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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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nicht.
     
    Über all das dachte ich nach, als ich eines Tages wieder an dem Laden vorbeikam. Plötzlich sah ich: Das Packpapier war weg. Ich stand an der Schaufensterscheibe wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum und las gespannt das Ladenschild: «Bleaching-Studio Köln».
    Größer hätte meine Enttäuschung kaum sein können.
    Ein Bleaching-Studio? Was wollt ihr denn bleichen? Wäsche? Braucht man dazu ein Studio? Eröffnen dann nebenan noch ein Weichspül-Salon und ein Schleuder-Séparée? Oder ist das Bleaching-Studio der Ausgleich zum Sonnenstudio nebenan? Für all die Jennifers und Chantals, die ein bisschen zu viel Zeit auf dem «Turbo-Tanner 8000 » verbracht haben und sich jetzt wieder zur Mitteleuropäerin zurückbleichen wollen?
    Oder reden wir hier etwa von
Anal Bleaching
? Davon hatte ich mal gehört, in Los Angeles ist das wohl der Renner, aber hier im Viertel? Hinter bodentiefen Schaufensterscheiben?
     
    Während ich noch grübelte, entdeckte mich die Verkäuferin hinter der Theke. Sie strahlte mich freundlich an und zeigte dabei ihre Zähne: blendend weiße Hauer, die mich spontan die Augen zusammenkneifen ließen. So hell und weiß waren sie, dass ich überlegte, ob die Frau damit überhaupt nachts Auto fahren darf. Vielleicht hatte sie ja ein paar Abblend-Zähne zum Auswechseln. Ich lächelte zurück, die Verkäuferin schaute mir auf den Mund, nahm dann einen Flyer, trat aus dem Geschäft und drückte mir den Prospekt in die Hand. «Kommen Sie doch mal vorbei», sagte sie. «Wir können auch Ihnen helfen!»
    Ich hörte sofort auf zu lächeln.
Auch
mir? «Auch
»
im Sinne von «sogar in so schweren Fällen wie»? Was für eine Unverschämtheit! Ich bin sehr zufrieden mit meinen Zähnen, mir muss niemand helfen! Nur weil ich damit keine Bundesligaspiele beleuchten kann, muss ich doch noch lange nicht in ein Bleaching-Studio.
    Übellaunig schaute ich auf den Flyer in meiner Hand. «Wir bringen Sie wieder zum Lächeln!», stand da.
     
    Na, da habt ihr aber was zu tun.

[zur Inhaltsübersicht]
    Das «Morgenmagazin»-Dilemma
    Scheißtag oder Spitzentag – das entscheidet sich bei mir eigentlich immer morgens zwischen sechs und neun.
    Stefan steht nämlich jeden Tag um halb sechs auf, um zur Arbeit zu fahren. Eine Uhrzeit, von der ich vor unserer Beziehung noch bestritten hätte, dass es sie überhaupt gibt. Jetzt wache ich aber oft mit ihm auf, und sobald er die Wohnungstür zuzieht, mache ich mir einen Kaffee und setze mich vor den Fernseher.
    Und hier kommen wir an die spannende Weggabelung: links nach Scheißtag, rechts nach Spitzentag.
     
    Richtung Spitzentag geht es immer dann, wenn die ARD das «Morgenmagazin» macht. Da schaut man in die fröhlichen Gesichter von Sven Lorig und Anna Planken. Der eine wirkt, als hätte er gestern Abend noch mit seinen Jungs auf dem Bolzplatz gekickt und nachher ein bis elf lustige Kölsch gezischt. Die andere sieht immer aus, als käme sie gerade aus der Dusche. Nein, eigentlich sieht sie so aus, als stünde sie noch unter der Dusche, würde nur einen Arm hinter dem Vorhang hervorstrecken und mit ihrer süßen Prinzessin-Lillifee-Stimme rufen: «Kannst du mir mal mein Body-Shop-Aprikosen-Shampoo geben?» Ja, ich liebe Anna Planken. Und wenn eine verheiratete Frau einen schwulen Mann morgens um sechs wuschig machen kann – das will schon was heißen. Anna Planken ist so süß, dass ein heterosexueller Freund von mir sich sogar einen Google Alert eingerichtet hat, mit den Stichworten «Anna Planken» und «Scheidung», nur um ja nie den richtigen Zeitpunkt zu verpassen.
     
    Manchmal steht auch die etwas mütterliche Anne Geesthuysen da. Die passt zwar nicht so richtig ins Bild, stört aber auch nicht und lächelt immer gutmütig, als wollte sie sagen: «Ach, na ja, die jungen Leut’, was soll man machen!»
    Damit nicht alles nur harmonisch und putzig ist, hat die ARD noch einen Berlin-Korrespondenten, der einem schon morgens um sechs wohlige Schauer über den Rücken jagen kann: Werner Sonne. Mich erinnert er immer an den «Vollstrecker» aus Jürgen von der Lippes 80 er-Jahre-Show «Donnerlippchen». Den hageren, weißhaarigen Mann mit dem Zylinder, der immer die Backen aufblies und sich die Arme um den Körper schlang, bevor er einen Kandidaten in einen Bottich mit Wasser fallen ließ. Werner Sonne versenkt keine wehrlosen Quizshow-Kandidaten, er versenkt Politiker. Ich habe eine Fotosammlung von Volksvertretern, während sie gerade von Werner Sonne interviewt

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