Mettwurst ist kein Smoothie

er-Jahre-Ekelreportagen aus der «Coupé» denken musste («Tschechische Killergurke beißt Rentner!»). Ich las weiter:
    «Wegen der EM 2012 werden in Polen und der Ukraine massenhaft Straßenhunde getötet! Boykottiert die EM !»
    Okay, dachte ich, das mit der Aufheiterung hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Killergurken sind jedenfalls lustiger. Aber klar, das ist natürlich echt schlimm mit den Hunden in Polen. Ich merke mir das und werde die EM auf jeden Fall boykottieren. Als Nicht-Fußball-Fan sollte das zu schaffen sein. Aber jetzt will ich etwas Schönes lesen, okay? Was ist denn zum Beispiel dieses Foto hier …
    « Jochen R.: Blick aus meinem Hotelfenster in Halle an der Saale.»
    Leute, was SCHÖNES !!!
    « Silke W.: Der Nächste, der mich anstupst, fliegt!!!»
    Silke, welchen Teil von «was Schönes» hast du denn nicht verstanden? Und überhaupt, dachte ich, gab’s irgendwo Ausrufezeichen umsonst? Oder schlechte Laune? Hatten noch mehr Menschen Döner im Briefkasten? Ich will was Fröhliches lesen!
    « Sabine R.: Leutz, nehmt’s mir nicht übel, aber ich dünne jetzt mal meine Freundesliste aus. Also alle, die ich eigentlich nicht kenne, werden gelöscht. Sorry, Greetz, Sabine.»
    Okay, das ist immerhin nur so halb unfreundlich, dachte ich. Und Menschen, die «Sorry», «Leutz» und «Greetz» schreiben, dürfen mich sowieso immer gerne und ohne weiteren Hinweis aus ihrer Freundesliste löschen. Ich wollte Sabine schon ein «Wer bist’n du?» zurückschreiben, nur um sicherzugehen, dass sie mich auch tatsächlich entfernt. Aber eigentlich war ich ja hier, um gute Laune zu bekommen. Also weiterscrollen. Endlich entdeckte ich eines der vertrauten Mittagessensfotos:
    « Mark S.: Kantinenessen gestern Mittag!»
    Na also, dachte ich, das sieht doch freundlich aus. Ich betrachtete das Bild, ein harmloses Wiener Schnitzel, dann klickte ich auf die Kommentare.
    « VOLL DER EKEL-FRASS !!!»
    Es gab wohl nicht nur Ausrufezeichen und schlechte Laune im Angebot, sondern auch Großbuchstaben. Was ist denn los?, dachte ich, ist Facebook nur noch eine Online-Fensterbank, auf der früh vergreiste Internetnutzer ihr Kissen ausbreiten, um digitale Falschparker anzukacken?
    Da erschien eine Nachricht am oberen Bildschirmrand: « 1 neue Meldung». Voller Hoffnung klickte ich auf den Link.
    « Thomas F.: Tchibo unterdrückt Kaffeebauern!»
    Wie gut, dass ich mir vorhin keinen Kaffee gekocht hatte. Doch dann las ich weiter:
    «Und in Polen töten sie Hunde!»
    Jetzt ist aber gut, dachte ich, ich hab’s ja verstanden! In Polen töten sie Hunde, aber seht’s doch mal positiv: Wenigstens werden die Hunde nicht angestupst!
    Mein Happiness-Barometer senkte sich von Kurt Cobain in Richtung Elvis ’ 77 . Ich konnte aber nicht aufhören.
    « Corinna H.: ICH WILL DAS ALTE FACEBOOK-DESIGN ZURÜCK!!! UND EINEN ‹GEFÄLLT MIR NICHT›-BUTTON! UND DER NÄCHSTE, DER MIR EINE FARMVILLE-EINLADUNG SCHICKT, STIRBT !!!»
    Jawohl, du hast ja recht, dachte ich, die Welt ist schlecht und Facebook am schlechtesten! Aufhängen sollte man sie, die Farmville-Einladungs-Verschicker! Aufhängen und währenddessen noch anstupsen! Und bevor sie die Augen für immer schließen, sollte man noch Napalm über ihren Farmville-Grundstücken ausbringen! Und der «Gefällt mir nicht»-Button ist überfällig, scheiß auf Hungersnöte und Klimawandel, erfindet erst mal einen «Gefällt mir nicht»-Button, dann kümmern wir uns um eure Pillepalle-Probleme! Und ich will
auch
das alte Facebook-Design zurück, das von letzter Woche oder das von vorletzter Woche, egal, Hauptsache alt! Der Zuckerberg, dieser badebeschlappte Facebook-Spacko, der ändert die Designs ja mit jedem verdammten Atemzug, ich habe da keinen Bock mehr drauf! Der sollte mal lieber in Kolumbien Kaffee anbauen, damit er mal weiß, was echte Arbeit ist! Ach, was sage ich: Man sollte ihn in einem Hundekostüm nach Polen schleppen, und dann …
    « Vera L: Guten Morgen in die Runde! Wünsche euch allen einen tollen Tag!!!»
    Ach, halt doch die Fresse.

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    Das iPad-Menetekel
    Ich bin der vielleicht unkritischste Apple-Kunde der Welt. Nichts, worauf man stolz zu sein braucht, ich weiß, dass es jedes Produkt von anderen Anbietern günstiger gibt – und besser und effizienter und blablabla. Aber dann stehe ich wieder in einem Apple-Laden, ein freundlicher Verkäufer drückt mir ein wunderschönes Gerät mit einem leuchtenden Apfel in die Hand, und ich denke mir: