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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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einen ganz ge­wal­ti­gen Drall nach un­ten ge­ben. Wenn’s kei­ne Show gibt, schließ ich mich Gorch an und kauf auch kein Deo. Nicht ei­ne ein­zi­ge Fla­sche.“
    Gorch ist na­tür­lich eben­falls sau­er. „Man müß­te de­nen ’nen Brief schrei­ben, ’nen ge­sal­ze­nen Be­schwer­de­brief, da­mit de­nen mal glas­klar wird, was für ’ne him­mel­schrei­en­de Schwei­ne­rei die sich da leis­ten. Viel­leicht is das Ther­mo auch ge­türkt. Viel­leicht wol­len die der Maid nur kein Stri­pho­no­rar aus­zah­len und hal­ten künst­lich die Tem­pe­ra­tur nied­rig. Und, Mansch, mor­gen wird’s trotz­dem tie­risch heiß. Ich trau de­nen al­les zu. Al­les. Selbst so was.“
    Die Wet­ter­kar­te wird aus­ge­blen­det und, Gott­fried ‚Jahwe’ Muhn und S. S. Win­ter lä­cheln jo­vi­al und mit blitz­blan­ken Plas­tik­ge­bis­sen die Mil­lio­nen TV-Nar­ren an. Es ist ein of­fe­nes Ge­heim­nis, daß die meis­ten Ge­büh­ren­zah­ler und al­le Schwarz­se­her seit Jah­ren nur auf ei­ne Pan­ne war­ten; dar­auf, daß das Stu­dio in die Luft ge­jagt wird oder Muhn die Maß­ho­se ver­liert und sei­nen halb­trans­pa­ren­ten Mi­nis­lip ent­blö­ßt. Je­doch teu­to­ni­sche Gründ­lich­keit und schlech­te Er­fah­run­gen mit sen­sa­ti­ons­lüs­ter­nen Zu­schau­ern ha­ben einen der­ar­ti­gen Skan­dal bis­lang ver­hin­dert. Ein Zu­stand, der – wie Tod nicht nur ein­mal pro­phe­zei­te – ein­fach un­halt­bar ist und der frü­her oder spä­ter weit­rei­chen­de ge­sell­schaft­li­che Aus­wir­kun­gen ha­ben wird.
    Tod greift wäh­rend der kur­z­en Pau­se, die im Be­sitz der Wer­be­leu­te ist und mit Spots für Hun­de­ku­chen, Ka­chel­bo­den­pfle­ge­mit­tel und bio­lo­gisch-dy­na­mi­sche Sei­fe aus­ge­füllt wird, hin­ter sich in das Bier­faß und tas­tet nach dem Ta­baks­beu­tel. Vor­sich­tig und kon­zen­triert dreht er ei­ne Zi­ga­ret­te und ach­tet sorg­sam dar­auf, daß nicht ein ein­zi­ger Krü­mel ver­lo­ren­geht. Seit­dem stän­dig mit ei­nem er­neu­ten Auf­tau­chen der Ma­ro­deu­re zu rech­nen ist und die Ro­bot­ko­pter über den Ber­gen krei­sen, ge­lan­gen kei­ne fri­schen Ta­bak­lie­fe­run­gen ins Tal. Selbst die Dea­ler le­ben nur noch von ih­ren ge­hei­men Not­vor­rä­ten.
    Die fer­ti­ge Zi­ga­ret­te setzt Tod an der Flam­me des Gas­ko­chers in Brand. Auf dem Bild­schirm weicht das grün und blau ka­rier­te Sei­fen­stück, mit dem sich so­gar die Jungs auf Io den Me­teor­staub aus den Arsch­fal­ten wa­schen, dem gü­ti­gen Ge­sicht der net­ten Oma von ne­ben­an, die mit dün­ner Grei­sen­stim­me die Vor­tei­le der Zeit­schrift Schö­ner ster­ben auf­zählt.
    Pi­ke, zu­sam­men­ge­kau­ert in ih­rem In­stant­bun­ga­low aus Obst­kis­ten lie­gend, über sich die Ster­ne, die kalt wie der De­zem­ber­wind in ei­nem El­ber­fel­der Hin­ter­hof und selbst für die tap­fe­ren Bur­schen von der Raum­fahrt­be­hör­de un­er­reich­bar sind, Pi­ke hat noch nichts für das Ster­ben üb­rig. Und das nicht nur, weil ih­re der­zei­ti­ge fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on nicht ein­mal das Be­gräb­nis ih­res mu­tier­ten Gold­hams­ters aus glück­li­chen Kin­der­ta­gen zu­las­sen wür­de. Pi­ke ist le­bens­hung­rig, und die ent­spann­te At­mo­sphä­re in der Faß­sied­lung am tiefs­ten Punkt des Tals be­stärkt sie noch in die­ser Hal­tung.
    Es gibt vie­le, die an­ders den­ken. Ge­rüch­ten zu­fol­ge gras­siert der Selbst­mord hin­ter der Mau­er an den Hän­gen. Die fei­nen Pin­kel sol­len wie die Flie­gen von ei­ge­ner Hand ster­ben und an­schlie­ßend sorg­fäl­tig für die Or­gan­ban­ken aus­ge­wei­det wer­den. An­de­re Ge­rüch­te spre­chen von ei­nem neu­en mo­di­schen Trend, der Emi­gra­ti­on nach Aus­tra­li­en.
    Für den nüch­ter­nen Be­trach­ter der welt­po­li­ti­schen Si­tua­ti­on ei­ne un­halt­ba­re An­nah­me. Schließ­lich ist Neu­see­land be­reits in der Hand der Chi­ne­sen, und nach den letz­ten Asia­ten-Po­gro­men in Perth und Syd­ney ist die La­ge ge­spannt.
    Pi­ke über­rascht das nicht.
    Das ent­setz­li­che Dra­ma auf Io, denkt sie, muß sich ja ir­gend­wie be­merk­bar ma­chen.
    Et­was wei­ter ent­fernt,

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