Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
zu Bo­den fal­len.
    „Das“, be­schwer­te sich die Stadt, „ist ein ty­pi­sches Bei­spiel für die Ge­dan­ken­lo­sig­keit, die ich an­dau­ernd be­ob­ach­ten kann.“
    „Aber das ist doch nur ein Stück Pa­pier“, sag­te Car­mo­dy, der sich um­wand­te und das Pa­pier auf der an­sons­ten ma­kel­lo­sen Stra­ße be­trach­te­te.
    „Ge­wiß­lich ist es nur ein Stück Pa­pier“, kom­men­tier­te die Stadt. „Aber mul­ti­pli­zie­ren Sie das ein­mal mit hun­dert­tau­send Ein­woh­nern, was ha­ben Sie dann?“
    „Hun­dert­tau­send Ver­pa­ckungs­pa­pie­re von Can­dy­ri­e­geln“, er­wi­der­te Car­mo­dy, oh­ne zu zö­gern.
    „Ich fin­de das über­haupt nicht ko­misch“, maul­te die Stadt. „Si­cher woll­ten Sie doch nicht in­mit­ten all die­ser Pa­pie­re le­ben, oder? Ge­wiß nicht. Sie wä­ren der ers­te, der sich be­schwe­ren wür­de, lä­gen die Stra­ßen vol­ler Müll. Aber tun Sie Ih­ren Teil da­zu? Hin­ter­las­sen Sie im­mer al­les sau­ber? Selbst­ver­ständ­lich nicht! Das über­las­sen Sie mir, ob­wohl ich auch noch al­le an­de­ren Funk­tio­nen der Stadt rund um die Uhr aus­füh­ren muß, auch an Sonn­ta­gen.“
    Car­mo­dy beug­te sich hin­ab und hob den Pa­pier­bal­len wie­der auf. Doch be­vor er die Fin­ger dar­um schlie­ßen konn­te, schoß aus dem nächst­ge­le­ge­nen Ka­nal­de­ckel ein Te­le­sko­parm her­vor und ent­fern­te ihn.
    „Schon recht“, sag­te die Stadt. „Ich räu­me im­mer für die Leu­te auf. Das tue ich im­mer.“
    „Oh“, sag­te Car­mo­dy.
    „Und ich er­war­te kei­nen Dank da­für.“
    „Ich bin dank­bar, sehr dank­bar!“ mein­te Car­mo­dy.
    „Nein, sind Sie nicht“, wi­der­sprach Bell­wether.
    „Na gut, viel­leicht nicht. Was soll ich denn sa­gen?“
    „Sie sol­len über­haupt nichts sa­gen. Be­trach­ten wir das The­ma als er­le­digt.“
     
    „Hat­ten Sie ge­nug?“ er­kun­dig­te sich die Stadt nach dem Es­sen.
    „Reich­lich“, ant­wor­te­te Car­mo­dy.
    „Sie ha­ben nicht viel ge­ges­sen.“
    „Ich aß so­viel ich woll­te. Es war sehr gut.“
    „Wenn es so gut war, warum ha­ben Sie dann nicht mehr ge­ges­sen?“
    „Weil ich nicht mehr konn­te.“
    „Hät­ten Sie sich mit dem Can­dy­ri­e­gel nicht den Ap­pe­tit ver­dor­ben …“
    „Ver­dammt! Der Scho­ko­rie­gel hat mir nicht den Ap­pe­tit ver­dor­ben! Ich woll­te nur …“
    „Sie zün­den ei­ne Zi­ga­ret­te an“, stell­te die Stadt fest.
    „Ja“, stimm­te Car­mo­dy zu.
    „Könn­ten Sie nicht noch et­was war­ten?“
    „Paß auf“, sag­te Car­mo­dy. „Was, zum Teu­fel, bil­dest du dir ei­gent­lich …“
    „Aber wir ha­ben Wich­ti­ge­res zu be­spre­chen“, fiel ihm die Stadt has­tig ins Wort. „Ha­ben Sie denn schon ein­mal dar­über nach­ge­dacht, wo­mit Sie Ih­ren Le­bens­un­ter­halt ver­die­nen wol­len?“
    „Ich hat­te noch nicht viel Zeit, ein­ge­hen­der dar­über nach­zu­den­ken.“
    „Aber ich ha­be dar­über nach­ge­dacht. Es wä­re nett, wenn Sie Arzt wer­den wür­den.“
    „Ich? Aber da­zu müß­te ich spe­zi­el­le Vor­le­sun­gen am Col­le­ge be­su­chen, dann in ei­nem Kran­ken­haus prak­ti­zie­ren und so wei­ter.“
    „Das kann ich al­les ein­rich­ten“, sag­te die Stadt.
    „Kein In­ter­es­se.“
    „Tja … wie wä­re es dann mit Ju­ris­te­rei?“
    „Nie­mals.“
    „Das In­ge­nieur­we­sen wä­re auch bes­tens ge­eig­net.“
    „Aber nicht für mich.“
    „Und Buch­hal­ter?“
    „Im Le­ben nicht!“
    „Was wä­ren Sie denn gern?“
    „Dü­sen­jä­ger­pi­lot“, ant­wor­te­te Car­mo­dy im­pul­siv.
    „Ach, kom­men Sie!“
    „Das ist mein Ernst.“
    „Ich ha­be nicht ein­mal einen Flug­platz hier.“
    „Dann wer­de ich eben an­ders­wo ar­bei­ten.“
    „Das sa­gen Sie nur, um mich zu ver­let­zen!“
    „Über­haupt nicht“, sag­te Car­mo­dy. „Ich möch­te ger­ne Pi­lot wer­den. Wirk­lich. Ich woll­te schon im­mer Pi­lot wer­den. Im Ernst!“
    Es folg­te ei­ne lan­ge Stil­le. Dann sag­te die Stadt: „Die Ent­schei­dung liegt selbst­ver­ständ­lich bei Ih­nen.“ Dies sag­te sie mit Gra­bes­s­tim­me.
     
    „Wo­hin ge­hen Sie?“
    „Spa­zie­ren“, ant­wor­te­te Car­mo­dy.
    „Um ein­und­zwan­zig Uhr drei­ßig

Weitere Kostenlose Bücher