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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hält man es für Störgeräusche.
    „Meine Fresse“, sagt der Astrogeologe und wischt mit dem Handrücken über den Mund. „Trotz der geringfügigen Besserung unserer Situation sind die Probleme nicht geringer geworden. Eine Schuld, die einzig und allein die Bürokratenärsche von der Raumfahrtbehörde trifft. Noch immer werden unsere Anforderungslisten profitgierigen Altpapierhändlern kostenlos überlassen. Seit einem Jahr kein Nachschub! Jesus, was für eine Sauerei. Weiß der Kanzler überhaupt davon?“
    Vom Korridor dringen Grunzlaute.
    Der Astrogeologe dreht den Kopf und sieht den Chefchemiker nackt über den Gang schlurfen. Durch die Nase hat er sich einen Plastiklöffel gebohrt, und in der rechten Hand hält er wie einen Speer eine abgebrochene Antenne.
    „Die chronopathischen Halluzinogene“, murmelt der Astrogeologe nervös in das Mikrofon, „scheinen doch nicht so harmlos zu sein wie zu Beginn behauptet. Die intelligentesten Männer Europas werden wieder zu Kannibalen. Wie sollen wir unter diesen Umständen den Krieg gegen Ganymed siegreich zu Ende führen?“
    Der Chefchemiker steckt den Kopf durch die Türöffnung und grunzt erneut. Sein Gesicht wirkt feindselig. Die chronopathischen Trips wirbeln die schaurigsten Archetypen an die Oberfläche des Bewußtseins. Der Astrogeologe reicht dem Chefchemiker die Wodkaflasche und ist mit einemmal froh, vor Jahren irrtümlich Vorlesungen über Verhaltensforschung besucht zu haben. Die Wodkaflasche kreist, und nach einiger Zeit stimmen der Astrogeologe und der Chefchemiker kultische Gesänge an.
    In der roten Basis auf Ganymed büßen die politischen Fortbildungskurse immer mehr an Beliebtheit ein. Die Vervielfältigung von Roselskys Pornosammlung hat sich im ideologischen Kalkül der Basisführung als gravierender Fehler erwiesen.
     
    Schon nach einer halben Stunde sieht Pike ein, daß weiteres Herumstöbern zwecklos ist. Die Halde ist leergeplündert. Nichts deutet darauf hin, daß bald ein Müllcontainer eintreffen wird. Die Leute sind verärgert. Sie geben dies auch deutlich genug zu verstehen.
    „Diese Mistpinkel“, schimpft Biene. „Nich mal ’ne angebrochene Spraydose von Dr. Knöters Moschusdeo ist seit zwei Wochen aufzutreiben. Soviel Geiz ist unerträglich. Wie soll ich Fressalien vom Dealer bekommen, wenn ich nich mal was hab, das ich dagegen eintauschen kann? Wir werden alle draufgehen. Die Pinkel wollen uns aushungern. Das ist es.“
    „Jawoll“, brüllt jemand von der kleinen Anhöhe, die unmittelbar an den elektronischen Zaun grenzt. „Und was ist mit meiner Pinkel-Schnalle, ihr Bastarde? Von dem Video mit Riechsensos will ich nich mal reden. Gebt mir ’ne dralle Schnalle, und wir sind quitt.“
    Besorgt erkennt Pike, daß Zelters Geist nun endgültig umnachtet ist. Für manche Prols bedeutet das Leben tief unten im Tal eine unerträgliche Belastung ihrer Psyche. Die Zeit hat keine Wunden geheilt. Unter Pikes Sandaletten wirbelt Staub und Asche auf. Der Boden ist übersät mit gedruckten Schaltungen. Aus unerklärlichen Gründen scheint die gesamte Produktion mancher Robotfabriken direkt zur Halde transportiert zu werden. Aber für eine gedruckte Schaltung gibt es bei den Dealern nicht einmal ein falsches Lächeln.
    „ Pinkel-Dealer müßte man sein“, seufzt Biene. Biene ist so groß wie Pike und nur unwesentlich fälliger. Ihre Brüste sind unbedeckt. Der aufsteigende Staub wird von dem Kraftfeld ihrer elektromagnetischen Brustwarzen langsam angezogen. Schmutz bedeckt das Rot ihrer Hose. Die Augen blicken wach in die Welt. „Man kann von den Hängen bis ins Tal wandern und wieder zurück. Mit Funkausweis. Und ’nen Haufen Kohle machen. Jeder Dealer hat mindestens zwei Villen auf dem Hang stehen. Von denen springt keiner von den Aussichtstürmen. Die kratzen sich auf Kosten unserer Arbeitskraft ein Vermögen zusammen und plündern uns kulturell völlig aus. Bis man schließlich nackt dasteht.“
    Zelter läuft die Böschung herunter. In der Hand schwenkt er einen schwarzen Kasten. „Ein Adapter“, keucht er, als er Biene und Pike erreicht. Die anderen Prols, die die Halde durchwühlt haben, murmeln neidvoll. „Ein gottverdammter Fühladapter“, wiederholt Zelter. „Das ist mehr wert als ein Quickie mit irgendeiner miesen Pinkel-Schnalle. Dafür kann ich mich zehnmal über jede Prol-Tante legen und garantiert chemikalienfreies Pinkel-Bier im Sechserpack kaufen. Was für ein herrlicher Tag!“
    Biene spuckt aus. Sie kann

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