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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sol­che sind sie ei­ner funk­tio­nel­len Le­bens­ma­schi­ne­rie durch­aus an­ge­mes­sen. Hät­ten Sie ger­ne ei­ne Tas­se Kaf­fee oder viel­leicht ein be­leg­tes Bröt­chen und fri­sche Früch­te?“
    „Kaf­fee klingt nicht schlecht“, mein­te Car­mo­dy. Er ließ sich von Bell­wether um ei­ne Ecke zu ei­nem Café füh­ren, das O You Kid hieß und bis zu den Tif­fa­ny-Lam­pen, den Kris­tal­lüs­tern und dem Pia­no­la im Stil der Spät­neun­zi­ger er­baut wor­den war. Es war ma­kel­los sau­ber wie al­les, was Car­mo­dy bis­her in Bell­wether ge­se­hen hat­te, aber völ­lig leer und oh­ne Be­su­cher.
    „Fin­den Sie die At­mo­sphä­re nicht auch aus­ge­spro­chen ge­müt­lich?“ er­kun­dig­te sich Bell­wether.
    „Kit­schig“, sag­te Car­mo­dy. „Na gut, wenn ei­nem so et­was ge­fällt …“
    Auf ei­nem rost­frei­en Edel­stahl­ta­blett wur­de ei­ne Tas­se schau­mi­ger Capuc­ci­no vor ihm ab­ge­stellt. Car­mo­dy nipp­te.
    „Gut?“ frag­te Bell­wether.
    „Aus­ge­zeich­net.“
    „Ich bin sehr stolz auf mei­nen Kaf­fee“, ge­stand die Stadt lei­se. „Auch auf mei­ne Koch­küns­te. Wür­den Sie denn nicht ger­ne et­was zu sich neh­men? Viel­leicht ein Ome­lett? Oder ein Souf­fle?“
    „Nichts“, sag­te Car­mo­dy be­stimmt. Er lehn­te sich in sei­nen Stuhl zu­rück und mein­te: „Du bist al­so ei­ne Mo­dell­stadt, wie?“
    „Ja, ich ha­be die Eh­re, ei­ne sol­che zu sein“, er­wi­der­te Bell­wether. „Ich bin die jüngs­te al­ler Mo­dell­städ­te, und, wie ich glau­be, auch die zu­frie­den­stellends­te. Ich wur­de von ei­ner Stu­dien­grup­pe der Uni­ver­si­tä­ten Ya­le und Chi­ca­go ent­wor­fen, die mit ei­nem Sti­pen­di­um der Rocke­fel­ler Stif­tung ar­bei­te­ten. Vie­le mei­ner prak­ti­schen De­tails wur­den am M.I.T. ent­wor­fen, wenn auch be­stimm­te Tei­le von Prin­ce­ton und der RAND-Ge­sell­schaft stam­men. Mei­ne ur­sprüng­li­che Kon­struk­ti­on war ein Pro­jekt der Ge­ne­ral Elec­trics, das Geld wur­de durch An­lei­hen von den Stif­tun­gen Ford und Car­ne­gie be­reit­ge­stellt, des wei­te­ren von ei­ni­gen an­de­ren In­sti­tu­tio­nen, de­ren Na­men preis­zu­ge­ben mir nicht er­laubt ist.“
    „In­ter­essan­te Ge­schich­te“, gab Car­mo­dy mit ab­scheu­li­cher Non­cha­lan­ce zu. „Das dort drü­ben ist ei­ne go­ti­sche Ka­the­dra­le, nicht wahr?“
    „Mo­di­fi­ziert ro­ma­nisch“, kor­ri­gier­te ihn die Stadt. „Aber auch in­ter­kon­fes­sio­nell und al­len Glau­bens­rich­tun­gen of­fen­ste­hend, die Sitz­ka­pa­zi­tät reicht aus für drei­hun­dert Per­so­nen.“
    „Für ein Ge­bäu­de die­ser Grö­ßen­ord­nung ist das aber recht we­nig.“
    „Aber ganz im Ge­gen­teil. Das ist be­wußt so. Mei­ne Ab­sicht war es, Ehr­furcht­ge­bie­ten­des mit Ge­müt­li­chem zu ver­bin­den.“
    „Wo sind ei­gent­lich die Be­woh­ner der Stadt ab­ge­blie­ben?“ frag­te Car­mo­dy.
    „Sie sind fort“, ge­stand Bell­wether kla­gend ein. „Sie sind al­le fort­ge­gan­gen.“
    „Warum?“
    Die Stadt schwieg ei­ne Wei­le, dann sag­te sie: „Es gab einen Zu­sam­men­bruch der Be­zie­hun­gen Stadt-Ge­mein­schaft. Ein Miß­ver­ständ­nis, ganz be­stimmt. Oder viel­leicht soll­te ich bes­ser sa­gen: ei­ne Ver­ket­tung un­glück­li­cher Miß­ver­ständ­nis­se. Ich ver­mu­te dar­über hin­aus, daß Auf­wieg­ler ei­ne nicht un­er­heb­li­che Rol­le da­bei ge­spielt ha­ben.“
    „Aber was ist denn ge­nau ge­sche­hen?“
    „Ich weiß es nicht“, gab die Stadt zu. „Ich weiß es wirk­lich nicht. Ei­nes Ta­ges sind sie al­le ein­fach ge­gan­gen. Ein­fach so! Aber ich bin ganz si­cher, daß sie zu­rück­kom­men wer­den.“
    „Frag­lich“, kom­men­tier­te Car­mo­dy.
    „Ich bin fest da­von über­zeugt“, mein­te die Stadt. „Aber las­sen wir die­ses The­ma doch ein­mal bei­sei­te. Warum wol­len Sie ei­gent­lich nicht blei­ben, Mr. Car­mo­dy?“
    „Ich hat­te noch gar kei­ne Zeit, ernst­haft dar­über nach­zu­den­ken“, sag­te Car­mo­dy.
    „Es wür­de Ih­nen ganz be­stimmt ge­fal­len, kein Zwei­fel!“ schwärm­te Bell­wether. „Den­ken Sie doch – die mo­d­erns­te Stadt der gan­zen Welt wür­de

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