Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
durch­schau­en woll­te, aber spä­ter. Wie­der im SAf­CF. Ich ha­be die An­wei­sun­gen be­folgt, ich ha­be die rich­ti­gen Er­leb­ni­spil­len ge­nom­men – trotz­dem. Ich konn­te das Wis­sen nicht mehr aus­schal­ten, daß ich eben nur Vi­sio­nen ge­se­hen ha­be. Es hat mich ge­quält. Wenn ich mir jetzt vor­stel­le, daß ir­gend­wann auch die Bäu­me … der gan­ze Wald Vi­sio­nen sein sol­len …“
    Er warf zy­nisch ein: „Viel­leicht ler­nen eu­re Volks­ver­tre­ter ei­nes Ta­ges dar­aus. Und ver­nich­ten die In­for­ma­tio­nen über den Wald und sei­ne Tie­re oder neh­men sie un­ter Ver­schluß. Ent­spre­chen­de Vor­stö­ße hat es im­mer­hin schon ge­ge­ben.“
    „Du meinst, sie wol­len ver­su­chen, den Leu­ten weis­zu­ma­chen, hier im Wald gä­be es noch rich­ti­ge Tie­re?“
    „Ir­gend­wann wird es ver­ges­sen sein, daß es an­ders ist.“ Er zuck­te mit den Schul­tern; ei­ne la­ko­ni­sche Ges­te. „Ir­gend­wann wer­den die Leu­te dann auch ver­ges­sen ha­ben, daß dort kei­ne rich­ti­gen, kei­ne ech­ten Bäu­me mehr ste­hen. Sie wer­den es ver­ges­sen, weil sie es höchst­wahr­schein­lich ver­ges­sen wol­len. Weil es sie ge­nau­so quält, wie dich die Tat­sa­che quält, daß es hier kei­ne ech­ten Tie­re mehr gibt.“
    Sie schüt­tel­te nach­denk­lich den Kopf. „Trotz­dem. Heu­te wis­sen es die Leu­te, und sie kom­men hier­her und neh­men ih­re Pil­len. Si­cher geht es vie­len wie mir. Die Pil­len kön­nen die Wirk­lich­keit nicht völ­lig ver­drän­gen. Den­noch kom­men sie im­mer wie­der. Ich glau­be, sie wer­den dar­um kämp­fen. Auch ei­ne Ham­mel­her­de läßt sich nicht al­les ge­fal­len. Und un­se­re Volks­ver­tre­ter sind schließ­lich von die­ser Ham­mel­her­de ge­wählt wor­den.“
    „Au­ßer Ar­beit und Exis­tenzangst und Fuß­ball ist ih­nen ja sonst nur noch der Wald und der Dienst an der Ge­sell­schaft ge­blie­ben. Und im­mer nur in Knei­pen her­um­hän­gen oder Kauf­haus­spa­zier­gän­ge ma­chen, da­mit die Wirt­schaft flo­riert, das ist schließ­lich auch nicht das Gel­be vom Ei“, ver­setz­te Vharn sar­kas­tisch.
    Als sie nichts dar­auf er­wi­der­te, son­dier­te er sie kurz, stell­te fest, daß das Düs­ter­rot nicht aus ih­ren Ge­füh­len ver­schwand, spür­te ih­re Un­ru­he, ih­re Pein und das Auf und Ab in ih­rem In­nen­le­ben, das von den Pil­len her­vor­ge­ru­fen war.
    Er wuß­te, daß sie jetzt nicht mehr re­den woll­te, und ak­zep­tier­te es. Wenn sie bei­de Pech hat­ten, dann wür­den bald die Jä­ger kom­men, und dann war es so­wie­so vor­bei mit Nach­den­ken und Re­den.
    Aber sie hat­te recht: In die­ser Um­ge­bung war Stil­le an­ge­bracht. Er war zum ers­ten Mal im Wald. Als Fre­ak hät­te er nie­mals einen Be­rech­ti­gungs­schein er­hal­ten. Die Slums den Fre­aks, die Stadt und ihr Stadt­wald den Nor­ma­len. Die Ehr­furcht, die er vor­hin als Aus­re­de miß­braucht, viel­leicht so­gar ge­schän­det hat­te, war trotz al­lem ein tref­fen­der Be­griff für die­ses von Ba­stard-Weiß über­zo­ge­ne Gan­ze.
    Sie schritt schnel­ler aus, und er glich sei­ne Ge­schwin­dig­keit an. Er woll­te an ih­rer Sei­te blei­ben, woll­te ih­re Nä­he füh­len, woll­te sich wohl füh­len.
    Mit Mir­ja war er nicht ein­sam. Nicht ein­mal in die­sem to­ten, wei­ßen Wald.
    Sie hat­te ihn nicht da­nach ge­fragt, vor­hin. Sein Schwei­gen war ihr nicht auf­ge­fal­len, sie hat­te nicht nach­ge­hakt, denn sie war zu sehr mit ih­rem ei­ge­nen Er­le­ben be­schäf­tigt. Er haß­te die Pil­len, weil sie einen ver­rückt mach­ten, aber die­ses Mal war es bes­ser so. Er hat­te sich ver­ra­ten, hat­te sich durch sein Kom­men­tar­los­blei­ben ent­blö­ßt, hat­te ein Ziel ge­bo­ten, das er nicht bie­ten woll­te. Am we­nigs­ten ihr.
    Kein Nach­ha­ken, kei­ne Schmer­zen, kein sich Win­den, kein Aus­wei­chen.
    Kein Mit­leid.
    Mir­ja war nicht ein­sam, sie glaub­te an das, was sie ge­sagt hat­te, emp­fand es ge­nau­so, sie log nicht: Sie hat­te ih­re Freun­de von den Stree­ters, Aus­ge­sto­ße­ne wie sie selbst, sie hat­te ihn, sie hat­te ih­re Ar­beit, ih­re Idea­le, ih­re An­sich­ten, für die sie ein­trat. Und er war mit ihr nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher