Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
bringe das Übel.“ Er breitete entschuldigend die Arme aus. „Nein, ich weiß, daß sie keine Schuld hat. Sie kann nichts dafür. Aber so ist es nun einmal. Der Weise sprach von einem bösen Omen. Willst du unsere Fahrt unter ein solches Zeichen stellen?“
    Auch hier, dachte Mayda düster. Kälte breitete sich in ihr aus. Sie fröstelte.
    Tscherlan nickte langsam. „Ich habe nicht gewußt, daß sich die Besatzung des Himmelsfalken vor bösen Geistern furchtet. Vielleicht sollte ich mich nach neuen Leuten umsehen, die nicht so kindisch abergläubisch sind.“
    „Schon gut, schon gut“, sagte die Netzwerferin. Sie wandte sich den beiden anderen Besatzungsmitgliedern zu. „Vielleicht hat er recht.“
    „Nein“, sagte Mayda leise. Sie blickte Tscherlan an. „Entschuldige. Ich möchte nicht für Zwietracht verantwortlich sein. Ich gehe zurück.“
    Er hielt sie fest. „Du bleibst hier und kommst mit uns. Das wäre doch gelacht! Schließlich mußt du lernen, die Welt zu verstehen und einen Platz in ihr zu finden. Du mußt selbständig werden, meine Kleine. Du kannst nicht nur von der Gemeinschaft der Außenwelt nehmen, du mußt ihr auch etwas geben.“ Er ergriff die Taue des Himmelsfalken und begann sie zu lösen. „So, damit wäre das ja erledigt. Konzentrieren wir uns lieber auf die Tagesfahrt. Guter Fang!“
    „Guter Fang!“ Es gab keinen Widerspruch mehr. Mayda spürte noch immer keine Ablehnung oder Abscheu, nur dumpfe Furcht und Wachsamkeit. Das konnte sie ertragen.
    Gemeinsam zogen sie das Boot tiefer, vertäuten es erneut und kletterten hinein. Dies war die zweite neue Welt, die Mayda binnen kurzer Zeit kennenlernte: eine Welt aus schwankenden, miteinander verbundenen Hohlschuppen und Luftknochen der Wolkenrochen. Segmente aus dünner, aber sehr zäher Rochenhaut knisterten leise im auflebenden Wind. Das Innere des Hohlbootes war überraschend geräumig. Tscherlan hob den Mast und verankerte ihn im stabilen Mittelpunkt. Der Windmacher nahm seinen Platz am breiten Heck des Himmelsfalken ein. Mit geschickten Händen prüfte er die Ladung: Fang- und Klebnetze, die der Netzwerferin vorbehalten waren, große lederne Beutel, die prall gefüllt waren mit aus speziellen Zischporen gewonnenem Wasserstoffgas. Dieses Gas füllte auch die Luftknochenverstrebungen des Hohlbootes und machten es so leichter als die umgebene Luft. Der Contrabitter hockte sich zusammen mit dem Planktonlokalisierer in eine Bugnische. Hier waren die Rochenhäute transparent und gestatteten somit freie Sicht nach draußen. Die Netzwerferin warf sich zwei Klebnetze über die Schulter und kletterte in den Ausguck. Mayda sah, daß sie sich eine Transparentmaske vors Gesicht schob. Tscherlan prüfte die Navigationseinrichtungen und begann, das Segel aus leichten Flechtfasern zu setzen. Die Vertäuung knirschte. Er deutete zur Netzwerferin hinauf.
    „Wir werden mit unserem Boot die Warmspur verlassen, in der sich das Heim bewegt“, erklärte er. Rauhreif bedeckte seinen Pelz. Die Warmknospen an den Rochenhautplanen glühten matt. „Ohne die Gesichtsmaske würde Leta dort oben erfrieren. Du bist die Kälte noch nicht gewöhnt, Mayda. Und es wird sehr kalt werden.“
    „Das macht nichts.“ Sie fröstelte. „Ich muß lernen, damit zurechtzukommen.“
    Er nickte anerkennend. „Alles klar?“
    „Ho!“ tönte es zurück.
    Tscherlan löste die Taue. Ein sanfter Ruck, und das Heim schien in die Tiefe zu fallen. Die Segel blähten sich; der Himmelsfalke nahm Fahrt auf. Mayda sah durch die Transparenthäute. Winzige Gestalten auf der Außenborke des Heims winkten ihnen grüßend nach.
    „Gleich“, sagte Tscherlan und kroch an ihre Seite, „kannst du das Heim in seiner ganzen Größe sehen.“
    Sie wartete gespannt, während sich die Geschwindigkeit des Hohlbootes ständig erhöhte. Die Verstrebungen knirschten; der Mast ächzte. Leta im Ausguck winkte. Der Windmacher reagierte und schwenkte das Luftknochenruder. Leises Zischen, als neues Wasserstoffgas aus den Vorratsbeuteln in die Luftknochen des Rumpfes sickerte. Sie gewannen an Höhe.
    „So, jetzt kannst du es sehen.“
    Es war beeindruckend. Maydas Welt hatte bisher nur aus dem Heim bestanden. Sie hatte gewußt, daß es noch mehr gab. Aber wissen und erfahren, das waren zwei verschiedene Dinge. Es glich einer buckligen, dunklen Halbkugel, deren Wölbung nach unten wies. Lange Fadengebilde reichten weit in die Tiefe.
    „Nesselfaden“, erklärte Tscherlan. „Damit fächelt das Heim

Weitere Kostenlose Bücher