merken: »Ich, ich, ich, ich, ich«. Und auf einmal hatte er den starken, ja unwiderstehlichen Wunsch nachzusehen, ob die brodelnde Masse dort unten noch immer so abstoßend war wie zu Anfang. Vielleicht hatte er sich ja geirrt. Wieder musste er an die Sterne auf den Kremltürmen denken, so fern und doch so verlockend ...
    Da sprang der kleine Oleg auf, nahm kurz Anlauf und stürzte sich mit fröhlichem Lachen hinab. Der lebendige Morast schmatzte leise auf, als er den Körper des Jungen empfing. Artjom merkte, dass er Oleg beneidete, und schickte sich an, ihm zu folgen. Doch nur wenige Sekunden, nachdem sich die Masse über Olegs Kopf wieder geschlossen hatte - vielleicht in genau jenem Moment, als sie ihm das Leben nahm -, schrie sein Vater auf und erwachte.
    Schwer atmend und gehetzt nach allen Seiten starrend, erhob sich Anton und begann die anderen wachzurütteln. Dabei fragte er: »Wo ist er? Was ist mit ihm? Wo ist mein Sohn? Wo ist Oleg? Oleg! Oleschek!«
    Stück für Stück nahmen die Gesichter der Kämpfer wieder einen verständigen Ausdruck an. Auch Artjom kam allmählich wieder zu sich. Schon wusste er nicht mehr genau, ob er Oleg tatsächlich hatte springen sehen. Deshalb antwortete er nicht, versuchte aber Anton zu beruhigen, der offenbar auf unerklärliche Weise spürte, dass etwas Verhängnisvolles geschehen war, und immer mehr außer sich geriet. Seine Panik führte dazu, dass Artjom, Melnik und die anderen Männer endgültig aus ihrer Erstarrung erwachten. Seine Erregung, seine wütende Verzweiflung übertrugen sich auf sie, und die unsichtbare Hand, die ihr Bewusstsein machtvoll ergriffen hatte, zuckte zurück, als hätte sie sich an dem Hass, der nun in ihnen loderte, verbrannt. Nun hatten Artjom und die anderen endlich ihre Fähigkeit klar zu denken wiedererlangt, die ihnen - wie sie jetzt begriffen - schon am Eingang zur Station abhandengekommen war.
    Der Stalker gab einige Schüsse auf die brodelnde Masse ab, jedoch ohne Ergebnis. Da befahl er dem Mann mit dem Flammenwerfer, den Kanister mit dem Brennstoff abzuschnallen. Dann stellte er zwei Kämpfer mit starken Taschenlampen bereit und ging in Schussposition. Auf Melniks Zeichen drehte sich der erste Kämpfer einmal um sich selbst und schleuderte den Kanister in die Mitte der Station. Beinahe wäre er dabei selbst hinterher geflogen, erst im letzten Moment gelang es ihm, sich am Rand des Zugdachs festzuhalten.
    Der Kanister flog schwer durch die Luft und fiel etwa fünfzehn Meter von ihnen entfernt herunter. Während die beiden anderen Kämpfer die Stelle beleuchteten, wo er die ölig schimmernde Oberfläche berührte, rief Melnik: »Hinlegen!«, zielte und drückte ab.
    Artjom warf sich der Länge nach auf das Zugdach. Als er das trockene Plopp aus Melniks Stetschkin vernahm, verbarg er sein Gesicht in der Ellenbeuge und drückte sich mit aller Kraft gegen die kalte Panzerhaut. Die Explosion war gewaltig, beinahe wäre Artjom vom Dach gefegt worden. Der Zug schwankte. Durch seine zusammengekniffenen Augenlider drang ein schmutzig-oranges Leuchten, als sich das Flammöl über der wogenden Masse verteilte und verbrannte.
    Eine Minute lang geschah nichts. Das Glucksen und Schmatzen des Sumpfs ließ nicht nach, und Artjom rechnete damit, dass sich die Masse von dieser unangenehmen Überraschung bald erholen und erneut beginnen würde, seinen Verstand einzuhüllen.
    Doch dann begann sich das Geräusch allmählich zu

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