Mettwurst ist kein Smoothie
Wir lieben Lärm. Wir Männer zumindest. Autos, Rasenmäher, Bohrmaschinen – Nur was wummst, taugt.
Beim Händetrocknen ist der Geräuschpegel besonders wichtig. Denn viele von uns waschen sich nur dann die Hände, wenn das Abtrocknen ein
Event
ist! Und zwar ein befriedigendes Event, nicht so ein frustrierendes, nervtötendes wie mit den labbrigen Papierhandtüchern, bei denen man eines zieht und dann den halben Stapel in der Hand, die andere Hälfte auf dem Schuh und ein paar nasse Fetzen am Ellbogen hat. Nein, Spaß soll es machen, und laut soll es sein. Eben wie beim Dyson Airblade. Männer sehen dieses Gerät und denken: «Es ist neu, es ist groß, es ist laut – ich möchte es benutzen!» Wir halten die Hände in den Schlitz und schauen dabei wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal den eckigen Klotz in das eckige Loch gesteckt hat. Dann lauschen wir diesem wunderbaren, brummigen «Nööööööön!», das aus dem Gehäuse ertönt, lächeln zufrieden die umstehenden Toilettengäste an und denken uns: «Das hab ich gemacht! Diesen Lärm hab ganz allein ich gemacht!»
So
wollen wir das!
Bei Sanifair gibt es übrigens keine Airblades. Klar, das wäre ja viel zu laut. Sanifair ist die Wellnessoase unter den Verrichtungsanstalten. Ich spreche von diesen grün-blauen Erlebnislandschaften am Rand der Autobahn, mit Vogelgezwitscher, Raumspray-Zerstäuber und Toilettenmännern, die einem vor dem Pinkeln noch einen Blütenkranz flechten. Da würde ein Dyson Airblade natürlich stören. Bei Sanifair hält man die Hände nach dem Waschen vermutlich vor einen Kolibrikäfig und lässt sie per Flügelschlag trockenwedeln. Ein Grund mehr, sich an Autobahnraststätten nur noch ins Gebüsch zu erleichtern.
Aber überall sonst setzt der Airblade seinen Siegeszug unaufhaltsam fort. Im Internet habe ich gelesen, dass der Airblade so erfolgreich ist, dass ihn nun schon die Chinesen kopieren. Den würde ich gerne mal sehen, den chinesischen Airblade. Zu offensichtlich dürfen sie es ja nicht kopieren, sonst verklagt Dyson sie sofort. Ich schätze, sie haben die Sache aufs Wesentliche reduziert. Der chinesische Airblade, das ist vermutlich ein kleiner asiatischer Herr, der am Ausgang der Toilette sitzt, allen Kunden die Hände trockenrubbelt und dabei ganz laut «Nöööööööööööön!» brüllt.
Ja, so wird’s sein.
Diese gewieften Chinesen!
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Judgement Day
Ich habe kürzlich geträumt, ich wäre Gott begegnet, und das war ein sehr verwirrendes Erlebnis. Plötzlich stand ich nämlich in einem Raum, der ein bisschen an eine Hotellobby erinnerte. Hinter einer langen Theke stand Gott, schaute mich freundlich an und sagte: «Herzlich willkommen, Markus!»
«Was ist passiert?», fragte ich.
«Du bist tot», antwortete Gott, für meinen Geschmack ein bisschen zu sachlich.
«Und … wo bin ich jetzt? Im Himmel? In der Hölle?», fragte ich verwirrt.
«Na ja, also ich bin Gott. Jetzt darfste
einmal
raten.»
«Cool», sagte ich und schaute mich um. «Ich bin im Himmel!»
«Freut mich, wenn du dich freust. Andererseits: Es gibt keine Hölle. Insofern standen deine Chancen ziemlich gut.»
Ich nickte. «Und was passiert jetzt?»
«Jetzt gehst du hier durch diese Tür und suchst deine Wolke. Quadrat U 4 , Nummer 9449 .»
«Quadrat?», fragte ich. «Der Himmel ist in Quadrate aufgeteilt? Wie Mannheim?»
Gott nickte. «Ja. Freu mich schon seit Jahren auf das Gesicht von Xavier Naidoo, wenn er hier raufkommt.»
Ich wurde nachdenklich. «Und was ist eigentlich mit dem Jüngsten Gericht und so?»
«Gibt’s nicht», sagte Gott, und es war deutlich, dass er die Frage schon ein paar Mal gehört hatte.
«Da werden aber einige Leute ganz schön enttäuscht sein!», sagte ich.
Gott seufzte. «Ich weiß. Ich hatte auch schon überlegt, ob ich hier so ’nen kleinen Gerichtssaal aufbaue, ein paar Nebelmaschinen links und rechts hinstelle, dramatisches Licht auffahre und dann so mit runtergepitchter Stimme sage …» Er stemmte seine Hände auf die Theke, machte sich einen halben Meter größer und donnerte mit sehr tiefer Stimme: « TRITT VOR DEINEN SCHÖPFER !!!»
Mir lief sofort ein Schauer über den Rücken. Doch Gott schrumpfte wieder auf Normalgröße und schüttelte den Kopf.
«Aber dann dachte ich mir: Warum soll ich hier so ’nen Komödienstadl veranstalten, nur weil ihr euch da unten was zurechtphantasiert? Ich bin schließlich Gott, ich bestimme, wo der Hase lang läuft!»
Ich
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