Metropolis brennt
aber verstummten die Düsen, und Stille erfüllte das große, nun verlassene Raumschiff.
Saton und Corbis gingen langsam durch die Straßen. Ihre Bewegungen waren ungeschickt, was teilweise an ihrer übertriebenen Vorsicht lag, teilweise aber auch daran, daß sie die Folgen des Kälteschlafs noch nicht überwunden hatten.
Es war einfach gewesen, den wenigen Reinigungstrupps an Bord der Schiffe aus dem Weg zu gehen, und es hatte sich als nur unwesentlich schwieriger erwiesen, den gigantischen Raumhafenkomplex zu verlassen. Aber nun, in der Stadt selbst, waren sie vollkommen hilflos.
Zuerst erkannten sie überhaupt nicht, daß es sich um eine Stadt handelte. Die Gebilde waren nach den Maßstäben istinogurzibeshilahascher Architektur kaum als Bauwerke zu erkennen, denn hier waren aus vielerlei Baustoffen Einheiten erschaffen worden, die die essentielle Insolidität von Materie repräsentierten. Ihre Formen zeugten von einem verschwenderischen Geist, gelegentlich war die Phantasie auch bis zur Tollkühnheit übersteigert worden, doch in den verwunderten Augen von Corbis und Saton war alles wunderschön.
Zwischen den Gebäuden befanden sich ausgedehnte Pflanzenhaine, die sich manchmal terrassenförmig mehrere Stockwerke hoch erstreckten. Einige waren mit dunklen Bäumen bepflanzt, die denen ähnelten, die an den fruchtbaren Orten auf Istinogurzibeshilaha wuchsen. Düsteres und Lichtes standen auf engstem Raum beisammen, so daß die Natur nicht übertrieben sentimental dargestellt wurde. Es gab auch Terrassen, auf denen wilde Tiere einhergingen, desgleichen riesige Käfige, in denen Vögel fast frei fliegen konnten. Alles in allem erinnerte das Bild an einen endlosen Zoo.
Saton und Corbis schritten ängstlich, aber doch gefesselt auf einem Fußgängerweg dahin. Ungeheuer schneller Verkehr raste auf versenkten Straßen durch die Stadt, während über ihnen Luftwagen wie Geschosse dahineilten. Auf ihrer Ebene schlenderten viele Leute müßig einher, aber beide waren zu nervös, um jemanden anzuhalten und nach dem Weg zu fragen.
„Wenn wir etwas Geld hätten, könnten wir ein Transportmittel nach Klein-Istino nehmen“, sagte Corbis. Sie hatten an Bord des Schiffes danssonische Kreditbücher erhalten, in denen ihr Guthaben in danssonischer Währung aufgelistet war, doch da sie nicht offiziell von Bord gegangen waren, hatten sie auch nichts ausbezahlt bekommen.
„Wenn wir ein Café sehen, werden wir versuchen, einige Informationen aufzuschnappen“, versprach Saton. Unglücklicherweise sahen sie aber nichts, was Geschäften oder Cafés ähnelte – aber auch keine Fabriken, was das anbelangte. Bei allen Bauwerken schien es sich ausschließlich um Wohnhäuser zu handeln.
Nachdem sie einige Minuten gegangen waren, blieben sie stehen. Sie befanden sich an einer Kreuzung, von wo aus sich Wege und Straßen in alle Richtungen erstreckten. Sie hätten ewig weitergehen können. Saton ergriff Corbis’ Hand und brachte sie zum Schweigen. Er beobachtete einen Warmen, der ganz in der Nähe stand.
Seinem Äußeren nach zu urteilen, war der Warme ein Velour, ein Angepaßter aus dem Sektor Vermilion, der mit einem dichten Pelz bedeckt war. Er trug einen leichten Überwurfmantel, wahrscheinlich, um keine lokalen Moralbegriffe zu verletzen. Er war an einer der Säulen stehengeblieben, die Saton und Corbis während ihrer Wanderung in regelmäßigen Abständen gesehen hatten. Einige Zentimeter über dem Boden waren die Säulen wulstig, dann verjüngten sie sich wieder aufwärtsstrebend und endeten etwa drei Meter über dem Boden in einer Spitze.
Der Velour öffnete eine Klappe an der Ausbuchtung, steckte etwas in einen Schlitz und wählte. Er wartete.
Unterhalb der Ebene der Flugwagen schwebten mehrere pianoförmige Gebilde in der Luft. Eines dieser Pianos sank nun aus der Formation und ließ sich auf der Säule nieder, so daß die Spitze derselben in einer anscheinend dafür vorgesehenen Öffnung an der Unterseite des Pianos verschwand.
Lichter flackerten an dem Objekt, worauf der Velour erneut wählte.
Leise, summende Geräusche gingen von dem Piano aus. Dann sank eine Art Schöpfkelle herab, und ein rotes Licht begann zu blinken. Schließlich ging ein grünes Licht an, und die Schöpfkelle öffnete sich. Der Velour nahm etwas heraus und ging weiter seines Weges.
Als das Piano die Schöpfkelle wieder eingezogen und sich in die Luft erhoben hatte, war der Velour verschwunden.
Erst da erkannte Saton, daß die Beobachtenden
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