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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ich ja Sie.“
    „Ja, das stimmt“, ent­geg­ne­te Car­mo­dy und frag­te sich, wes­halb die Wor­te in sei­nen Oh­ren einen so un­er­freu­li­chen Ton­fall hat­ten.
    „Und Sie ha­ben selbst­ver­ständ­lich mich“, fuhr die Stadt fort. „Es han­delt sich um ei­ne re­zi­pro­ke Be­zie­hung, und das sind ei­gent­lich die ein­zi­gen Be­zie­hun­gen, die sich loh­nen. Aber nun, mein lie­ber Car­mo­dy, wür­de ich Sie ger­ne et­was in mir her­um­füh­ren. Wir kön­nen Sie seß­haft ma­chen und re­gu­la­ri­sie­ren.“
    „Wie bit­te?“
    „War nicht so ge­meint, wie es sich viel­leicht an­ge­hört hat“, sag­te die Stadt. „Es han­del­te sich ein­fach um einen un­glück­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Fach­aus­druck. Aber Sie ver­ste­hen doch si­cher, daß ei­ne re­zi­pro­ke Be­zie­hung be­stimm­te Vor­schrif­ten für bei­de Be­tei­lig­ten nö­tig macht. An­dern­falls könn­te sie nicht gut funk­tio­nie­ren, oder?“
    „Es sei denn, es han­delt sich um ei­ne Lais­sez-faire -Be­zie­hung.“
    „Wir wol­len doch ver­su­chen, uns des­sen zu ent­le­di­gen“, er­ei­fer­te sich Bell­wether. „Wis­sen Sie, lais­sez-faire wird sehr leicht zur Dok­trin der Emo­tio­nen, die un­auf­halt­sam zur Ano­mie führt. Wenn Sie mir bit­te hier­hin fol­gen wür­den …“
     
3
     
    Car­mo­dy ging über­all hin, wo­hin er ge­be­ten wur­de, und be­wun­der­te die Se­hens­wür­dig­kei­ten von Bell­wether ge­büh­rend. Er be­such­te das Kraft­werk, das Klär­werk, das In­dus­trie­ge­biet und die Stand­orte der leich­ten In­dus­trie. Er be­sah sich den Kin­der­spiel­platz und die Odd Fel­lows Hall. Er schlen­der­te durch ein Mu­se­um und ei­ne Kunst­ga­le­rie, ei­ne Kon­zert­hal­le und ein Thea­ter, ei­ne Ke­gel­bahn, einen Bil­lard­sa­lon, ei­ne Go-Kart-Bahn und ein Ki­no.
    Er wur­de schließ­lich mü­de und woll­te aus­ru­hen, doch die Stadt woll­te ihm noch mehr von sich zei­gen. Da­her muß­te Car­mo­dy sich auch noch das wuch­ti­ge fünf­ge­schos­si­ge Ame­ri­can-Ex­press-Ge­bäu­de an­se­hen, ge­folgt von der por­tu­gie­si­schen Syn­ago­ge, der Sta­tue von Buck­mins­ter Ful­ler, dem Bus­bahn­hof des Grey­hound und meh­re­ren an­de­ren At­trak­tio­nen.
    Schließ­lich hat­te er al­les über­stan­den. Car­mo­dy kam zu dem Schluß, daß die Schön­heit durch das Au­ge des Be­trach­ters ging, ein Teil aber auch durch des­sen Fü­ße.
    „Und nun ein Es­sen?“ frag­te die Stadt.
    „Fein“, sag­te Car­mo­dy.
    Er wur­de zum piek­fei­nen Ro­cham­beau Café ge­führt, wo e r mit pô­ta­ge au pe­tit pois be­gann und mit pe­tits fours en­de­te.
    „Wie wä­re es zur Krö­nung mit ei­nem herz­haf­ten Brie?“ woll­te die Stadt wis­sen.
    „Nein, dan­ke“, ant­wor­te­te Car­mo­dy. „Ich bin papp­satt. Im Grun­de ge­nom­men ha­be ich zu­viel ge­ges­sen.“
    „Aber Kä­se füllt doch nicht. Ein klei­nes Stück­chen erst­klas­si­gen Ca­mem­bert?“
    „Un­mög­lich.“
    „Viel­leicht ei­ni­ge er­le­se­ne Früch­te? Als Nach­tisch sehr er­fri­schend für den Gau­men.“
    „Mein Gau­men be­nö­tigt ge­wiß kei­ne Er­fri­schung“, be­harr­te Car­mo­dy.
    „Aber doch we­nigs­tens einen Ap­fel, ei­ne Bir­ne und ei­ni­ge Träub­chen?“
    „Nein, dan­ke.“
    „Ei­ni­ge Kir­schen?“
    „Nein, nein, nein!“
    „Oh­ne Früch­te ist ei­ne Mahl­zeit un­voll­stän­dig“, sag­te die Stadt.
    „Mei­ne Mahl­zeit schon“, gab Car­mo­dy zu­rück.
    „Vie­le le­bens­wich­ti­ge Vit­ami­ne sind nur in fri­schem Obst ent­hal­ten.“
    „Dann wer­de ich eben oh­ne sie da­hinve­ge­tie­ren müs­sen.“
    „Viel­leicht ei­ne hal­be Oran­ge, die ich ger­ne für Sie schä len wer­de. Zi­trus­früch­te ent­hal­ten fast gar kei­ne Bal­last­stof­fe.“
    „Ich kann aber nicht mehr.“
    „Nicht ein­mal ei­ne Vier­te­loran­ge? Ich wür­de auch al­le Ker­ne ent­fer­nen.“
    „Ganz be­stimmt nicht.“
    „Mir wä­re dann aber bes­ser zu­mu­te“, er­klär­te die Stadt. „Wis­sen Sie, ich ha­be einen Kom­plet­tie­rungs­drang. Und oh­ne Obst ist ei­ne Mahl­zeit eben nicht kom­plett.“
    „Nein! Nein! Nein!“
    „Schon gut, re­gen Sie sich doch nicht so auf“, sag­te die Stadt. „Ist

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