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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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rosafarbenen Wein in die bereitstehenden Gläser.
    „Ich fragte dich am Vidifon, ob du noch manchmal an unser Spiel denkst, das uns während der Schulzeit fast ständig beschäftigt hat. Ich erinnere mich vermutlich viel intensiver daran als du; es nimmt heute noch einen großen Teil meines Denkens ein. Deshalb brauche ich deinen Rat.“
    „Du glaubst – daß wir die Erde wieder einmal retten müssen?“
    „Etwas in der Art. Jedenfalls habe ich das dringende Gefühl, daß sie in großer Gefahr schwebt. Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich gerne kurz rekapitulieren, wie das mit dem Spiel war.“
    „Nur zu – wir müssen ohnehin auf das Essen warten.“
    Gordell nahm einen Schluck Wein und begann: „Wir haben uns Szenarien ausgedacht, die sich aus Tagesnachrichten, modischen Spekulationen und zum überwiegenden Teil aus Phantasievorstellungen zusammensetzten.
    In den meisten Fällen ging es dabei um Invasionen Außerirdischer auf der Erde. Die Angreifer änderten beinahe täglich – je nachdem, welchen Film wir gerade gesehen hatten – ihre Methoden, und wir mußten uns geeignete Gegenmaßnahmen ausdenken …“ – er lächelte in der Erinnerung – „… ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, auf wie viele abenteuerliche Arten wir uns die nötigen Informationen beschafft haben. Zuweilen war es recht abenteuerlich und mit erheblichen persönlichen Risiken verbunden. Genaugenommen haben wir Terra mehrmals vor dem sicheren Untergang bewahrt.“
    „Ja, wir hatten eine lebhafte Einbildung“, sagte Larkos versonnen und ein wenig geringschätzig, „soweit ich mich entsinne, haben wir niemals einen Erwachsenen um Rat gebeten oder auch nur einem davon erzählt.“
    „Bis auf meinen fauxpas, denke ich – als ich eines Tages mit einem Lehrer darüber sprach. Kurz darauf war es aus mit unserem Spiel.“
    „Es war unser Klassenlehrer; er bat meine Eltern zu sich und redete ihnen zu, mir den Umgang mit dir zu untersagen. Vermutlich hoffte er, daß es bald auch mit deinem Interesse an Außerirdischen vorbei sein würde, wenn ich dir nicht länger assistierte.“
    „Das traf auch zu – aber nur äußerlich. Innerlich habe ich mich weiter mit möglichen Invasionen beschäftigt, aber nie wieder mit anderen darüber geredet. Ich habe mich sogar noch tiefer in unsere erfundenen Welten versenkt – leider, muß ich heute sagen, denn die Sache fangt an, mich von allem möglichen abzulenken.“
    „Eine autistische Reaktion“, sagte Larkos, nahm eine Zigarre und zündete sie an, „kannst du mir mehr darüber erzählen?“
    „Du erinnerst dich vielleicht, daß sich das Blatt in der letzten Phase unserer Zusammenarbeit zu wenden begann; unsere Bemühungen reichten mit einem Mal nicht mehr aus – die Angreifer aus dem All hatten ihre Waffen erheblich verbessert –, und es zeichnete sich ab, daß wir sie nicht länger abwehren können würden.“
    „Schließlich wurde es wahr – sie kamen von Rigel … Scharen von waffenstarrenden Raumschiffen … sie fingen sofort an zu schießen, und wir hatten ihnen nichts entgegenzusetzen …“
    „Anfangs waren die Treffer noch mehr oder weniger zufällig, aber sie lernten schnell, und bald standen die ersten Städte der Erde in Flammen, die niemand mehr löschen konnte. Wir saßen in unseren absolut sicheren Bunkern und waren voller Verzweiflung, weil wir versagt hatten.“
    „Wie sich bald herausstellte, waren wir die einzigen Überlebenden …“
    „ … mit Hilfe unvorstellbarer Techniken schufen wir neue Menschen und bauten die Zivilisation wieder auf …“
    „… lange stritten wir darüber, welche Gesetze für unsere Geschöpfe maßgeblich sein sollten. Möglicherweise hat auch unsere Unfähigkeit, uns darüber zu einigen, dazu beigetragen, unser gemeinsames Spiel zu beenden.“
    „Wir müssen erkannt haben, daß selbst Freunde, deren Interessen sich fast vollständig decken, keine gemeinsam akzeptierte Lösung zu einem Problem finden können.“
    „Das gehört zu den Dingen, die man schon sehr früh erfahren kann, die aber manche Menschen zeit ihres Lebens nicht richtig verstehen lernen …“
    „… und übrig bleiben nur die schrecklich realen Dinge und Ereignisse; Visionen in unserem Fall. Die Bombenabwürfe und Todesstrahlen; das sich unaufhaltsam ausbreitende Feuer; die Umwandlung der Atmosphäre. Ich träume fast jede Nacht von Menschen und Tieren, die von innen heraus verbrennen, und von Pflanzen, die zu Asche zerfallen, wenn man sie berührt.

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