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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Drecks-‹Morgenmagazin›-Tassen! Und glaubt auch noch, dass ich dafür anrufe und ‹richtig› oder ‹falsch› sage!»
    In der Leitung war es kurz still. Dann stöhnte Stefan: «Ist heute wieder das ZDF dran?»
    Ich wackelte mit dem Kopf hin und her und ließ meine Stimme überschlagen. «Naaa, das würde ich jetzt aber auch gerne mal wissen. Cherno Jobatey morgens um acht auf die Menschheit loslassen – ist das denn richtig oder falsch?»
    Ich hörte Stefan seufzen: «Markus, mach den Fernseher aus. Und mach ihn frühestens um neun wieder an. Da kocht Armin Rossmeier bei ‹Volle Kanne›. Kochsendungen magst du doch.»
    «Armin Rossmeier!», brüllte ich zurück. «Dieser … dieser wasserstoffblondierte Mecki auf Speed! Der kocht dann wieder gefüllte Pfannkuchenröllchen, mit Béchamel-Sauce und Käse überbacken. Und wenn mir so richtig das Wasser im Mund zusammenläuft,
dann
erzählt er mir, wie viel Kalorien das hat! Armin Rossmeier ist ein Sadist!»
    Stefan seufzte noch einmal. «Sorry, mein Fehler. Dann guck doch einfach Sat. 1 .»
    Ich schaltete um und musste sofort die Augen zusammenkneifen, so grell war die Deko des Sat. 1 -«Frühstücksfernsehens». Zwei überdrehte Moderatoren saßen auf der Couch, kraulten einen sabbernden Hund, und einer sagte: «Na, da schauen Sie sich mal unser Lückenrätsel an und sagen Sie uns, welchen Gegenstand wir suchen!»
    Am unteren Bildrand stand « WA _ SERFLASCHE ».
    Dann doch lieber Cherno Jobatey.

[zur Inhaltsübersicht]
    Mein Fasten-Tagebuch
    Wie ging eigentlich die Geschichte von Prahlad Jani aus? Das war dieser indische Asket, der sich seit 70  Jahren angeblich nur von Meditation und Licht ernährte. Die Sache war 2010 in allen Medien, man sah Bilder des alten Yogi, wie er ausgemergelt, aber gut gelaunt auf einer Krankenhauspritsche lag und wirkte, als müsste man ihn mit Sandsäcken beschweren, damit er nicht abhebt. Quasi eine indische Version des SPD -Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, nur mit Blütenkette statt Fliege und insgesamt einer deutlich lebensbejahenderen Ausstrahlung. Indische Ärzte verkündeten damals vor laufender Kamera, dass man tatsächlich keine Verdauungstätigkeit bei Prahlad Jani feststellen könne und es sich schlicht und ergreifend um eine medizinische Sensation handle. Man muss allerdings dazusagen, dass diese Ärzte in etwa so vertrauenswürdig und professionell aussahen wie Sascha Hehn im «Schwarzwaldklinik»-Kittel: Alle grinsten begeistert in die Kamera, ständig schoben sich weitere «Ärzte» von hinten ins Bild, und eigentlich wartete man nur darauf, dass der Wortführer zum Schluss fragt, ob er noch jemanden grüßen darf.
     
    Irgendwann verschwand die Geschichte wieder aus den Medien. Nennen Sie mich einen phantasielosen Skeptiker, aber ich würde mal darauf tippen, dass Prahlad Jani mittlerweile sehr wohl wieder etwas gegessen hat. Und bestimmt nicht nur ein Meditations-Schnitzel mit Licht-Pommes.
     
    Askese an sich macht mich einfach misstrauisch. «Heilfasten», zum Beispiel. Das klingt für mich ungefähr so sinnvoll wie «Gesundprügeln». Die Idee, dass man glücklicher und gesünder wird, wenn man sich möglichst viele Dinge verbietet, widerspricht meiner Ansicht nach unserer Natur. Vermutlich liegt diese Einstellung in meiner Herkunft begründet. Der Franke an sich verzichtet nicht gerne. Bei uns zu Hause gilt zum Beispiel eine Hochzeitsfeier erst dann als gelungen, wenn die Brautleute von den überschüssigen Lebensmitteln bis zur goldenen Hochzeit weiterleben können. Selbst die Kirche ist bei uns im Süden nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für Verzicht. Fastenzeit heißt bei bayerischen Katholiken eigentlich nur: «Okay, wir essen kein Fleisch, dafür Fisch, weil das ist ja was
völlig
anderes. Und wir brauen noch stärkeres Bier als sonst, an der Himmelstür hängt schließlich kein Alkomat!» Dass die Kirche darüber nicht selbst lachen muss, finde ich die größte Fastenleistung von allen.
     
    Allerdings wohne ich jetzt ja in Köln, und da gibt es den Karneval. Der ist für den menschlichen Körper in etwa das, was die Deep Water Horizon für den Golf von Mexiko war. Nur dass die Kölner Öl- bzw. Kölsch-Plattform jedes Jahr aufs Neue explodiert. Nach sechs Tagen, an denen man sich hauptsächlich von Bier, Pommes und Zigarettenqualm ernährt hat, verspüre selbst ich gelegentlich das Bedürfnis, meinem Körper etwas Gutes tun zu müssen. Also beschloss ich dieses Jahr, die Fastenzeit knallhart

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