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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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999,8 auf der Con-Ed-Ska­la er­reich­te. Si­cher, sein Stick­stoff-Sau­er­stoff-Luft­re­zir­ku­la­ti­ons­sys­tem war alt, aber es war zu­ver­läs­sig. Sei­ne Was­s­er­klär­zel­len wa­ren un­wirk­sam und über­flüs­sig, aber Was­ser trank so­wie­so kei­ner mehr.
    Der Lärm war ein stän­di­ges un­auf­halt­ba­res und un­ent­rinn­ba­res Är­ger­nis. Doch Car­mo­dy hat­te auch ge­wußt, daß da­ge­gen kein Kraut ge­wach­sen war, seit man die ur­al­ten Schall­däm­mungs­ver­fah­ren ver­lo­ren hat­te. Es war das Schick­sal der ur­ba­nen Mensch­heit, als ge­fes­sel­te Zu­hö­rer­schaft zum An­hö­ren der Strei­te­rei­en, der Mu­sik und der Was­ser­spü­lun­gen von nächs­ten Nach­barn ver­dammt zu sein. Doch selbst die­se Fol­ter konn­te man er­träg­li­cher ge­stal­ten, in­dem man selbst ver­gleich­ba­re Ei­gen­ge­räusche er­zeug­te.
    Der täg­li­che Gang zur Ar­beit brach­te ge­wis­se Ge­fah­ren mit sich, doch die­se wa­ren eher un­wirk­lich als re­al. Be­nach­tei­lig­te He­cken­schüt­zen fuh­ren mit ih­ren frucht­lo­sen Pro­tes­ten von den Dä­chern her­ab fort und konn­ten ge­le­gent­lich so­gar einen un­vor­sich­ti­gen Nicht-Städ­ter zur Stre­cke brin­gen. Doch in al­ler Re­gel stand es nicht eben ro­sig um ih­re Ziel­küns­te be­stellt. Dar­über hin­aus hat­te die all­ge­mei­ne Be­nüt­zung leich­ter ku­gel­si­che­rer Klei­dung ein wei­te­res da­zu bei­ge­tra­gen, die Be­dro­hung durch sie zu ver­rin­gern, und schließ­lich kam noch das strik­te Ge­setz hin­zu, wel­ches das Tra­gen zu­sätz­li­cher Schuß­waf­fen strengs­tens ver­bot.
    Es läßt sich al­so kein be­stimm­ter Fak­tor her­aus­kris­tal­li­sie­ren, der für Car­mo­dys plötz­li­che Ent­schei­dung ver­ant­wort­lich sein konn­te, die Stadt zu ver­las­sen, die all­sei­tig als der Welt auf­re­gends­te me­ga­lo­po­li­ti­sche Kon­glo­me­ra­ti­on be­zeich­net wur­de. Man kann den Ent­schluß als will­kür­li­chen Im­puls, flüch­ti­gen Traum oder ein­fach als schie­re Per­ver­si­on an­se­hen, aber es bleibt die ein­fa­che, un­ge­schmink­te Tat­sa­che, daß Car­mo­dy ei­nes Ta­ges sei­ne Aus­ga­be der Dai­ly Ti­mes-News auf­schlug und dort die Wer­be­an­zei­ge ei­ner Mo­dell­stadt in New Jer­sey er­blick­te.
    „Kom­men Sie, le­ben Sie in Bell­wether, der wohl­mei­nen­den Stadt“, ver­kün­de­te die An­zei­ge. Es folg­te ei­ne Lis­te uto­pi­scher Ein­rich­tun­gen, die hier nicht ein­zeln auf­ge­zählt wer­den müs­sen.
    „Nicht schlecht“, sag­te Car­mo­dy und las wei­ter.
    Bell­wether war aus­ge­spro­chen ein­fach zu er­rei­chen. Man fuhr ganz ein­fach durch den Ulys­ses-S.-Grant-Tun­nel an der 43th Street, nahm die Ho­bo­ken Shunt Sub­road bis zur Pa­li­sa­des In­t­er­state Cros­so­ver, der man 3,2 Mei­len auf dem Blue-Char­lie Sor­ter Loop folg­te, was einen auf die US 5 (dem Hague Me­mo­ri­al Toll­way) führ­te, von wo man gan­ze 6,1 Mei­len bis zur Gar­den State Sup­ple­men­ta­ry Ac­cess Ser­vice Road fuhr, um sich dann west­lich zur Aus­fahrt 1731 A zu be­ge­ben, über die man King’s High­bridge Ga­te Road er­reich­te, auf der man schluß­end­lich noch 1,6 Mei­len zu­rück­le­gen muß­te, und schon war man da.
    „Al­le Wet­ter“, sag­te Car­mo­dy. „Das bring’ ich.“
    Und das brach­te er dann auch.
     
2
     
    Die King’s High­bridge Ga­te Road en­de­te in ei­ner äu­ßerst ge­pfleg­ten Ge­gend. Car­mo­dy stieg aus dem Wa­gen, und sah sich um. Et­wa ei­ne hal­be Mei­le wei­ter vorn sah er ei­ne klei­ne Stadt. Ein ein­zi­ges, win­zi­ges Orts­schild iden­ti­fi­zier­te sie als Bell­wether.
    Die Stadt war nicht in der tra­di­tio­nel­len ame­ri­ka­ni­schen Bau­wei­se er­rich­tet wor­den, der zu­fol­ge ei­ner Stadt im­mer die Ten­ta­kel von Tank­stel­len, Würst­chen­bu­den, Mo­tels und ei­ner an­sehn­li­chen Rei­he von Schrott­plät­zen vor­her­ge­hen muß­ten. Viel­mehr er­in­ner­te sie an ei­nes je­ner ver­träum­ten ita­lie­ni­schen Hü­gel­städt­chen, denn sie streb­te ab­rupt in die Hö­he, ganz oh­ne phy­si­sche Prä­am­bel, der Haupt­teil der Stadt prä­sen­tier­te sich un­ver­hüllt und auf einen

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