Metropolis brennt
Kellner hatte den Raum schon verlassen, und Mr. Minopoulos trat an den Tisch. Er verbeugte sich lächelnd und sagte: „Das Mahl der Herren beinhaltet eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses. Sie gehört Ihnen, falls Sie werden fündig. Ich wünsche Ihnen gesegneten Appetit.“
Er verbeugte sich erneut und verließ das Séparée.
„Also gut“, sagte Larkos und nahm sein Besteck in die Hände, „da ich dich nicht für einen akuten Psychotiker halte, kannst du mir vermutlich Näheres über die Inhalte deiner Visionen erzählen – und über die Gedanken, die sie begleiten. Woher kommen zum Beispiel die Außerirdischen, die dir so im Magen liegen?“
„Es sind keine – Exoterrestrier, Larkos. Schon damals, als wir sie erfanden, waren sie nur Symbole für die beim Menschen leider übliche intraspezifische Aggression. So weit bin selbst ich als Laie gekommen.“
„Aha – und was müßte deiner Meinung nach geschehen, damit sich diese bedauerliche Eigenschaft unter Brüdern zu einem Atomkrieg auswächst – denn darauf laufen deine Träume doch hinaus?“
„Nicht viel, vermute ich. Nur noch ein bißchen mehr Konkurrenz; ein weiteres Anwachsen der Bevölkerung, Futterneid bei abnehmenden Ressourcen. Du bist ein wenig zynisch, alter Freund, aber ich furchte, was dann geschieht, wird selbst dich überraschen.“
„Wir sind dabei, diesen Innendruck ganz geschickt abzuleiten. Zumindest hat speziell meine Firma, die ExÖko, ein Ventil geschaffen – die Raumkolonien. Paradoxerweise sind es eben diese Filialen der Erde, die eine neue Kriegsgefahr heraufbeschwören. Unsere Verständigungsschwierigkeiten mit ihnen erinnern zuweilen an die Politik der Alten Staaten …“
Gordell, der eine Olive aufgespießt hatte, ließ seine Gabel halb erhoben in der Luft hängen. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzlichen Grimasse, während sein Blick sich starr in die Ferne richtete, als sähe er dort etwas Entsetzliches.
Dann begann seine Hand mit der Gabel zu zittern, die Olive fiel auf den Tisch. Gordell beachtete sie nicht und sag te: „In meinen Träumen – es sind auch nicht die Weltraumkolonisten, die uns angreifen werden, Larkos – die Feinde sind auf der Erde . Die Meldungen über die feindliche Haltung der Ausgewanderten sind falsch.“
Larkos, der ihn aufmerksam betrachtet hatte, schwieg eine Weile. Dann sagte er: „In deinen Visionen , Gordell. Aber du wirst zugeben, daß augenblicklich nur die Kolonien dafür in Frage kommen. Mir als Berater der ExÖko fällt es bestimmt nicht leicht, dies zuzugeben – aber diese Menschen in den Habitaten scheinen einen geradezu pathologischen Haß auf ihre ehemalige Heimat entwickelt zu haben.“
„Und welche Gründe sollten sie dazu haben?“ fragte Gordell leise und spießte ein Stückchen venusianischen Tintenfisch auf seine Gabel.
„Glaubst du, daß sie so etwas brauchen ?“ erwiderte Larkos. „Wenn sie sich einmal in die Köpfe gesetzt haben, daß wir ihre Konkurrenten sind und ihnen übelwollen, können sie das für sich selbst leicht beweisen. Die Anlässe zu den früheren Kriegen waren ebenso lächerlich.“
„Trotzdem – welchen Vorwand könnten sie angeben?“
„Keine Ahnung. Eigentlich haben sie allen Grund, zufrieden zu sein. Der Komfort ist weit größer als auf der überbevölkerten Erde. Die Arbeit wird zum größten Teil von Automaten verrichtet, und es gibt in den Habitaten kaum einen Luxus, den sich nicht auch ein Faulpelz leisten könnte.
Aber offenbar haben sie keine Lust, ihre Schulden bei uns abzutragen, obwohl sie kaum wissen, wohin mit dem Geld. Hast du gewußt, daß sie den Lebensstandard daran messen, wie viele überflüssige
Weitere Kostenlose Bücher