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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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abends?“
    „Klar. Warum nicht?“
    „Ich dach­te, Sie wä­ren mü­de.“
    „Das ist schon ei­ni­ge Zeit her.“
    „Ich ver­ste­he. Ich dach­te aber auch, wir könn­ten hier zu­sam­men sit­zen und ein we­nig plau­dern.“
    „Das kön­nen wir, wenn ich wie­der zu­rück bin.“
    „Nein, es ist nicht so wich­tig“, sag­te die Stadt ge­kränkt.
    „Der Spa­zier­gang ist auch nicht so wich­tig“, mein­te Car­mo­dy leicht­hin und setz­te sich wie­der. „Na los, re­den wir.“
    „Jetzt ist mir nicht mehr nach Re­den zu­mu­te“, sag­te die Stadt. „Bit­te ge­hen Sie spa­zie­ren.“
     
5
     
    „Gu­te Nacht“, sag­te Car­mo­dy.
    „Ver­zei­hung?“
    „Ich sag­te: Gu­te Nacht.“
    „Sie ge­hen schla­fen?“
    „Klar. Es ist spät. Ich bin mü­de.“
    „Sie ge­hen jetzt schla­fen?“
    „Warum denn nicht?“
    „Nichts da­ge­gen“, sag­te die Stadt. „Aber Sie ha­ben sich noch nicht ge­wa­schen.“
    „Oh … ha­be ich wohl ver­ges­sen. Ich wer­de mich mor­gen früh wa­schen.“
    „Wie lan­ge ist es her, seit Sie zum letz­ten Mal ge­ba­det ha­ben?“
    „Zu lan­ge. Ich wer­de mor­gen ba­den.“
    „Wä­re Ih­nen denn nicht viel bes­ser zu­mu­te, wenn Sie jetzt gleich ba­den wür­den?“
    „Nein.“
    „Auch dann nicht, wenn ich Ih­nen das Was­ser ein­las­se?“
    „Nein! Ver­dammt, nein! Ich will jetzt schla­fen!“
    „Tun Sie ru­hig, was Ih­nen ge­fallt“, nör­gel­te die Stadt. „Wa­schen Sie sich nicht, stu­die­ren Sie nicht, es­sen Sie kei­ne aus­ge­wo­ge­ne Di­ät. Aber dann ge­ben Sie mir auch kei­ne Schuld.“
    „Schuld? Wor­an?“
    „An al­lem“, sag­te die Stadt.
    „Ja. Aber wor­an hat­test du spe­zi­ell ge­dacht?“
    „Ist nicht wich­tig.“
    „Warum hast du dann über­haupt da­von an­ge­fan­gen?“
    „Ich dach­te nur an Sie“, sag­te die Stadt.
    „Das ist mir klar.“
    „Sie müs­sen wis­sen, mir ist es nicht dien­lich, wenn Sie sich wa­schen.“
    „Das ist mir klar.“
    „Wenn man sich sorgt“, fuhr die Stadt fort, „wenn man sich ver­ant­wort­lich fühlt, dann ist es nicht nett, mit Flü­chen be­dacht zu wer­den.“
    „Ich ha­be nicht ge­flucht.“
    „Die­ses Mal nicht. Aber heu­te nach­mit­tag mehr­mals.“
    „Nun … ich war ner­vös.“
    „Das liegt am Rau­chen.“
    „Fang nicht wie­der da­mit an!“
    „Nein“, ver­sprach die Stadt. „Rau­chen Sie wie ein Ofen. Was küm­mert ich das?“
    „Ver­dammt rich­tig“, be­kräf­tig­te Car­mo­dy und zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an.
    „Aber es ist mein Ver­sa­gen“, sag­te die Stadt.
    „Nein, nein“, braus­te Car­mo­dy auf. „Sag es nicht, bit­te nicht!“
    „Ver­ges­sen Sie es wie­der“, sag­te die Stadt.
    „Schon gut.“
    „Manch­mal bin ich et­was über­emp­find­lich.“
    „Schon recht.“
    „Und was er­schwe­rend hin­zu­kommt, ich bin im Recht. Ich weiß, daß ich im Recht bin.“
    „Ich weiß“, ant­wor­te­te Car­mo­dy. „Du hast recht, du hast recht, du hast recht, recht, recht, recht recht …“
    „Re­gen Sie sich vor dem Schla­fen­ge­hen nicht so auf“, sag­te die Stadt. „Wie wä­re es mit ei­nem Glas Milch?“
    „Nein.“
    „Sind Sie si­cher?“
    Car­mo­dy be­deck­te die Au­gen mit den Hän­den. Er fühl­te sich selt­sam. Au­ßer­dem fühl­te er sich ex­trem schul­dig, zer­brech­lich, schmut­zig, krank und schlaff. Er fühl­te sich all­ge­mein und un­ab­än­der­lich schlecht, und so wür­de es im­mer sein, wenn er sich nicht än­der­te, an­paß­te, ein­ge­wöhn­te …
    Doch an­statt das zu ver­su­chen, er­hob er sich wie­der und über­quer­te die Pi­az­za und ei­ne ve­ne­zia­ni­sche Brücke.
     
    „Wo­hin ge­hen Sie?“ frag­te die Stadt. „Was ist denn los?“
    Car­mo­dy schritt stumm, mit zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Lip­pen am Kin­der­spiel­platz und dem Ame­ri­can-Ex­press-Ge­bäu­de vor­bei.
    „Was ha­be ich falsch ge­macht?“ klag­te die Stadt. „Sa­gen Sie es mir doch!“
    Car­mo­dy ant­wor­te­te nicht, son­dern ging am Ro­cham­beau Café und der por­tu­gie­si­schen Syn­ago­ge vor­bei, bis er schließ­lich den Ra­sen­strei­fen er­reicht hat­te, der Bell­wether um­gab.
    „Un­dank­ba­rer!“ kreisch­te die Stadt. „Sie sind ge­nau wie al­le an­de­ren. Ihr Men­schen seid al­le

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