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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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er sich einem der dreißig Kilometer langen, beinahe unmerklich rotierenden Zylinder näherte, hatte er das unbehagliche Gefühl, als starrten ihm einige hundert oder tausend Kolonisten durch die gläsernen Sektoren der Hülle ihrer artifiziellen Welt entgegen, als drückten sie gewissermaßen ihre Nasen an den Fenstern platt, um einen Fremden zu beobachten, der ihre Dorfstraße entlangkam.
    Die Neugier überwand seinen Fluchtimpuls soweit, daß er es fertigbrachte, noch näher heranzufliegen.
    Die Sonne stand seitlich der schwebenden, zerbrechlich wirkenden Konstruktion aus Stahl und Glas; strahlte ungehindert auf eine phantastische Landschaft hinab und gewährte ihm den Anblick ausgedehnter Wälder, von Äckern, Siedlungen und den silbrigen Bändern der Flüsse und Bäche unterbrochen.
    Gordell staunte über die weitflächig verteilten und in die Landschaft integrierten Wohnanlagen, die oft ebenso viele Einwohner wie eine irdische Hauptstadt hatten. Dennoch wirkten sie eher wie Dörfer.
    Als er die Wandung der Kolonie beinahe berührte, sah er Menschen, die ameisengleich durch Straßen, Wege und über Plätze wimmelten. Sie hatten eine siebentausend Meter dicke Atmosphäre über sich, die sie genau wie auf der Erde vor dem schädlichen Anteil der Sonnenstrahlen und sogar vor den winzigen Geschossen des Weltalls schützten, und konnten sich so sicher wie auf einem Planeten fühlen.
    In ihrem Denken mußte die Erinnerung an ihre alte Heimat längst verblaßt sein; zudem waren sie sich vermutlich kaum noch ihrer künstlichen Umwelt bewußt.
    Als er sein Schiff wieder vom Habitat wegsteuerte, fühlte sich Gordell seltsam leer. Er empfand eine fast körperliche Sehnsucht nach dem Stück Land und Menschenleben, das, von der Erde exportiert, sich von ihr abzulösen begann, und von dem er bisher nur eine sehr oberflächliche Vorstellung gehabt hatte.
    Im Raum vor ihm glänzten einige Bojen, die den Kurs der Transporter und Kurierschiffe erleichtern sollten.
    Er flog weiter und weiter, hatte das Gefühl für die Zeit längst verloren; die Region der Kolonien und der Planeten lag beinahe hinter ihm.
    Vor seinen Augen zog jetzt Pluto seine Bahn – einsam und kalt –, das kleinste und fernste Mitglied der Planetenfamilie.
    Fast im selben Augenblick entdeckte er das Ziel seiner Reise: Eine Prozession kleiner, kugeliger Gebilde, zum Greifen nahe.
    Sie wirkten finster und bedrohlich, schienen das Sonnenlicht zu absorbieren; sogar Pluto sah mit ihnen verglichen hell und freundlich aus.
    Gordell schauderte bei dem Gedanken, daß Menschen diese Sonden an den Himmel gesetzt hatten – aber nicht als Wächter und Beschützer, sondern als Schreckensbringer, als Botschafter des Todes.
    Er sah direkt in diese nachtschwarzen Rohre, die aus den Automaten ragten – Verderben speiende Münder mechanischer Dämonen –, und obwohl er wußte, daß sie ihm nichts anhaben konnten, verkrampfte sich sein Herz in neuer Furcht.
    Und wenn nun jemand auf der Erde in diesem Moment Feuerbefehl gäbe? schoß es ihm durch den Kopf. Ich würde im Bruchteil einer Sekunde mit meinem Gefährt verbrannt, und zwischen Uranus, Neptun und Pluto würde ein sich schnell ausdehnendes Elektronenwölkchen verpuffen, gab er sich selbst die Antwort.
    Er spürte, wie sich sein Magen in einen Fremdkörper verwandelte.
    Hastig schob er ein Musikband in den Rekorder.
    Streichermusik erfüllte die Kabine und besänftigte Gordell soweit, daß er durch die Phalanx der Killersatelliten manövrieren konnte.
    In allmählich nachlassendem Entsetzen starrte er auf die glatte Rückseite des nächsten der Roboter; sie schimmerte matt im kalten Licht ferner Sterne. Nach einer Weile war er wieder imstande, sich auf seine Aufgabe zu besinnen.
    Er visierte den Satelliten an und gab der Bordautomatik für zehn Sekunden Feuerbefehl.
    Der Neutronenstrahl schoß unter dem Shuttle hervor und traf auf die Oberfläche des gefährlichen und doch wehrlosen Gegners.
    Für die Dauer eines Herzschlages geschah überhaupt nichts – dann entstand auf der Metallfläche ein feiner Riß, der sich blitzschnell verästelte. Kurz darauf explodierte die Kugel lautlos und in Zeitlupe.
    Die Trümmer trieben auseinander, zerfielen in immer kleinere Bruchstücke, die endlich von der Finsternis des leeren Raumes aufgesogen wurden.
    Gordells Erregung wich einer unnatürlichen Ruhe.
    Er betätigte den Feuerknopf immer wieder und wieder, bis zur völligen Erschöpfung. Als der letzte der Killerautomaten

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