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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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verblüht und einer dichten heranwachsenden Wiese gewichen. Die Sonne schien kräftiger als vor zwei Wochen auf sie herab, und Norman und Lilana streiften vergnügt über die Weiden und wälzten sich eng umschlungen auf dem Laub vom letzten Jahr. Nachdem sie sich darauf heiß und erregt geliebt hatten, schlief Lilana in seinen Armen ein.
    Die Sonne stand erheblich tiefer, als Lilana wieder aufwachte, sich fröstelnd aufrappelte und plötzlich zusammenschrak, als ihr bewußt wurde, daß Norman nicht mehr da war. Norman war nicht da! Nicht im Dorf, nicht in der Pension. Nirgendwo! Niemand hatte ihn heimkommen gesehen. Lilana fuhr am nächsten Tag, ohne daß Norman neben ihr im Abteil saß, mit der R-Bahn in die Stadt zurück.
     
    Norman schlug die Augen auf und sah in schummriges, düsteres Rotlicht. Wo war er? Er sah an seinem nackten Körper entlang, und ihm wurde allmählich bewußt, daß er auf einer harten Pritsche lag, nicht auf Laub und nicht im Wald. Er wollte sich aufrichten und zuckte zurück, als an seinen Schläfen ein schmerzhaftes Ziehen begann, das sich um seinen Kopf herum fortsetzte. Norman tastete mit seinen Fingern vorsichtig am Kopf entlang und erfühlte eine Elektrode an seiner rechten Schläfe. Als er seine Finger weiter um den Schädel herumwandern ließ, konnte er noch mehr davon spüren, und von allen gingen feine Kabelleitungen ab.
    Normans Finger glitten zur ersten Elektrode zurück, und mit einem geübten, vielfach bei Sens-O-maten erprobten Fingerdruck ließ er Luft in die durch den in ihr erzeugten Unterdruck an der Haut haftende Kapsel strömen. Die Elektrode fiel ab. Mit den anderen verfuhr er genauso. Dann richtete Norman sich langsam auf und versuchte, die ihn umgebende, nur schwach erhellte rötliche Finsternis mit seinen Augen zu durchdringen.
    Je mehr sich seine Augen daran gewöhnten, desto deutlicher schälten sich um ihn herum lauter flache Pritschen aus der Dunkelheit. Pritschen mit Menschen darauf, nackten Menschen, die regungslos dalagen, Männer und Frauen und Kinder, Menschen, von deren Köpfen strahlenförmig Kabelbündel zu einem unter jeder Pritsche angebrachten unförmigen Kasten führten, Tausende von Pritschen mit Tausenden von Menschen.
    Plötzlich glomm in der Ferne ein Licht auf, kam näher, er hörte schnelle Schritte.
    Norman begriff langsam, ja, er begriff. Das Dorf, das war das hier. Das Dorf, ein riesiges Gewölbe mit Tausenden von Scheintoten, angeschlossen an einen riesigen, perfekten Sens-O-maten, der sie alle miteinander verband. Und sie träumten den Traum der Träume. Sozialer Ausgleich, kam ihm das Schlagwort in den Sinn. Ja, sozialer Ausgleich im Wunsch-Automaten. Wünsch dir etwas und werde hier glücklich! Die Welt draußen verdienst du nicht, die ist nur zum Arbeiten, nicht zum Leben. Hier aber liegt das Glück!
    Der Gedanke an die Welt draußen, die Stadt, brachte ihn wieder in den Ablauf der Geschehnisse zurück. Die Schritte wurden immer lauter, der Lichtpunkt wurde immer größer. Norman rollte sich mühsam von der Pritsche und wollte fliehen. Aber da waren die Schritte schon heran. Er kniff gequält die Augen zusammen, als ihm eine Taschenlampe ins Gesicht blendete, und fühlte einen feinen Einstich in seinem Arm. Dann war da nichts mehr.
     
    „HE, CHEF, DA IS’ WAS SCHIEFGELAUFEN. ’NE LEITUNG BLOCKIERT UND DER, DER DRAN HING, IS’ AUFGEWACHT.“ – „HALB SO WILD. DAS PASSIERT MEHRMALS IM MONAT. WAS FÜR ’NE NUMMER?“ – „AUGENBLICK … GRÜN-124. HOHES TIER.“ – „MIST, MUSS ICH ERST RÜCKFRAGEN.“ – … – „OKAY, NEU KONDITIONIEREN.“
     
    Als Norman die Außentür des Apartments zurückfahren läßt, sieht er eine junge, hübsche Technikerin in einem blauen Coverall vor sich. Sie hat ein niedliches kleines Muttermal neben dem rechten Nasenflügel.
    „Hallo, Norman. Wo warst du so plötzlich hin …?“
    „Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Ich kenne Sie nicht. Wenn Sie mich dienstlich sprechen wollen, kommen Sie morgen früh in mein Büro.“
    „Aber, Norman …“
    Norman ließ die Außentür wieder vor die Eingangsöffnung rollen.
     

 
Henry Kuttner
Spezialbehandlung JESTING PILOT
     
    Die Stadt schrie. Sie schrie bereits seit sechshundert Jahren. Und solange dieser unerträgliche Schrei anhielt, war die Stadt eine funktionierende Einheit.
     
    „Sie werden eine Spezialbehandlung bekommen“, sagte Nehral und blickte über den großen und leeren Raum zu Fleming hinüber, der auf einem Kissen saß.

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