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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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einzigartig.“
    „Tatsächlich?“ erwiderte Carmody gehässig. „Für mich bist du lediglich ein Konglomerat kaum zusammenpassender Teile. Du hast eine italienische Piazza, einige griechische Gebäude, eine Reihe von Tudor-Häusern, ein altes New Yorker Mietshaus, einen kalifornischen Würstchenstand, der wie ein Dampfboot aussieht, und Gott weiß, was noch alles. Was soll daran so einzigartig sein?“
    „Die Kombination dieser Einzelteile zu einer sinnvollen Einheit ist einzigartig“, sagte die Stadt. „Sie müssen wissen, daß die älteren Bauwerke keinesfalls Anachronismen sind. Es handelt sich um repräsentative Lebensstile, und als solche sind sie einer funktionellen Lebensmaschinerie durchaus angemessen. Hätten Sie gerne eine Tasse Kaffee oder vielleicht ein belegtes Brötchen und frische Früchte?“
    „Kaffee klingt nicht schlecht“, meinte Carmody. Er ließ sich von Bellwether um eine Ecke zu einem Café führen, das O You Kid hieß und bis zu den Tiffany-Lampen, den Kristallüstern und dem Pianola im Stil der Spätneunziger erbaut worden war. Es war makellos sauber wie alles, was Carmody bisher in Bellwether gesehen hatte, aber völlig leer und ohne Besucher.
    „Finden Sie die Atmosphäre nicht auch ausgesprochen gemütlich?“ erkundigte sich Bellwether.
    „Kitschig“, sagte Carmody. „Na gut, wenn einem so etwas gefällt …“
    Auf einem rostfreien Edelstahltablett wurde eine Tasse schaumiger Capuccino vor ihm abgestellt. Carmody nippte.
    „Gut?“ fragte Bellwether.
    „Ausgezeichnet.“
    „Ich bin sehr stolz auf meinen Kaffee“, gestand die Stadt leise. „Auch auf meine Kochkünste. Würden Sie denn nicht gerne etwas zu sich nehmen? Vielleicht ein Omelett? Oder ein Souffle?“
    „Nichts“, sagte Carmody bestimmt. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und meinte: „Du bist also eine Modellstadt, wie?“
    „Ja, ich habe die Ehre, eine solche zu sein“, erwiderte Bellwether. „Ich bin die jüngste aller Modellstädte, und, wie ich glaube, auch die zufriedenstellendste. Ich wurde von einer Studiengruppe der Universitäten Yale und Chicago entworfen, die mit einem Stipendium der Rockefeller Stiftung arbeiteten. Viele meiner praktischen Details wurden am M.I.T. entworfen, wenn auch bestimmte Teile von Princeton und der RAND-Gesellschaft stammen. Meine ursprüngliche Konstruktion war ein Projekt der General Electrics, das Geld wurde durch Anleihen von den Stiftungen Ford und Carnegie bereitgestellt, des weiteren von einigen anderen Institutionen, deren Namen preiszugeben mir nicht erlaubt ist.“
    „Interessante Geschichte“, gab Carmody mit abscheulicher Nonchalance zu. „Das dort drüben ist eine gotische Kathedrale, nicht wahr?“
    „Modifiziert romanisch“, korrigierte ihn die Stadt. „Aber auch interkonfessionell und allen Glaubensrichtungen offenstehend, die Sitzkapazität reicht aus für dreihundert Personen.“
    „Für ein Gebäude dieser Größenordnung ist das aber recht wenig.“
    „Aber ganz im Gegenteil. Das ist bewußt so. Meine Absicht war es, Ehrfurchtgebietendes mit Gemütlichem zu verbinden.“
    „Wo sind eigentlich die Bewohner der Stadt abgeblieben?“ fragte Carmody.
    „Sie sind fort“, gestand Bellwether klagend ein. „Sie sind alle fortgegangen.“
    „Warum?“
    Die Stadt schwieg eine Weile, dann sagte sie: „Es gab einen Zusammenbruch der Beziehungen Stadt-Gemeinschaft. Ein Mißverständnis, ganz bestimmt. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: eine Verkettung unglücklicher Mißverständnisse. Ich vermute darüber hinaus, daß Aufwiegler eine nicht unerhebliche Rolle dabei gespielt haben.“
    „Aber was ist denn genau geschehen?“
    „Ich weiß es nicht“, gab die Stadt zu. „Ich weiß es wirklich nicht. Eines Tages sind sie alle einfach gegangen. Einfach so! Aber ich bin ganz sicher, daß sie zurückkommen werden.“
    „Fraglich“, kommentierte Carmody.
    „Ich bin fest davon überzeugt“, meinte die Stadt. „Aber lassen wir dieses Thema doch einmal beiseite. Warum wollen Sie eigentlich nicht bleiben, Mr. Carmody?“
    „Ich hatte noch gar keine Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken“, sagte Carmody.
    „Es würde Ihnen ganz bestimmt gefallen, kein Zweifel!“ schwärmte Bellwether. „Denken Sie doch – die modernste Stadt der ganzen Welt würde völlig zu Ihrer Verfügung stehen.“
    „Das klingt interessant.“ Carmody kam nicht umhin, das zuzugeben.
    „Also versuchen Sie es. Es kann doch bestimmt nicht zu Ihrem Nachteil

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