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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schüsse.
    »Die Luft ist rein«, flüsterte Ulman. Unten ging ein Licht an.
    Als die Bügel aufhörten, ließ Artjom die Hände los, fiel etwa zwei Meter nach unten und landete auf Beton. Er erhob sich, klopfte die Hände ab, sah sich um. Sie befanden sich in einem kurzen, vielleicht fünfzehn Schritt langen Korridor. Am einen Ende kam der Geheimschacht, durch den sie gestiegen waren, aus der Decke, am anderen war eine weitere Luke zu sehen, die ebenfalls mit einem geriffelten Eisendeckel verschlossen war. Daneben lag in einer Blutlache ein toter Wilder, das Gesicht nach unten. Noch im Tod klammerte er sich an sein Blasrohr.
    »Der sollte wohl den Gang bewachen«, erwiderte Ulman auf Artjoms fragenden Blick. »Dabei ist er anscheinend eingeschlafen. Hat wohl nicht gedacht, dass jemand von dieser Seite kommt.«
    »Hast du ihn ... im Schlaf?«
    »Na und? Oder ist das für dich nicht die feine Art?« Ulman schnaubte. »Kommt eben davon, wenn man im Dienst einpennt. Und überhaupt war er ein schlechter Mensch, wenn er die heilige Regel nicht befolgt hat. Schließlich sind heute alle Tunnel tabu.« Er schob die Leiche mit dem Fuß beiseite, öffnete die Luke und schaltete seine Taschenlampe wieder aus.
    Diesmal war der Schacht sehr kurz und mündete in einen Dienstraum, der eher einem Schrottlager glich. Der Ausstieg war komplett verborgen hinter einem Berg aus Blechen, Schrauben, Federn und vernickelten Geländern - genug, um einen ganzen Waggon daraus zusammenzubauen. Die Teile waren chaotisch bis an die Decke aufeinandergestapelt worden, und es grenzte an ein Wunder, dass sie nicht einstürzten. Zwischen diesem Haufen und der Wand verlief ein schmaler Gang, durch den sie sich mühsam hindurchzwängten, ständig in der Gefahr, den Eisenberg zum Einsturz zu bringen.
    Eine halbhoch mit Erde verschüttete Tür führte in einen ungewöhnlichen, quadratisch geschnittenen Tunnel. Links brach dieser ab, entweder weil dort die Decke eingestürzt war oder weil man einfach aufgehört hatte weiterzugraben. Rechts schloss sich ein Standardtunnel an, rund und breit. Artjom spürte sofort: Sie hatten die Grenze zwischen den beiden miteinander verwobenen unterirdischen Welten überschritten. Hier, in der Metro, atmete es sich anders: Auch wenn die Luft ebenso feucht war, so war sie doch nicht so leblos und abgestanden wie in den Geheimgängen der D-6.
    Die Frage war, in welche Richtung sie gehen sollten. Auf gut Glück eine davon zu wählen war riskant: Möglicherweise befand sich in diesem Tunnel ein Grenzkontrollpunkt des Vierten Reichs, zwischen der Majakowskaja und der Tschechowskaja lagen nämlich nur zwanzig Minuten Fußmarsch. Also kramte Artjom aus der Tüte Danilas blutverschmierten Plan hervor, so dass er die richtige Richtung bestimmen konnte.
    Nach nur fünf Minuten kamen sie an der Majakowskaja an. Erleichtert nahm Ulman auf einer Bank Platz, zog sich den schweren Helm vom Kopf, wischte sich mit dem Ärmel über das rot angelaufene, nassgeschwitzte Gesicht und fuhr mit den Fingern durch sein dunkelblondes kurzes Haar. Obwohl er kräftig gebaut war und den Gang eines erfahrenen Tunnelwolfs hatte, war er nur einige Jahre älter als Artjom.
    Zuerst suchten sie nach einer Möglichkeit, sich etwas zu essen zu kaufen. Artjom wusste gar nicht mehr, wann er zum letzten Mal etwas zwischen die Zähne bekommen hatte, und sein Magen machte sich jetzt deutlich bemerkbar.
    Was die Lage und die Stimmung an der Majakowskaja anbetraf, so war sie der Kiewskaja nicht unähnlich. Die einst elegante und leichte Station war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie war zur Hälfte verwüstet, und die Menschen drängten sich in verschlissenen Zelten oder direkt auf dem Bahnsteig. Wände und Decken waren feucht, an einigen Stellen drang Wasser ein. Ein einziges kleines Feuer brannte an der gesamten Station - offenbar fehlte es an Brennholz -, und die Bewohner unterhielten sich nur leise miteinander, wie Trauernde am Bett eines Toten.
    Doch auch an dieser allmählich verendenden Station fand sich ein Laden: ein mehrfach geflicktes Dreimannzelt mit einem Klapptisch am Eingang. Das Sortiment war spärlich: gehäutete und ausgeweidete Ratten, vertrocknete, runzlige Pilze - wer weiß woher - sowie quadratisch geschnittenes Moos. Alle Produkte waren stolz mit Preisschildern ausgezeichnet, zumeist ein Stück Zeitungspapier, mit einer Patronenhülse beschwert, auf dem in kalligrafischer Schrift Zahlen standen.
    Außer ihnen gab es so gut wie keine

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