Metropolis brennt
tödliche Beleidigung. Eine Provokation, eine neue Chance, nach noch härteren Polizei-Gesetzen und noch entschlossenerem Durchgreifen zu schreien.“
„Aber solche Schlagzeilen würden uns auch helfen, uns schützen. Wer durch Eulenspiegeleien bekannt geworden ist, den können die Stasis nicht mehr so einfach und stillschweigend eliminieren.“
„Das hat mir schon einmal jemand gesagt. Wenn sie uns erwischen, Mirja, dann geht das nicht mehr als Kavaliersdelikt durch, nicht für diese Machthaber. Womit tatsächlich gewisse Dinge ins Rollen kommen würden. Ja, das habe ich kapiert.“
„Diese Dinge, die dann ins Rollen kommen würden – das könnte den anderen Freaks aber möglicherweise nicht recht sein. Du bringst sie damit auch in Gefahr … Denk an die Progravs.“
„Ich bin nur einer ihrer Bettler-Poeten, aber ich habe mit ihnen auf der letzten Volkszusammenkunft darüber gesprochen, und du wirst dich wundern: Es ist ihnen sogar sehr recht. Die Unzufriedenheit existiert schon lange, nicht nur bei den Freaks, auch bei den anderen Außenseitern. Du weißt, wie wir leben müssen. Was haben wir also schon zu verlieren? Was fehlt, ist ein Funke. Ein neuer Funke, nachdem so viele andere Funken nicht gezündet haben. So oder so, unser Spaziergang hier bewirkt also etwas, er hat einen Sinn, da hast du völlig recht. Und zwar einen Sinn nicht nur für dich oder mich …“
„Also hast du Vorkehrungen getroffen?“ warf sie überrascht ein.
„Ich wollte den Wald sehen, zusammen mit dir. Ich habe mit den anderen darüber geredet … und je mehr ich darüber geredet und nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, daß das nicht mehr nur meine Angelegenheit war. Andere Freaks haben Vorschläge eingebracht, es ist mir aus den Händen geglitten, bis ich nur mehr der ausführende Teil war. Andere haben es organisiert, und ich weiß, das mußte sein, damit der Funke diesmal zündet. Dieser oder wenigstens der nächste. Wenn es zu den Auseinandersetzungen um das Abholzen des Alten Bezirks kommt. Ich bin ungeduldig, ja.“
„Was wird passieren?“ wollte Mirja wissen.
„Wenn wir heil und unbemerkt wieder hinauskommen, sicher nicht viel. Die Zeitungen werden verständigt, es wird einen gehörigen Wirbel geben und dadurch auch klare Fronten. Wenn wir erwischt und verhaftet werden, dann passiert dasselbe erst recht, zudem jedoch werden die Freaks in die Stadt marschieren, um uns wieder freizubekommen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Es ist ein Fortschritt, Mirja. Bisher haben sie sich still verhalten und in ihren Rattenlöchern in den Slums verkrochen. Jetzt wollen sie etwas tun.“
„Es ist wichtig, ja.“
„Zufrieden?“
„Wütend. Du hättest mir rechtzeitig Bescheid sagen können, dann hätte ich auch die Streeters eingeschaltet – und noch andere. Ihr Freaks steht gar nicht so einsam und verlassen auf weiter Flur, es gibt viele junge Leute, die wie ihr für ein menschenwürdigeres Dasein eintreten. Hast du noch nie von den Humanité-Demos gehört? Von den Verhaftungen in den Jugend-Häusern?“ Sie winkte ärgerlich ab und sah ihn an. „Du bist ein Dickschädel, Vharn. Etwas sehr Wichtiges hast du noch nicht kapiert – daß es in unserer Situation nicht nur um die Freaks geht, nicht um einzelne Gruppen, sondern um das gesamte Ganze, daß es in dieser Situation das einzig richtige ist, Gleichgesinnte, Freunde zu finden und mit diesen zusammenzuarbeiten.“
Er zuckte leicht zusammen. „Ich habe wirklich nicht daran gedacht“, murmelte er, ärgerlich auf sich selbst.
„Du mußt noch eine Menge lernen, Rebell!“ Sie sagte es versöhnlich, voller Zuneigung. Dann fragte sie: „Was sagt die Freak-Partei dazu?“
„Die
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