Metro2033
in diesem Moment die kräftige Bassstimme des Kommandeurs. Die Rast war zu Ende - und Artjom hatte es nicht einmal geschafft, eine Kleinigkeit zu essen.
Er und Schenja kletterten auf die Draisine, die Hebel quietschen los, die Ersatzlederstiefel hämmerten über den Betonboden - und schon hatte sie der Tunnel wieder.
Diesmal bewegte sich der Trupp schweigend voran. Lediglich der Kommandeur hatte Kirill zu sich gerufen und beriet sich leise mit ihm, während sie gingen. Artjom hatte weder den Wunsch noch die Kraft, ihnen zu lauschen - die verdammte Draisine beanspruchte all seine Energie.
Der Schlussmann ging allein und fühlte sich sichtlich unwohl dabei. Immer wieder blickte er ängstlich über seine Schulter. Artjom stand mit dem Gesicht zu ihm auf der Draisine und sah deutlich, dass von hinten keinerlei Gefahr drohte - er selbst jedoch verspürte seinerseits einen unwiderstehlichen Drang, sich umzudrehen und nach vorne zu schauen. Diese Angst und Unsicherheit verfolgten ihn ständig, und nicht nur ihn. Jedem einsamen Wanderer in der Metro war dieses Gefühl bekannt, es gab sogar ein eigenes Wort dafür: Tunnelangst. Wenn du einen Tunnel entlanggehst, besonders mit einer schlechten Lampe, glaubst du ständig, dass die Gefahr direkt hinter deinem Rücken lauert. Wer weiß, wer oder was dort ist und wie es die Welt wahrnimmt ... Schließlich wird die Anspannung so unerträglich, dass du dich blitzartig umdrehst, die Schwärze mit dem Lichtstrahl durchfährst - aber dort ist nichts. Stille. Leere.
Anscheinend alles ruhig. Doch während du nach hinten blickst, in die Finsternis starrst, bis dir die Augen schmerzen, verdichtet sie sich schon wieder hinter deinem Rücken, und du spürst erneut das Verlangen, dich herumzureißen und mit der Lampe in die andere Richtung zu leuchten - könnte ja sein, dass sich inzwischen jemand angeschlichen hat. Hier ist das Wichtigste, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren, sich dieser Angst nicht hinzugeben, sich klarzumachen, dass das alles nur eine Täuschung ist, dass es keinen Grund zur Panik gibt, schließlich war nichts zu hören.
Aber genau das ist die Schwierigkeit: Sich selbst in den Griff zu bekommen. Vor allem, wenn man allein unterwegs ist. Manche haben auf diese Weise schon den Verstand verloren. Konnten sich einfach nicht mehr beruhigen, nicht einmal, nachdem sie eine bewohnte Station erreicht hatten. Später kamen sie natürlich wieder etwas zu sich, aber sie konnten sich nicht mehr überwinden, den Tunnel erneut zu betreten. Sofort wurden sie von dieser erdrückenden Panik erfasst, die jeder Bewohner der Metro kannte, die für sie jedoch zu einer gefährlichen Anwandlung geworden war.
»Keine Angst, ich schaue!«, rief Artjom dem Schlussmann zu. Dieser nickte, doch nach ein paar Minuten hielt er es nicht mehr aus und sah sich erneut um. Das Unbehagen war einfach zu stark ...
»Einer von Serjogas Bekannten ist auf diese Weise irre geworden«, sagte Schenja leise, als er begriff, was Artjom meinte. »Er hatte allerdings einen ernsthaften Grund dafür. Stell dir vor, der wollte tatsächlich allein den Tunnel bei der Sucharewskaja durchqueren, von dem ich dir erzählt habe. Der Typ hat's überlebt. Und weißt du, warum?« Schenja grinste. »Weil er sich weiter als bis Meter 100 nicht getraut hat. Als er losging, war er ein mutiger, entschlossener Mann. Ha, ha. Nach zwanzig Minuten kommt er wieder zurück, die Augen aufgerissen, die Haare stehen ihm zu Berge vor Angst, und er bringt kein menschliches Wort heraus. Sie haben dann auch nichts weiter aus ihm herausgekriegt. Seither spricht er nämlich völlig zusammenhangloses Zeug, eigentlich blökt er meistens. Und setzt keinen Fuß mehr in irgendeinen Tunnel. Er hängt an der Sucharewskaja rum und bettelt. Dort ist er jetzt der Narr in Christo. Alles klar?«
»Ja«, erwiderte Artjom unsicher.
Eine Zeit lang bewegte sich der Trupp in völliger Stille. Artjom arbeitete weiter vor sich hin, während er versuchte, sich eine glaubhafte Argumentation zurechtzulegen, mit der er beim Posten am Ausgang der Rischskaja durchkäme - als er plötzlich begriff, dass ihn ein langsam anwachsendes Geräusch beim Denken störte. Das Geräusch, das aus dem Tunnel vor ihnen kam, war zunächst kaum vernehmbar gewesen, irgendwo an der nicht fassbaren Grenze zwischen der hörbaren Frequenz und dem Ultraschallbereich. Fast unmerklich wurde es stärker, und Artjom hätte gar nicht zu sagen vermocht, ab welchem Augenblick er es zu hören
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