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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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um die­se Zeit auf der Fried­rich-En­gels-Al­lee und dem El­ber­fel­der Neu­markt me­ter­ho­he Schnee­ver­we­hun­gen ge­ge­ben hat. Die Kli­ma­ver­än­de­run­gen sind nur ein In­diz für die tief­grei­fen­den Um­wäl­zun­gen, die die Er­de in die­sen Ta­gen er­lebt. Über den stau­bi­gen Bo­den vor der lang­ge­streck­ten Dea­le­rei, die ei­ni­ge zu­tiefst ent­täusch­te Lum­pen­prols an­zu­ste­cken trach­ten, trabt Tod auf Pi­ke zu. Sei­ne kno­chi­ge Ge­stalt bebt vor Em­pö­rung. Aus der ros­ti­gen Kon­ser­ven­do­se, die er in der rech­ten Hand hält, spritzt Schnaps. Tod merkt es nicht. Er muß tat­säch­lich stink­sau­er sein, durch­fahrt es Pi­ke.
    „Con­tai­ner“, sagt Tod düs­ter, als er Pi­ke er­reicht und einen Schluck aus der Do­se ge­nom­men hat. „Hau­fen­wei­se Con­tai­ner rol­len über die Aus­fall­stra­ße auf die Au­to­bahn. Es­kor­tiert von Elek­tri­schen Zöll­nern, Ro­bot­ko­ptern und Pin­kel-Sol­da­ten. Du weißt, was das be­deu­tet?“
    Pi­ke zuckt die Ach­seln. „Ich kann es mir vor­stel­len.“
    Die Prols in der Nä­he dre­hen in­ter­es­siert die Köp­fe. Die Mel­dung über den Aus­zug der fei­nen Pin­kel ver­brei­tet sich wie ein Lauf­feu­er. Schließ­lich ge­lingt es den Lum­pen­prols, Feu­er an der Ba­sis der Vor­der­front zu ent­fa­chen; Qualm steigt über die Dea­le­rei in den wol­ken­lo­sen Him­mel. Das Kunst­stoff­haus wi­der­steht den Flam­men. Nur der Au­ßen­an­strich schmort da­hin. Die Lum­pen­prols schrei­en sich Ver­wün­schun­gen zu.
    „Kei­ne Dea­ler mehr“, klagt Tod. Sein blei­ches Ge­sicht wirkt noch kno­chi­ger und schma­ler als ge­wöhn­lich. „Kei­ne NA­TO-Kon­ser­ven. Das Vi­deo sen­det nicht mehr. Jahwe Muhn und Eses-Win­ter ha­ben sich als ers­te aus dem Staub ge­macht. Die Ka­ta­stro­phe ist da. Wir al­le sind be­trof­fen. Zum ers­ten Mal ver­mag ich nach­zu­emp­fin­den, wie den Jungs oben auf Io in die­sem Mo­ment zu­mu­te ist.“
    Gorch schiebt sich aus der Men­ge. Er we­delt mit ei­ner an­ge­kohl­ten, eselsoh­ri­gen Spie­gel -Aus­ga­be des Jah­res 1988. „Schaut, was ich ge­fun­den hab“, ruft Gorch zor­nig. „Mansch, und jetzt is kein ein­zi­ger Dea­ler da, um mir das Zeug ge­gen Dr. Knö­ters Mo­schus­deo ein­zut­au­schen. Ei­ne schö­ne Schei­ße, mei­ne Her­ren!“
    „Viel­leicht ma­chen die Dea­ler Ur­laub“, er­tönt es aus der Men­ge. „Die Pin­kel ma­chen im­mer Ur­laub. Das is ’ne glas­kla­re Pin­kel-Tour. Mor­gen kom­men die Dea­ler wie­der, und al­les is dop­pelt so teu­er. Je­de Wet­te!“
    „Aber die Con­tai­ner …“
    „Und was mach ich oh­ne Pin­kel-Schnal­le? Da werd ich doch mein Leb­tag lang me­lan­cho­lisch sein.“
    „Wenn die Pin­kel weg sind, schal­ten die viel­leicht die Elek­tro­ni­sche Mau­er aus.“
    „Mäns­ch!“
    „Klar, dann ho­len wir uns, was wir brau­chen.“
    „Dann wird der Hang zur Hal­de.“
    „Heißt das, daß der Wohl­stand aus­bricht?“
    „Zeit wird’s.“
    „Mit den Con­tai­nern schlep­pen die al­les fort.“
    „Al­les?“
    Pi­ke wen­det sich ab und bahnt sich ih­ren Weg durch die schwat­zen­de, auf­ge­reg­te Men­ge vor der Dea­le­rei. Wei­ter hin­ten, vor den Schau­fens­tern, in de­ren Rah­men noch im­mer Glass­plit­ter haf­ten, hockt die te­le­pa­thi­sche Rat­te auf dem Hin­ter­teil und nagt an ei­ner der Rie­sen­ka­rot­ten, wie sie jetzt vor dem Bar­mer En­gels-Haus wach­sen. Ei­ni­ge von ih­nen über­ra­gen so­gar Hrdlickas be­rüch­tig­te Mar­mors­kulp­tur. Die te­le­pa­thi­sche Rat­te schnup­pert arg­wöh­nisch.
    Die Roh­stoff­ver­sor­gung der lo­ka­len Pin­kel-Sied­lung, er­tönt ih­re Ge­dan­ken­stim­me in Pikes Kopf, ist durch das Vor­rücken der Ma­ro­deu­re im Sü­den und Wes­ten zu­sam­men­ge­bro­chen. Die Plu­to­kra­ten ha­ben Be­fehl zur Eva­ku­ie­rung nach Flens­burg ge­ge­ben. Le­dig­lich ein Zeit­ge­winn. Die his­to­ri­sche Ent­wick­lung ist ge­gen sie. Bald wird kei­ner mehr von ih­nen spre­chen.
    Pi­ke geht auf die te­le­pa­thi­sche Rat­te zu. Sie ist dick und schwer und noch nicht zu alt. Das Schat­ten­fell glänzt im Mit­tags­licht. Miß­trau­isch läßt die Rat­te die Ka­rot­te sin­ken. In

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