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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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der Ratte. „Wir haben vor Jahren die Cruise Missiles aus Europa rausgeworfen. Warum sollte das uns mit euch Ratten nicht auch gelingen?“
    Warum solltet ihr das versuchen? entgegnet der mutierte Nager telepathisch. Prols und Ratten haben die gleichen Interessen. Im Vertrauen, nie würde mich eine fettärschige Pinkel-Schnalle zu heißen Liebesschwüren reizen. Die Ratte sagt noch mehr. Geflüsterte Frivolitäten, die an Zelter erinnern, wenn die romantische Stimmung nach ihm greift. Als die Ratte Pike bittet, sie in ihren Unterschlupf hinten im Lager des Verbrauchermarktes zu begleiten und die ideologischen sowie biologischen Schranken zwischen den Rassen niederzureißen, gibt Pike einen verächtlichen Fluch von sich und geht hastig davon.
    Die telepathische Ratte sieht ihr mit funkelnden Knopfaugen nach. Ihre Blicke konzentrieren sich auf Pikes Po, der unter dem engen Synthetikkleid leicht auf und ab wippt und schon manchem Prol die Selbstbeherrschung geraubt hat. Aber die Ratte weiß, daß es unklug ist, Pike zu drängen. Hodenquetschungen sind tief unten im Tal gang und gäbe, und die militanten Feministinnen warten nur auf einen Zwischenfall, um mit den Pogromen zu beginnen. Als Pike hinter der Biegung verschwindet, macht die Ratte einen flinken Satz zur Seite, hebt den Gullydeckel und verschwindet in dem Kanalschacht. Wie an jedem Tag macht sie sich auf die hoffnungslose Suche nach einer Partnerin, die mehr Verständnis für sie aufbringt als Pike oder die anderen Frauen unter den Prols.
    Verführung, sagt sich die telepathische Ratte bitter, erfordert mehr als einen belesenen Geist und eine flinke Zunge. Ohne Dr. Knöters Moschusdeo ist die ganze Erotik nur die Hälfte wert. Niemand nimmt das Liebeswerben einer Ratte ernst. Die böse Fratze des Rassismus grinst noch immer durch alle Ritzen des menschlichen Geistes.
     
    Dank des nicht enden wollenden Feuerstroms aus dem Kaiser-Wilhelm-Vulkan ist die Temperatur lokal um zwölf Grad Celsius gestiegen. Jupiter hängt am finsteren Himmel und löst im Süden und Norden größere tektonische Verschiebungen aus. Der Schwefelozean schwabbt unruhig hin und her. Die Forschungssonden haben die Datenübertragung eingestellt. In den Waschsälen der Basis Prinz von Humbuck kommt es zu Gewalttätigkeiten, als zwei der Male -Entspanner aus ungeklärten Gründen Elektroschocks austeilen. Man spricht von Sabotage.
    Der Astrogeologe nimmt einen tüchtigen Schluck aus der Wodkaflasche und feuert mit dem Laser durch die Türöffnung. Auf dem verschmutzten Korridor haucht der Reinigungsautomat sein elektrisches Leben aus. Das Licht flackert, BITTE NICHT RAUCHEN steht auf den Fluoreszensplatten an den Wänden.
    „Die Kriegserklärung an die russische Station auf Ganymed“, erläutert der Astrogeologe den lauschenden Radioohren der Erde, „war eine direkte Folge der jüngsten Versteigerungsaktion. Könnt ihr Säcke dort unten euch eigentlich den Schock vorstellen, der unsere ganze verschworene Gemeinschaft bis in die Grundfesten erschütterte? Die gesamte medizinische Abteilung … Agenten der Russen, einzig und allein in die Station eingeschleust, um Roselskys Pornosammlung der roten Basis auf Ganymed in die Hände zu spielen. Natürlich haben wir noch keine Geständnisse. Aber sämtliche Indizien deuten auf eine kosmische Verschwörung hin, in der vermutlich auch die Wichser im Eifel-Bunker verwickelt sind. Der Stellvertretende Kommandeur befindet sich auf dem Weg der Besserung. Die Wirkung des chronopathischen Halluzinogens läßt allmählich nach. Er hält sich jetzt für ein Moostierchen und ist damit bis zum Silur vorgestoßen. Nach den glaubwürdigen Aussagen des Chefchemikers wird er in acht Monaten das Paläozoikum hinter sich lassen. Welche Wunder mögen ihn noch erwarten? Ein Dasein als Armfüßer? Oder als Schnecke, Insekt, Panzerlurch? Die Genetiker haben nach der Auseinandersetzung mit dem Sicherheitspersonal enorme Fortschritte gemacht. Bakterienkolonien, die aus Schwefel Alkohol herstellen. Steht erst einmal genug Selbstgebrannter Whisky zur Verfügung, wird sich das Drogenproblem von selbst lösen. Erwartungsgemäß fallen an der Stationsbörse die Kurse der Chemischen Abteilung mit jedem Tag. Zweifellos können wir neue Hoffnung schöpfen.“
    Der Astrogeologe dreht das Mikrofon zur Seite und setzt die Wodkaflasche an die Lippen. Das leise Gluckern der Flüssigkeit wird trotz dieser Vorsichtsmaßnahme von dem starken Sender der Station übertragen. Auf der Erde

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