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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Linie. Außerdem hatten die Bewohner der Station Dinamo von ihren Vorfahren eine Begabung für das Schneiderhandwerk vererbt bekommen; von dort stammten also jene Schweinslederjacken, die Artjom am Prospekt Mira gesehen hatte.
    Von diesem Ende der Samoskworezkaja-Linie drohte keine Gefahr, und in all den Jahren des Lebens in der Metro waren weder Sokol noch Aeroport, noch Dinamo jemals angegriffen worden. Die Hanse erhob keine Ansprüche, begnügte sich mit einer Zollgebühr und gewährte ihnen zugleich Schutz vor den Faschisten und den Roten.
    Die Bewohner der Belorusskaja waren fast ausnahmslos im Handel tätig. Weder die Viehzüchter von Sokol noch die Schneider von Dinamo hielten sich hier lange auf, um ihre Waren selbst an den Mann zu bringen, denn mit dem Großhandel machten sie einen hervorragenden Schnitt. Die »Leute von der anderen Seite«, wie sie hier genannt wurden, transportierten ihre Schweinehälften oder lebenden Hühner auf handbetriebenen Draisinen und Loren heran, entluden sie - wozu auf den Bahnsteigen sogar eigene Hebekräne errichtet worden waren -, rechneten ab und kehrten sogleich wieder nach Hause zurück.
    Das Leben an der Station tobte. Flinke Händler - an der Belorusskaja hießen sie aus irgendeinem Grund Manager - liefen zwischen dem sogenannten Terminal - dem Abladeplatz -und den Lagerräumen hin und her, klimperten mit ihren Patronensäckchen herum und gaben den kräftigen Packern Anweisungen. Karren mit Kisten und Bündeln rollten lautlos auf gut geölten Rädern zu einer Reihe von Verkaufsständen an der Grenze zur Ringlinie - wo die Waren von den Kaufleuten der Hanse entgegengenommen wurden - oder ans andere Ende des Bahnsteigs - wo die Emissäre des Reichs auf ihre Bestellungen warteten.
    Es waren nicht gerade wenige Faschisten unterwegs - zumeist Offiziere, keine einfachen Soldaten. Doch benahmen sie sich hier ganz anders: zwar durchaus mit einer gewissen Dreistigkeit, aber stets im Rahmen des Zumutbaren. Die dunkleren Typen, derer es einige unter den Händlern und Verladearbeitern gab, betrachteten sie mit Missfallen, sie unternahmen jedoch keine Versuche, hier ihre eigene Ordnung durchzusetzen.
    »Wir haben ja auch Banken«, verriet ihnen ihr Gegenüber. »Viele von denen - aus dem Reich - kommen zu uns, um angeblich irgendwelche Waren abzuholen, aber eigentlich wollen sie hier ihr Erspartes anlegen. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass sie uns etwas tun werden. Wir sind für sie so etwas wie früher die Schweiz.«
    »Gut habt ihr es hier«, bemerkte Artjom.
    Sogleich erkundigte sich Leonid Petrowitsch höflich: »Aber warum reden wir die ganze Zeit nur von uns? Woher kommt ihr denn eigentlich?«
    Ulman tat so, als sei er mit seinem Fleisch beschäftigt und habe die Frage überhört. Artjom sah ihn an und erwiderte dann: »Ich bin von der WDNCh.«
    »Was Sie nicht sagen! Wie furchtbar!« Leonid Petrowitsch legte Gabel und Messer beiseite. »Dort soll es ja ganz schlimm sein. Ich habe gehört, dass die Leute da mit letzter Kraft die Stellung halten. Die halbe Station soll schon umgekommen sein. Stimmt das?«
    Artjom blieb das Fleisch im Hals stecken. Was immer auch geschah, er musste zur WDNCh zurück, um seine Leute noch einmal zu sehen. Wie konnte er da kostbare Zeit mit Essen vergeuden? Er schob den Teller weg, zahlte und zog den protestierenden Ulman mit sich -vorbei an den Verkaufsständen mit Fleisch und Kleidung, an aufgehäuften Waren, an Händlern, umherwuselnden Packern, stolzierenden faschistischen Offizieren - bis zur eisernen Absperrung vor dem Übergang zur Ringlinie. Über dem Zugang hing ein weißes Stück Stoff mit einem braunen Ring in der Mitte, und zwei bewaffnete Männer in der bekannten grauen Tarnuniform kontrollierten dort die Papiere und durchsuchten das Gepäck.
    Der Übergang zur Hanse vollzog sich absolut reibungslos. Ulman, der noch immer an seinem Fleisch kaute, wühlte in seiner Jackentasche, zog einen unscheinbaren Brief hervor und hielt ihn den Grenzern hin. Diese schoben ohne weitere Diskussion eine der Absperrungen beiseite und ließen sie passieren.
    »Was ist das denn für ein Schrieb?«, erkundigte sich Artjom.
    »Ach, nur so«, scherzte Ulman. »Die Urkunde zur Medaille >Für die Verdienste um das Vaterlands Es gibt eben so gut wie keinen hier, der unserem Oberst nicht was schuldet.«
    Die Grenzanlage der Ringlinie war eine seltsame Mischung aus Festung und Handelslager. Der zweite Grenzposten begann hinter der kleinen Brücke, die über

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