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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zwan­zig Schrit­te viel­leicht dicht am Rand der Wup­per und da­mit am En­de der so­zia­len Stu­fen­lei­ter, ge­le­gent­lich von trä­gen Schwa­den um­wa­bert, die wie Mor­gen­ne­bel aus dem er­hitz­ten Was­ser auf­stei­gen, er­hebt sich das rost­zer­fres­se­ne Fah­rer­haus ei­nes ab­ge­wrack­ten 30-Ton­ner-Die­sels. Wie al­le die­se brum­men­den Last­zü­ge ist auch er vor Jah­ren den krie­ge­ri­schen Kon­flik­ten auf den Öl­fel­dern des Per­si­schen Golfs zum Op­fer ge­fal­len. Nur der Fah­rer hat ihn nicht auf­ge­ge­ben und er­klärt je­dem Be­su­cher un­ge­be­ten die Funk­tio­nen des stau­bi­gen Ar­ma­tu­ren­bret­tes.
    Knir­schend öff­net sich jetzt die Tür, und Mu­sik dringt her­aus; wild und knal­lig, rhyth­misch und ro­ckig und nur ge­le­gent­lich von dem hei­se­ren Kräch­zen ei­nes Stör­sen­ders un­ter­bro­chen. Noch im­mer ha­ben es die fei­nen Pin­kel nicht auf­ge­ge­ben, die Pi­ra­ten­sen­der der Prols zu be­kämp­fen, auch wenn je­der sieg­rei­chen Schlacht zehn Nie­der­la­gen fol­gen.
    Pi­ke schnei­det ei­ne Gri­mas­se. So­viel zu den Pin­keln, sagt sie sich und schiebt ge­dan­ken­ver­lo­ren ihr syn­the­ti­sches Kleid ein we­nig hö­her. Seit der be­sorg­nis­er­re­gen­den Ver­schär­fung der in­ter­na­tio­na­len La­ge soll­ten die­se Bur­schen an­de­re Din­ge im Kopf ha­ben, als uns das Le­ben ma­dig zu ma­chen.
    Mit ei­nem Satz schwingt sich in die­sem Mo­ment Zel­ter aus dem Fah­rer­haus, des­sen Wind­schutz­schei­ben schwarz ge­stri­chen sind, steppt ei­ni­ge Schrit­te über das Kopf­stein­pflas­ter am Wup­pe­ru­fer und schlen­dert dann auf die bei­den Fäs­ser und den Obst­kis­ten ver­schlag zu, die sich um das Vi­deo grup­pie­ren.
    Im Hin­ter­grund er­tönt Ge­läch­ter. Zwei Stim­men stöh­nen im Lie­bes­rausch, und Pi­ke greift hef­ti­ger zwi­schen ih­re Schen­kel. Es­sens­dunst treibt her­an. Boh­nen aus NA­TO-Kon­ser­ven und ge­grill­tes Rat­ten­fleisch. Un­ge­würzt, denn die größ­ten Dea­ler des Tals sor­gen der­zeit für ei­ne künst­li­che Ver­knap­pung des Würz­mit­te­l­an­ge­bots, um die Prei­se in die Hö­he zu trei­ben. Vor der Rui­ne des al­ten Ver­si­che­rungs­ge­bäu­des, des­sen Fassa­de ruß­ge­schwärzt ist und noch deut­lich sicht­ba­re Nar­ben von dem Gra­na­ten­be­schuß der Ma­ro­deu­re trägt, rös­ten drei Frau­en einen Hund über of­fe­nem Feu­er. Wol­ken drif­ten vom Ho­ri­zont her­an und schie­ben sich vor die Ster­ne. Schlecht für die oh­ne­hin an­ge­knackste Mo­ral der stahl­har­ten Raum­fah­rer auf Io. Seit ei­nem Jahr kei­ne Ver­sor­gungs­son­den von der Er­de, der Kom­man­deur von Le­ber­zer­set­zung elend da­hin­ge­rafft und dann auch noch Wol­ken, die sie von den Bli­cken der in­ter­es­sier­ten Öf­fent­lich­keit ab­schir­men.
    Wer hält so was schon aus, frag­te sich Pi­ke, mit dem Mit­tel­fin­ger der rech­ten Hand die feuch­ten Schamlip­pen tei­lend und hö­her glei­tend den Kitz­ler strei­chelnd. Man hal­te sich das vor Au­gen: Jah­re­lang nur der Ju­pi­ter über den Feu­er und Gas spu­cken­den Vul­ka­nen, Com­pu­ter­sex, ei­ne Hand­voll Kris­tall­cas­set­ten mit schlech­ten Vi­deo-Dra­men und nicht ein ein­zi­ger Mi­kro­film­brief von der Ehe­frau da­heim. Schwer­brüs­ti­ge Astro­nau­t­en­gat­tin­nen, die längst schon der Treue ab­ge­schwo­ren ha­ben und wahl­los mit je­dem Pin­kel von den Hän­gen schla­fen, um die War­te­zeit bis zur Über­wei­sung der Wit­wen­ren­te zu über­brücken. Kein Wun­der, daß un­se­re tap­fe­ren Raum­fah­rer rei­hen­wei­se den küh­len Kopf ver­lie­ren und un­flä­ti­ge Funk­sprü­che zur Er­de sen­den.
    Zel­ter hat Tods Bier­faß er­reicht und bleibt ste­hen. Mehr­mals schnieft er ge­gen S.S. Win­ters all­abend­li­chen Kom­men­tar an, holt ein eselsoh­ri­ges Pin-up-Fo­to aus der Ge­säß­ta­sche sei­ner zer­fled­der­ten Ho­se her­vor und starrt die knacki­ge Blon­di­ne knap­pe fünf Se­kun­den mit ei­nem schwei­ni­schen Grin­sen an.
    „Ich hab’ Lust, ’ne Pin­kel-Schnal­le auf­zu­rei­ßen“, er­klärt Zel­ter un­ge­fragt. „Ei­ne, die nach Dr. Knö­ters Mo­schus­deo duf­tet und

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