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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Funkgerät, „und solche, die es werden wollen, ist auf Io kein Platz. Wofür haben wir denn die Male -Entspanner? Dennoch, ihr Dreckskerle auf der Erde, dennoch wäre es ein geschickter psychologischer Schachzug, mit der nächsten Versorgungssonde das Defizit an weiblichem Personal auszugleichen. Aber was wißt ihr auf der Erde schon von unseren Sorgen! Seit sich das Bundeskabinett im Eifel-Bunker nur um die sozialen Probleme der Promiskuität kümmert und der Kanzler Mittelpunkt diverser Eifersuchtsdramen geworden ist, rechnen wir nicht mehr auf Verständnis. Wir gehen unseren eigenen Weg. Wir fraternisieren mit dem Feind und bemühen uns um die Entwicklung von Instantfrauen. Die Biochemiker sind sehr optimistisch. Schwierigkeiten bereitet nur noch die Bestimmung der Haarfarbe.“
    Der Astrogeologe nimmt einen Schluck aus der Wodkaflasche und spült die erotisierende Droge hinunter. S-6 ist die neueste Schöpfung der chemischen Abteilung. Neben dem Mikrofon steht ein Plastikbecher voll feinem Staub. Der Astrogeologe schüttet den Staub auf den Plastikboden der Funkkabine und gießt eine halbe Flasche Whisky darüber. Rauch quillt auf. Der Staub beginnt zu brodeln. Als sich der Rauch verzieht, liegt ein nackter junger Mann auf dem Boden.
    Der Astrogeologe gibt eine Serie unflätiger Flüche von sich. Dann greift er nach dem Laser und macht sich auf den Weg, um den gewitzten Eierköpfen der biochemischen Abteilung ein für allemal die Flausen auszutreiben. Allerdings setzt auf dem Gang bereits die Wirkung des S-6 ein und zwingt den Astrogeologen zur Umkehr.
    Dem Instantjüngling auf dem Boden kommt diese überraschende Wendung der Ereignisse nicht ungelegen.
    Die Dinge, die in den nächsten Stunden über Funk zur Erde gesendet werden, führen im Notparlament des Eifel-Bunkers zu einer Kleinen Anfrage der Opposition. Auch dort ist man sehr an den Instantfrauen interessiert.
     
    Vor der Dealerei drängen sich Dutzende von Prols. Die Scheiben des Kunststoffgebäudes sind zersplittert. Zerlumpte Gestalten steigen hinein und kommen mit enttäuschten Gesichtern wieder heraus.
    „Die Dealerei ist leer“, wird Pike von Zelter informiert. Zelter hält den Fühladapter fest umklammert. „Nicht eine Konservendose. Alle Dealereien sind leer. Heute hat sich noch kein Pinkel-Dealer im Tal blicken lassen. Ich bin besorgt. Ich bin mehr als besorgt. Jetzt weiß ich auch, warum ich keine Pinkel-Schnalle bekommen hab. Die Pinkel sind verschwunden.“
    „Die Fabriken arbeiten noch“, erinnert Pike den alten kleinen Mann an das stetige Vibrieren unter ihren Füßen. „Kein Pinkel setzt sich ab und läßt die Fabriken laufen.“
    Zelter gestikuliert wie ein Ertrinkender. Selbst Pikes nackte Jungmädchenbeine scheinen ihn nicht mehr zu interessieren. Die Erkenntnis, daß der Fühladapter nicht den erhofften Reichtum bringen wird, raubt ihm die ohnehin angeknackste Fassung. „Die Pinkel haben auch unsere tapferen Helden auf Io aufgegeben“, wendet Zelter störrisch ein. „Die Pinkel sind skrupellos. Unsere Welt bricht zusammen, ein ganzes Raumfahrerkorps geht in der Eiseskälte des interplanetaren Raums vor die Hunde, und du betrügst dich mit sinnlosen Durchhalteparolen. Es ist einfach unerträglich. Ganz davon abgesehen, daß du mein Liebeswerben nur als schlechten Witz betrachtest. Wie es in meinem Herzen aussieht, interessiert kein Aas. Ich leide. Alle Menschen leiden. Dieses Zeitalter ist das Zeitalter des Leides. Nicht einmal ein Fühladapter kann wiedergeben, wieviel Schmerz und …“
    Pike läßt Zelter stehen. Was für ein weinerliches Gebrabbel, denkt sie verdrossen. Da soll er sich doch mal ein Beispiel bei unseren disziplinierten Raumfahrtpionieren nehmen. Auch die schweflige Atmosphäre hat ihnen die Moral nicht nehmen können – von einigen bedauerlichen Einzelfällen vielleicht abgesehen.
    Die Sonne hat den Zenit erreicht. Es ist heiß im Tal. Es ist Sommer und trotzdem heiß. Ein weiterer Anlaß, irritiert zu sein, zumal es letztes Jahr um diese Zeit auf der Friedrich-Engels-Allee und dem Elberfelder Neumarkt meterhohe Schneeverwehungen gegeben hat. Die Klimaveränderungen sind nur ein Indiz für die tiefgreifenden Umwälzungen, die die Erde in diesen Tagen erlebt. Über den staubigen Boden vor der langgestreckten Dealerei, die einige zutiefst enttäuschte Lumpenprols anzustecken trachten, trabt Tod auf Pike zu. Seine knochige Gestalt bebt vor Empörung. Aus der rostigen Konservendose, die er in der rechten Hand

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