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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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völ­lig zu Ih­rer Ver­fü­gung ste­hen.“
    „Das klingt in­ter­essant.“ Car­mo­dy kam nicht um­hin, das zu­zu­ge­ben.
    „Al­so ver­su­chen Sie es. Es kann doch be­stimmt nicht zu Ih­rem Nach­teil sein?“ er­kun­dig­te sich die Stadt.
    „Schon gut, ich wer­de es ver­su­chen“, wil­lig­te Car­mo­dy ein.
    Er wur­de von der Stadt Bell­wether be­schwatzt. Gleich­zei­tig war er aber auch fas­zi­niert. Er wünsch­te sich nur, er hät­te den ex­ak­ten Grund für das Ver­schwin­den der Be­woh­ner Bell­wethers ge­wußt.
     
    Da die Stadt dar­auf be­stand, ver­brach­te Car­mo­dy die­se Nacht in der bes­ten Sui­te des Ho­tels Kö­nig Ge­org V. Bell­wether ser­vier­te ihm das Früh­stück auf der Ter­ras­se und spiel­te ein mun­te­res Streich­quar­tett von Haydn, wäh­rend er aß. Die Mor­gen­luft war köst­lich. Hät­te Bell­wether es ihm nicht ver­ra­ten, Car­mo­dy wä­re nie­mals dar­auf ge­kom­men, daß sie wie­der­auf­be­rei­tet war.
    Als er fer­tig war, lehn­te Car­mo­dy sich zu­rück und ge­noß den Aus­blick über Bell­wethers West­vier­tel – ei­ne nicht un­er­freu­li­che An­samm­lung von chi­ne­si­schen Pa­go­den, ve­ne­zia­ni­schen Fuß­gän­ger­brücken, ja­pa­ni­schen Kanä­len und ei­nem bur­me­si­schen grü­nen Hü­gel, der di­rekt ne­ben ei­nem ko­rin­thi­schen Tem­pel, ei­nem ka­li­for­ni­schen Park­haus, ei­nem nor­man­ni­schen Turm und vie­len an­de­ren Se­hens­wür­dig­kei­ten auf­rag­te.
    „Der Aus­blick ist herr­lich“, in­for­mier­te er die Stadt.
    „Ich freue mich so, daß er Ih­nen ge­fallt“, ant­wor­te­te Bell­wether. „Stil­pro­ble­me wur­den vom Tag mei­ner Pla­nung an dis­ku­tiert. Ei­ne Grup­pe plä­dier­te für Gleich­för­mig­keit: ei­ne har­mo­ni­sche An­häu­fung von For­men, die sich zu ei­nem har­mo­ni­schen Ge­samt­bild zu­sam­men­fü­gen. Aber so sind die we­nigs­ten Mo­dell­städ­te. Es han­delt sich um trost­los ein­för­mi­ge Ein­hei­ten, die von ei­nem Mann oder ei­nem Ko­mi­tee ge­plant wur­den und kei­ner­lei Ähn­lich­keit mit ech­ten Städ­ten ha­ben.“
    „Aber du bist doch selbst künst­li­chen Ur­sprungs, oder ir­re ich mich?“ frag­te Car­mo­dy.
    „Selbst­ver­ständ­lich! Aber ich ge­be ja auch nicht vor, et­was an­de­res zu sein. Ich bin kei­ne ge­fälsch­te ‚Stadt der Zu­kunft’ und auch kein nach­ge­bil­de­ter flo­ren­ti­ni­scher Ba­stard. Ich bin ei­ne echt zu­sam­men­ge­schweiß­te An­samm­lung. Und zu­sätz­lich zu der Ziel­set­zung, funk­tio­nell und prak­tisch zu sein, bin ich auch noch in­ter­essant und sti­mu­lie­rend.“
    „Bell­wether, für mich bist du okay“, mein­te Car­mo­dy mit ei­ner plötz­li­chen Ge­fühl­s­auf­wal­lung. „Spre­chen al­le Mo­dell­städ­te so wie du?“
    „Ge­wiß nicht. Die meis­ten Städ­te ha­ben bis­her kein Wort ge­sagt, Mo­dell oder nicht. Aber das ge­fiel ih­ren Be­woh­nern nicht. Des­we­gen sa­hen die Städ­te zu groß, zu meis­ter­haft, zu see­len­los und zu un­per­sön­lich aus. Da­her wur­de ich mit ei­ner Stim­me und ei­nem künst­li­chen Be­wußt­sein aus­ge­stat­tet.“
    „Ich ver­ste­he“, sag­te Car­mo­dy.
    „Das We­sent­li­che ist, daß mein künst­li­ches Be­wußt­sein mich per­so­na­li­siert, was im Zeit­al­ter der Ent­per­so­na­li­sie­rung von emi­nen­ter Be­deu­tung ist. Es er­mög­licht mir, wirk­lich ver­ant­wor­tungs­be­wußt zu sein. Es er­laubt mir, be­züg­lich der An­for­de­run­gen mei­ner Be­woh­ner krea­tiv zu sein. Mei­ne Be­woh­ner und ich kön­nen mit­ein­an­der dis­ku­tie­ren. In­dem wir un­un­ter­bro­chen sinn­vol­le und be­deut­sa­me Dia­lo­ge fuh­ren, sind wir im­stan­de, ei­ne dy­na­mi­sche, fle­xi­ble und wahr­haft le­bens­fä­hi­ge Um­welt zu schaf­fen. Wir kön­nen uns ge­gen­sei­tig oh­ne nen­nens­wer­ten In­di­vi­dua­li­täts­ver­lust mo­di­fi­zie­ren.“
    „Klingt nicht schlecht“, muß­te Car­mo­dy ein­ge­ste­hen. „Ab­ge­se­hen da­von na­tür­lich, daß du nie­man­den mehr hast, mit dem du einen ernst­haf­ten Dia­log füh­ren kannst.“
    „Das ist der ein­zi­ge Miß­stand in dem Plan“, gab die Stadt zu. „Aber vor­erst ha­be

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