Metropolis brennt
Person?“
„Nein.“
„Kennen Sie eine gewisse Monique Turenne?“
„Nein.“
„Walter Seidel?“
„Nein.“
„Gabriele Kaufmann?“
„Nein.“
„Charles Chaplin?“
„Ja.“
„Günter Gerold?“
„Nein.“
„Sehr gut. Ich sage Ihnen jetzt ein Wort, und Sie antworten spontan, was Sie bei diesem Wort empfinden. Haben Sie das verstanden?“
„Ja.“
„Rotwein.“
„Frankreich.“
„Tabak.“
„Rauch.“
„Sprengstoff.“
„… fliegen.“
„Demonstration.“
„…“
„Ich wiederhole: Demonstration.“
„Ameisen.“
„Frauen.“
„Gordischer Knoten.“
„Musik.“
„Mozart.“
„Widerstand.“
„Spinat.“
„Telefon.“
„Wecker.“
„Freiheitlich-autoritärer Rechtsstaat.“
„Erdbeereis mit Sahne.“
„Monique Turenne.“
„…“
„Ich wiederhole: Monique Turenne.“
„…“
„Widerstand.“
„Spinat.“
„Gänsebraten.“
„Weihnachten.“
„Spinat.“
Gerold sprang auf, riß den Plexiglassessel um, warf die Arme schützend vor das Gesicht und starrte Hesse mit schreckgeweiteten Augen an.
„Spinat!“ brüllte Hesse.
Gerold brach ohne einen Laut zusammen und blieb auf dem Teppich liegen.
„Machen Sie einen starken Kaffee, Körnerchen“, sagte Hesse. „Der kommt gleich wieder zu sich. Und spielen Sie die Musik wieder von vorn ein.“
Als der duftende Kaffee serviert wurde, rappelte sich Gerold auf, lächelte, reichte Hesse die Hand und sagte fröhlich: „Da bin ich.“
„Herr Hansen, nicht wahr? Nehmen Sie doch Platz, mein Freund, nehmen Sie doch Platz. Stellen Sie doch bitte den Plexiglassessel wieder auf, ich habe ihn vorhin versehentlich umgeworfen. Wir müssen noch eine kleine Untersuchung durchführen. Natürlich eine reine Formsache. Nur ein paar Fragen. Ah ja, das ist Fräulein Körner, die Protokollantin und aneine persönliche Assistentin. Setzen Sie sich und entspannen Sie sich, entspannen Sie sich. Und nehmen Sie einen Kaffee, gerade frisch gebrüht.“
„Danke, den kann ich gebrauchen. Ich fühle mich etwas schlaff. Ein schönes Büro haben Sie hier – und die Musik, ist das nicht Vivaldi?“
„O nein, mein Lieber“, sagte Hesse freundlich und nahm einen kleinen Schluck Kaffee. „Das ist Mozart. Eine kleine Nachtmusik. Gefällt es Ihnen?“
„Ich weiß nicht, ich denke schon. Ich hab’ mich leider nie sehr für klassische Musik interessiert.“
„Spielen Sie mal Nights in White Satin von den Moody Blues ein, Fräulein Körner. Diese Musik mögen Sie doch, nicht wahr, Hansen?“
„Ja, allerdings. Das ist sogar mein Lieblingsstück.“
„Schön das. Sehr schön das“, brummte Hesse zufrieden. „Aber kommen wir jetzt zur Sache. Wie heißen Sie?“
„Hansen, Herbert.“
„Wo wurden Sie geboren?“
„Dortmund.“
„Wann wurden Sie geboren?“
„4. 4. 1963.“
„Wie lautet der Geburtsname Ihrer Mutter?“
„Kahlenberg.“
„Lebt Ihre Mutter noch, oder haben Sie sonst irgendwelche Angehörigen?“
„Nein. Meine Mutter ist sehr früh gestorben, ich bin im Waisenhaus aufgewachsen.“
„Leben Sie in einer Ehe, eine eheähnlichen Gemeinschaft oder einer vergleichbaren Beziehung mit einer anderen Person?“
„Nein.“
„Schön das. Sehr schön dis, Herr Hansen. Dann können wir uns den Rest schenken. Es ist alles in Ordnung, Sie können gehen. Fräulein Körner hat Ihre Dings, Ihre … äh … Handgelenktasche mit Ihrem persönlichen Eigentum schon bereitgelegt. Hier ist ein Inventarverzeichnis. Bitte überprüfen Sie das.“
Hansen nahm das Verzeichnis, das Hesse ihm über den Schreibtisch reichte, und las leise vor:
„1 Sparbuch. Kontostand: DM 7583,10
1 Zulassungsbescheid zum Studium an der Bismarck-Universität
je 1 Rasierapparat, Zahnbürste, Zahnpasta, Handtuch
1 Tafel Schokolade
1 Portemonnaie. Inhalt: DM 152,19
sowie eine Fahrkarte zweiter Klasse zum Studienort
je 1 Personalausweis, Reisepaß, Führerschein, Identitätskontrollkarte auf den Namen: Hansen, Herbert.“
„Alles da“, sagte Hansen.
Hesse stand auf und reichte ihm die Hand. „Dann auf Wiedersehen, Herr Hansen.“
„Aber eines würde mich doch noch interessieren. Wie bin ich denn nun eigentlich hierhergekommen?“
„Was weiß ich. Sie sind eingeliefert worden. Nach ihrem Zusammenbruch konnte man keine körperlichen Gebrechen feststellen, so kamen sie eben zu uns. Wir sind ein psychologisches Spezialinstitut, wie Sie ja wahrscheinlich schon wissen. Aber machen Sie sich keine Sorgen,
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