Metropolis brennt
ja schließlich Ihre Sache, wenn Ihnen das Essen nicht schmeckt, das ich Ihnen auftische.“
„Aber es schmeckt mir doch!“
„Also, wenn es Ihnen so gut schmeckt, warum essen Sie dann nicht noch ein wenig Obst?“
„Genug“, fugte Carmody sich schließlich drein. „Gib mir ein paar Trauben.“
„Ich möchte Sie aber zu nichts zwingen.“
„Du zwingst mich nicht. Gib sie mir.“
„Sind Sie sicher?“
„Her damit!“ brüllte Carmody.
„Hier, nehmen Sie“, sagte die Stadt und servierte ihm die herrlichsten Muskatellertrauben. Carmody aß sie alle. Sie waren ausgezeichnet.
„Entschuldigung“, meldete sich die Stadt. „Was tun Sie da?“ Carmody richtete sich auf und rieb sich die Augen. „Ich habe ein kleines Nickerchen gemacht“, sagte er. „Gibt es dagegen etwas einzuwenden?“
„Was sollte es gegen so ein natürliches Grundbedürfnis einzuwenden geben?“ erwiderte die Stadt.
„Danke“, sagte Carmody und schloß die Augen wieder.
„Aber weshalb wollen Sie Ihr Nickerchen im Sessel machen?“ fragte die Stadt.
„Weil ich eben schon in einem Sessel sitze und bereits halb eingeschlafen bin.“
„Sie werden Rückenschmerzen bekommen“, warnte ihn die Stadt fürsorglich.
„Keine Sorge“, murmelte Carmody, ohne die Augen zu öffnen.
„Warum machen Sie kein richtiges Nickerchen, vielleicht dort drüben auf dem Sofa?“
„Ich war hier bereits ausgezeichnet am Einschlafen.“
„Sie können sich unmöglich wohl fühlen“, widersprach die Stadt. „Die menschliche Anatomie ist für den Schlaf im Sitzen ungeeignet.“
„Meine augenblicklich schon“, sagte Carmody.
„Eben nicht. Warum versuchen Sie es nicht mit dem Sofa?“
„Der Sessel ist bequem genug.“
„Aber das Sofa ist bequemer. Bitte versuchen Sie es doch, Carmody. Carmody?“
„Hmm? Was ist los?“ sagte Carmody erwachend.
„Das Sofa. Ich bin wirklich der Meinung, Sie sollten auf dem Sofa schlafen.“
„Also gut“, willigte Carmody ein und rappelte sich auf. „Wo ist das Sofa?“
Er wurde aus dem Restaurant hinaus, eine Straße hinab und in ein Gebäude geführt, das Die Schlummerhalle hieß. Dort befanden sich ein Dutzend Sofas. Carmody ging zum nächststehenden.
„Nein, dieses nicht“, sagte die Stadt. „Eine Feder ist nicht in Ordnung.“
„Macht nichts“, bemerkte Carmody, „dann werde ich mich eben nicht drauf legen.“
„Das würde zu einer unbequemen und verkrampften Schlafhaltung führen.“
„Herrgott!“ fluchte Carmody und stand wieder auf. „Zu welchem würdest du mir raten?“
„Zu dem dort drüben“, erklärte die Stadt. „Es ist das größ te und beste hier. Der Neigungswinkel der Matratze wurde nach wissenschaftlichen Erkenntnissen berechnet. Die Kissen …“
„Schön und gut“, seufzte Carmody und legte sich auf das zugewiesene Sofa.
„Soll ich etwas einschläfernde Musik spielen?“
„Bemühe dich nicht.“
„Wie Sie wünschen. Ich werde aber das Licht löschen.“
„Fein.“
„Hätten Sie gerne eine Decke? Selbstverständlich regle ich die Temperatur hier, aber Schläfer haben oft einen subjektiven Eindruck von Kälte.“
„Spielt keine Rolle. Ich möchte jetzt meine Ruhe haben.“
„Schon gut!“ erwiderte die Stadt gekränkt. „Ich tue das nicht meinetwegen, müssen Sie wissen. Ich persönlich schlafe niemals.“
„Klar, tut mir leid“, entschuldigte sich Carmody.
„Schon gut.“
Es trat eine längere Stille ein. Schließlich richtete sich Carmody auf.
„Was ist los?“ erkundigte sich die Stadt.
„Jetzt kann ich nicht mehr schlafen“, antwortete Carmody.
„Schließen Sie die Augen und entspannen Sie bewußt jeden Muskel in Ihrem Körper. Beginnen Sie mit dem großen Zeh und arbeiten Sie sich dann systematisch vor bis zum …“
„Ich kann
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