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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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dar­um, daß aus­ge­rech­net in die­ser Nacht wie­der ein pein­li­cher Um­welts­kan­dal auf­ge­deckt wur­de – Pes­ti­zi­de im Oran­gen­kon­zen­trat. Ein Mixdrink aus Jaf­fa­saft und Te­tra­chlo­ra­zoxy­ben­zol für die schnei­di­gen jun­gen Män­ner fern auf Io.
    Auch wenn die Fäh­ren aus Treib­stoff­man­gel nicht mehr von den Raum­hä­fen ab­he­ben und der Nach­schubstrom zum Ju­pi­ter­mond ver­si­cker­te, ist dies ein glat­tes At­ten­tat auf die Welt­raum­for­schung.
    „Da trink ich doch nur noch schwarz­ge­brann­ten Schnaps“, ver­si­chert Tod, re­kelt sich in der krum­men Wöl­bung sei­nes ta­pe­zier­ten Fas­ses und sieht gri­mas­sie­rend die neues­ten Nach­rich­ten im Bat­te­rie­vi­deo. Prä­sen­tiert wer­den sie in kol­le­gia­ler Zu­sam­men­ar­beit von Gott­fried Muhn und Ste­fan Se­bas­ti­an Win­ter, den be­lieb­ten Mo­de­ge­cken vom Ka­nal 6, die stets ein ent­zücken­des Bon­mot zur Hand ha­ben. Selbst die Bil­der vom Bio­che­mi­schen Krieg am Per­si­schen Golf wur­den in man­cher Hin­sicht durch die ge­witz­te Kom­men­tie­rung ent­schärft, und nicht oh­ne Grund be­ka­men Muhn und Win­ter letz­tes Jahr den Bun­des­film­preis für mensch­li­chen Jour­na­lis­mus ver­lie­hen.
    Doch auch das küm­mert Tod nicht die Boh­ne. Er in­ter­es­siert sich al­lein für den viel­ver­spre­chen­den Rü­schen­aus­schnitt im Glit­zer­kleid der Wet­ter­maid und war­tet un­ge­dul­dig dar­auf, daß end­lich Hit­ze und Son­nen­schein vor­her­ge­sagt wer­den. Denn ab drei­ßig Grad legt die on­du­lier­te Da­me ei­ner al­ten Tra­di­ti­on fol­gend sämt­li­che Hül­len ab und preist las­ziv und ero­tisch mit den Hin­ter­ba­cken wa­ckelnd Dr. Knö­ters Mo­schus­deo für die schöns­ten Stun­den zu zweit an.
    „Scheiß­ap­pa­rat“, be­schwert sich Gorch nörg­le­risch. Gorch wohnt ne­ben­an in der al­ten Öl­ton­ne mit dem aus­ge­fran­s­ten Bam­bus­vor­hang und der ver­blaß­ten Ewo-Si­gna­tur und be­trach­tet Muhns ro­si­ges Pfaf­fen­ge­sicht voll er­prob­tem Arg­wohn. „Nich mal Riech­sen­sos hat der Drecks­kas­ten. Mansch, wo gibt’s denn so was? Wie soll ich denn wis­sen, ob ich mir die­ses phan­tas­ti­sche, preis­wer­te und ga­ran­tiert ver­füh­re­ri­sche Deo kau­fen soll, wo ich’s nich mal rie­chen kann? Das ist doch’n har­ter Schlag für die gan­ze Wer­be­bran­che.“
    „So lie­gen die Din­ge eben.“ Tod scheint Dr. Knö­ters Mo­schus­deo schnurz zu sein. Sei­ne Gleich­gül­tig­keit ist nicht ge­spielt. Er kratzt die ro­sa­be­haar­te Brust und läßt sich von Win­ter über das Trei­ben der Ma­ro­deu­re in Süd­deutsch­land in­for­mie­ren. Die Welt steckt vol­ler Ge­fah­ren, und will man über­le­ben, muß man über ein gut aus­ge­bau­tes Vor­warn­sys­tem ver­fü­gen. „Au­ßer­dem kaufst du dir so­wie­so nicht Dr. Knö­ters Stink­zeug. Das gibt’s näm­lich nur hin­ter der Mau­er bei den fei­nen Pin­keln.“
    Gorch spuckt be­zeich­nend aus. „Mir geht’s nich um das ek­li­ge Deo“, sag­te er wür­de­voll. „Mir geht’s um die Riech­sen­sos. We­nigs­tens rie­chen will ich was.“
    „Auf der Hal­de gab’s eben kein Vi­deo mit Riech­sen­sos.“ Pi­ke ist be­lei­digt. Schließ­lich – was kann sie da­für? Und über­haupt! „Auf der Hal­de gibt’s die noch nicht. Die sind noch zu neu. Frü­he­s­tens in drei Mo­na­ten oder was schmei­ßen die fei­nen Pin­kel die ers­ten Vi­deos mit Riech­sen­sos weg. Das weiß doch je­der hier un­ten im Tal, daß bei uns der Wohl­stand erst mit Ver­spä­tung zu­schlägt.“ Pi­ke streicht mit der fla­chen Hand über das gur­ken­för­mi­ge Haar­bü­schel, das auf ih­rem an­sons­ten ganz und gar kah­len und but­ter­gelb la­ckier­tem Schä­del wu­chert, zieht die un­be­strumpf­ten, doch zwei­fel­los ent­zücken­den Jung­mäd­chen­bei­ne an und sieht dann wie­der zum Vi­deo, wo das elek­tro­ni­sche Ther­mo­me­ter der Wet­ter­kar­te bei neun­und­zwan­zig Grad Cel­si­us zum Still stand kommt. „Kei­ne Show für heu­te“, seufzt sie ent­täuscht. „Da­bei hat die so hüb­sche Tit­ten, die­se Wet­ter­maid.“
    „Das“, nickt Tod er­grimmt, „wird dem Ab­satz von Dr. Knö­ters Mo­schus­deo

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