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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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fragte er.
    „Ja“, bestätigte Gerold, „oberster Stock.“
    Der Mann stellte sich neben Gerold und zündete sich umständlich und nervös eine Zigarette an. Eine Zeitlang schwiegen sie.
    „Ich bin auf der Straße zusammengebrochen“, sagte der Mann plötzlich übergangslos. „Komme vom Bau und breche auf der Straße zusammen. Stellen Sie sich das mal vor! Letzte Woche war ich noch beim Arzt, da war ich noch kerngesund.“
    „Ich bin auch auf der Straße zusammengebrochen“, sagte Gerold.
    „Ach was“, erwiderte der Mann erstaunt.
    Damit war das Gespräch beendet. Gerold hatte keine Lust, sich weiter zu unterhalten und der Arbeiter offensichtlich auch nicht. In Gedanken zählte Gerold die Sekunden, denn er wollte raus aus diesem fahrenden Käfig, der sich viel zu langsam fortbewegte. Als er bei neun angelangt war, stoppte der Fahrstuhl und gab den Weg frei in einen Flur, der sich in nichts von dem unterschied, von dem aus er seinen Weg durch das Gebäude angetreten hatte.
    Der Arbeiter verschwand wortlos nach rechts, und bald hatte die Dunkelheit die Umrisse seiner kleinen, gedrungenen Gestalt verschluckt. Nur noch seine hektischen, trippelnden Schritte verrieten seine Anwesenheit.
    Gerold wandte sich nach links und stieß auf einen in einer Nische stehenden Korridorroller. Es war einer von der Sorte, die man neuerdings in allen öffentlichen Gebäuden eingeführt hatte, damit die hilfesuchenden Bürger die manchmal kilometerlangen Flure schneller durchqueren konnten. Gerold suchte zwar keine Hilfe, aber er hatte es eilig.
    Er griff sich das Gefährt und rollerte durch die Dunkelheit, immer streng an der Leuchtspur auf dem Fußboden entlang. Er rollerte schneller und schneller. Schweiß trat ihm auf die Stirn, er hörte seinen unregelmäßigen, keuchenden Atem und das an- und abschwellende, singende Schnurren der kleinen Räder des Rollers und das Klatschen seiner Tritte auf dem nackten Boden. Er trieb seinen Körper vorwärts wie ein Besessener, als gelte es, ein Rennen zu gewinnen.
    Und dann kam die Tür am Ende des Tunnels in Sicht, die Tür mit der weithin leuchtenden Ziffer 883. Das war die Tür, die er suchte.
    Gerold ließ den Roller scheppernd in eine Ecke fallen, riß die Tür auf, stürmte in den Raum. Hinter ihm fiel die Tür krachend ins Schloß.
    Der Raum war klein, schwach beleuchtet und kärglich eingerichtet. Ein Stuhl und ein Schreibtisch, ein Kameraauge oben im Eck, das genau auf den Schreibtisch justiert war. Auf dem Schreibtisch lagen drei weiße Blatt Papier und ein altmodischer Füllfederhalter.
    Gerold setzte sich an den Schreibtisch, ergriff den Füllfederhalter und begann zu schreiben. Er fühlte sich so ruhig und gelöst wie ein Mensch sich nur fühlen kann.
    Er schrieb drei Briefe: einen an die Partei, einen an die Gewerkschaft und einen an Monique.
    Im ersten schrieb er, die Partei habe ihm und anderen Menschen nur Unglück gebracht, er glaube nicht mehr an ihre Ziele und wolle deshalb ein neues Leben beginnen. Sein letzter Satz lautete: „… und darum erkläre ich hiermit meinen Austritt.“
    Im zweiten schrieb er, die Gewerkschaft habe ihm und anderen Menschen nur Unglück gebracht, er glaube nicht mehr an ihre Ziele und wolle deshalb ein neues Leben beginnen. Sein letzter Satz lautete: „… und darum erkläre ich hiermit meinen Austritt.“
    Im dritten schrieb er, sie, Monique, habe ihm nur Unglück gebracht, er glaube nicht mehr an die Zukunft ihrer Beziehung und wolle deshalb ein neues Leben beginnen. Sein letzter Satz lautete: „… und darum muß ich mich von Dir trennen.“
    Und unter jeden Brief setzte er sauber seine Unterschrift und das Datum: Günter Gerold, 4. 12. 2004.
     
    „Er hat es gemacht“, brummte der Mann befriedigt und lehnte sich aufatmend in den ausladenden Sessel zurück. „Fräulein Körner, schalten Sie das Ding aus und lassen Sie ihn herkommen. Und seine Briefe sofort zum Textübermittler!“
    „Ja, Dr. Hesse“, sagte das Fräulein brav. Sie berührte einen Lichtpunkt an ihrem Steuerpult, und der große Wandmonitor, der einen einsamen, an einem Schreibtisch in einem leeren Raum sitzenden Mann zeigte, erlosch.
    „Der letzte für heute“, sagte Hesse leutselig. „Bin gespannt, wie er sich verhält. Nach den Akten ein schweres Kaliber.“
    „Ja, Dr. Hesse.“
    „Körnerchen, ich habe Sie schon tausendmal gebeten, nicht immer ‚Ja, Dr. Hesse’ zu sagen.“
    Körnerchen schwieg. Sie tat, als habe sie den Vorwurf ihres Chefs überhört und

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