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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Gü­ter ei­ner von der Er­de im­por­tie­ren läßt? Sie ha­ben Lie­fer­ver­trä­ge in Kern­brenn­stoff und Ener­gie mit uns ab­ge­schlos­sen, die sie nicht er­fül­len.“
    „Du kommst ja rich­tig in Fahrt bei dem The­ma. Ich ha­be eu­re Pro­spek­te ge­le­sen, bin aber im­mer noch nicht si­cher, ob ich in ei­ner Raum­ko­lo­nie le­ben möch­te.“
    „Du bist – nach un­se­rer Ter­mi­no­lo­gie – ein Schol­len­typ. Der Aus­druck be­zieht sich auf die schon sprich­wört­li­che Ein­stel­lung des Bau­ern, der sich wei­gert, das Stück Land zu ver­las­sen, auf dem er ein­mal sitzt. Grund­sätz­lich kann un­se­re Wer­be­ab­tei­lung auch sol­che Men­schen mo­ti­vie­ren, aber der Auf­wand lohnt sich nicht.
    Der per­fek­te Schol­len­typ stellt ei­ne über­aus re­sis­ten­te Kom­bi­na­ti­on aus Be­sitz- und Ka­stra­ti­ons­kom­plex dar und ist prak­tisch nur mit Waf­fen­ge­walt von sei­nem Be­sitz zu ver­trei­ben – und manch­mal muß man ihn tat­säch­lich er­schie­ßen. Er hat sich frei­wil­lig zu ei­nem Da­sein im Get­to kon­di­tio­niert, das er für sein Pa­ra­dies hält.“
    Gor­dell lach­te und frag­te: „Was hast du bei der Ex­öko für einen Job?“
    „Ich be­ar­bei­te Re­kla­ma­tio­nen eta­blier­ter und mo­ti­vie­re po­ten­ti­el­le Aus­sied­ler.“ Er lä­chel­te ent­schul­di­gend, an­gel­te mit der Ga­bel ei­ni­ge schwärz­li­che Stück­chen, die nach Pilz aus­sa­hen, aus dem Es­sen und pla­zier­te sie sorg­fäl­tig am Tel­ler­rand. „Da­zu ha­be ich noch drei oder vier Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen – wenn man gut ist als Be­ra­ter, spricht sich das schnell her­um.“
    „Wie­so ist dei­ne Vi­di­fon-Num­mer ge­heim?“
    „Nicht mei­ne Idee. Ei­ner mei­ner Ar­beit­ge­ber ver­langt es.“
    Lar­kos schnitt sein Raum­hörn­chen­fi­let in schma­le Strei­fen, tunk­te sie der Rei­he nach in ein Näpf­chen mit Sau­ce und steck­te sie in den Mund.
    „Hast du ei­gent­lich den Ein­druck“, frag­te er kau­end, „daß die Ge­schi­cke der Er­de auf di­rek­te oder kom­pli­zier­te Wei­se mit dei­ner Per­son zu­sam­men­hän­gen? Wie du wahr­schein­lich weißt, wä­re das ein ernst­haf­tes An­zei­chen für Pa­ra­noia.“
    „Und wenn es so wä­re – was wür­dest du sa­gen?“ frag­te Gor­dell. Er nä­her­te sich dem En­de des Mah­les. Sei­ne Ga­bel leg­te den Bu­ckel in der Tel­ler­mit­te frei, der neu­er­dings üb­lich war, um die Por­tio­nen grö­ßer er­schei­nen zu las­sen.
    „Mes­sias­kom­plex“, mur­mel­te Lar­kos, „nicht sehr ori­gi­nell – we­der bei Kin­dern noch bei Er­wach­se­nen. Of­fen ge­stan­den glau­be ich dir nicht, daß du wirk­lich so denkst – es hät­te frü­her auf­fal­len müs­sen.“
    „Die Al­ter­na­ti­ve wä­re, daß mei­ne Be­fürch­tun­gen be­rech­tigt sind – daß mei­ne Vi­sio­nen die tat­säch­li­che Zu­kunft zei­gen.“
    „Du meinst – pro­phe­ti­sche Träu­me? Nicht aus­zu­schlie­ßen. Die Fachli­te­ra­tur führt Fäl­le an, in de­nen ei­ne Pho­bie den von ihr Be­fal­le­nen Jah­re spä­ter vor ei­ner le­bens­ge­fähr­li­chen Si­tua­ti­on ret­te­te.“
    „Und in mei­nem Fall?“
    Lar­kos zuck­te mit den Ach­seln und sag­te: „Das lie­ße sich not­falls kon­stru­ie­ren. Hell­sich­tig­keit. Aber es ist völ­lig uto­pisch, dar­aus Ka­pi­tal schla­gen zu wol­len. Die Leu­te wür­den dich eher stei­ni­gen als dir glau­ben. Du könn­test höchs­tens die ei­ge­ne Haut ret­ten, wenn du auf den Ver­such – auf je­den Ver­such – ver­zich­te­test, an­de­re an dei­nem ‚Wis­sen’ teil­ha­ben zu las­sen.“
    „Ret­ten – wo­hin?“
    „Nun, auf ei­ne Raum­ko­lo­nie. Ich dach­te, wir hät­ten uns ge­ei­nigt, daß sie die An­grei­fer sind. Und – wenn dein Zwei­tes Ge­sicht nicht irrt – auch ge­win­nen.“
    „Ich bin kei­nes­wegs da­von über­zeugt, aber neh­men wir es an.“
    „Weißt du – es ist schon ko­misch“, sag­te Lar­kos und steck­te zu Gor­dells Er­stau­nen die pilzar­ti­gen Stück­chen, die er vor­her so akri­bisch aus­sor­tiert hat­te, nach­ein­an­der in den Mund. „Pri­vat bin ich ei­gent­lich noch im­mer ver­blüfft, wie rei­bungs­los sich das ge­wal­ti­ge

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