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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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erwachend.
    „Das Sofa. Ich bin wirklich der Meinung, Sie sollten auf dem Sofa schlafen.“
    „Also gut“, willigte Carmody ein und rappelte sich auf. „Wo ist das Sofa?“
    Er wurde aus dem Restaurant hinaus, eine Straße hinab und in ein Gebäude geführt, das Die Schlummerhalle hieß. Dort befanden sich ein Dutzend Sofas. Carmody ging zum nächststehenden.
    „Nein, dieses nicht“, sagte die Stadt. „Eine Feder ist nicht in Ordnung.“
    „Macht nichts“, bemerkte Carmody, „dann werde ich mich eben nicht drauf legen.“
    „Das würde zu einer unbequemen und verkrampften Schlafhaltung führen.“
    „Herrgott!“ fluchte Carmody und stand wieder auf. „Zu welchem würdest du mir raten?“
    „Zu dem dort drüben“, erklärte die Stadt. „Es ist das größ te und beste hier. Der Neigungswinkel der Matratze wurde nach wissenschaftlichen Erkenntnissen berechnet. Die Kissen …“
    „Schön und gut“, seufzte Carmody und legte sich auf das zugewiesene Sofa.
    „Soll ich etwas einschläfernde Musik spielen?“
    „Bemühe dich nicht.“
    „Wie Sie wünschen. Ich werde aber das Licht löschen.“
    „Fein.“
    „Hätten Sie gerne eine Decke? Selbstverständlich regle ich die Temperatur hier, aber Schläfer haben oft einen subjektiven Eindruck von Kälte.“
    „Spielt keine Rolle. Ich möchte jetzt meine Ruhe haben.“
    „Schon gut!“ erwiderte die Stadt gekränkt. „Ich tue das nicht meinetwegen, müssen Sie wissen. Ich persönlich schlafe niemals.“
    „Klar, tut mir leid“, entschuldigte sich Carmody.
    „Schon gut.“
    Es trat eine längere Stille ein. Schließlich richtete sich Carmody auf.
    „Was ist los?“ erkundigte sich die Stadt.
    „Jetzt kann ich nicht mehr schlafen“, antwortete Carmody.
    „Schließen Sie die Augen und entspannen Sie bewußt jeden Muskel in Ihrem Körper. Beginnen Sie mit dem großen Zeh und arbeiten Sie sich dann systematisch vor bis zum …“
    „Ich kann nicht schlafen!“ tobte Carmody.
    „Vielleicht waren Sie schon zu Anfang nicht sehr schläfrig“, mutmaßte die Stadt. „Aber Sie könnten wenigstens versuchen, die Augen zu schließen und ein wenig auszuruhen. Würden Sie das nicht mir zuliebe tun?“
    „Nein!“ sagte Carmody. „Ich bin nicht müde, daher muß ich auch nicht ausruhen.“
    „Sturheit!“ kommentierte die Stadt. „Machen Sie doch, was Sie wollen! Ich jedenfalls habe mein Bestes versucht.“
    „Klar!“ meinte Carmody, stand auf und verließ die Schlummerhalle wieder.
     
4
     
    Carmody stand auf einer kleinen Bogenbrücke und ließ den Blick über eine blaue Lagune schweifen.
    „Dies ist eine Kopie der Rialtobrücke in Venedig“, erläuterte die Stadt. „Selbstverständlich verkleinert.“
    „Ich weiß“, sagte Carmody. „Ich habe das Schild gelesen.“
    „Bezaubernd, nicht wahr?“
    „Ja, sehr schön“, bekundete Carmody und zündete sich eine Zigarette an.
    „Sie rauchen ziemlich viel“, maßregelte ihn die Stadt.
    „Ich weiß. Mir ist nach Rauchen zumute.“
    „Als Ihr medizinischer Ratgeber muß ich Sie darauf hinweisen, daß der Zusammenhang zwischen dem Rauchen und dem Auftreten von Lungenkrebs statistisch nachgewiesen ist.“
    „Ich weiß.“
    „Sie hätten größere Chancen, wenn Sie auf Pfeife umsteigen würden.“
    „Ich kann Pfeifen nicht ausstehen.“
    „Wie wäre es dann mit Zigarren?“
    „Zigarren kann ich auch nicht ausstehen.“ Er zündete sich eine weitere Zigarette an.
    „Das ist Ihre dritte Zigarette innerhalb von fünf Minuten“, sagte die Stadt.
    „Verdammt noch mal, ich rauche so oft und so viel ich will!“ brüllte Carmody.
    „Aber gewiß doch“, pflichtete die Stadt bei. „Ich habe lediglich versucht, Sie zu Ihrem eigenen Besten zu beraten. Soll ich denn etwa dabeistehen und tatenlos zusehen, wie Sie sich selbst zugrunde richten?“
    „Ja“, sagte Carmody.
    „Ich kann nicht glauben, daß Sie das ernst meinten. Sie berühren hier Fragen der Ethik. Ein Mensch kann entgegen seinen besten Interessen handeln, aber einer Maschine ist ein solches Ausmaß an Perversion nicht gestattet.“
    „Laß mich zufrieden“, klagte Carmody düster und in grobem Tonfall. „Hör endlich auf, mir dauernd Vorhaltungen zu machen.“
    „Vorhaltungen? Mein lieber Carmody, bin ich Ihnen denn auf irgendeine Weise zu nahe getreten? Habe ich denn mehr getan, als Sie wohlmeinend zu beraten?“
    „Vielleicht nicht. Aber du redest zuviel.“
    „Vielleicht rede ich nicht genug“, widersprach die Stadt. „Wie

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