Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Existenz zu zweifeln. Begann an Luciens und meiner
Erschaffung zu zweifeln."
"Aber ihr
wurdet erschaffen um die Vampire zu leiten und die Menschheit zu
schützen!", warf ich ein.
Yunus nickte, wusste
er doch besser um diesen Umstand als ich. "Das sagt die Geschichte. Doch
im Grunde weiß das niemand. Marian ist der Älteste von uns, und nicht einmal er
könnte dir sagen, wie Vampire erschaffen wurden. Was ist, wenn die Geschichte
um unsere Entstehung nur Lügen sind?
Hast du schon einmal
daran gedacht, dass Vampire erschaffen wurden, um die Menschheit zu dezimieren?
Das das Erschaffen von Schwarzen Kriegern ein Fehler war? Das die Menschheit es
vielleicht gar nicht wert ist, beschützt zu werden?
Was ist, wenn wir
der Preis sind, den die Götter zahlen müssen, weil ihnen ein Fehler unterlaufen
ist? Was ist, wenn die Menschheit vor uns da war, so wie es die Geschichte
sagt. Wenn das Schicksal sie erschaffen, ihnen ein Leben geschenkt hat, das mit
dem Tod endet, aus dem neues Leben hervorgeht. Und die Götter sich erlaubten,
in diesen Kreislauf hineinzupfuschen, indem sie uns erschufen, wir, die wir
nicht dem Tod unterliegen, die wir ewig leben? Doch niemand, Mia, niemand
sollte ewig leben müssen!"
Seine Worte schienen
wirre Gedankensprünge zu sein, denen ich nicht folgen konnte. Dennoch sagte
ich: "Aber Vampire wurden doch aus Liebe erschaffen!?"
"Sagt wer? Die
Geschichte? Niemand gibt gerne einen Fehler zu. Niemand! Und schon gar nicht
Götter! Wir wissen es nicht! Wir werden es nie wissen.", sagte er
eindringlich. "Doch eins ist gewiss, das Schicksal lässt niemanden
ungestraft."
Mir schwirrte der
Kopf. War es denn zu viel verlangt, auf eine einfache Frage eine einfache
Antwort zu erhalten? Musste immer alles solche immensen Ausmaße annehmen,
solche gigantischen Dimensionen, die ich nicht mehr verstand?
"Was soll das
alles bedeuten?", fragte ich deshalb. "Was willst du damit
sagen?"
"Vielleicht ist
es besser, wenn die Gegensätze vergehen!", flüsterte er. "Vielleicht
ist es besser, wenn das erschaffene Gleichgewicht verschwindet, damit das
ursprüngliche Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Damit das Schicksal eine
Möglichkeit hat, neu zu beginnen."
Angstvoll sah ich in
seine Augen, in denen uralte Weisheit, gepaart mit Entschlossenheit stand.
"Du willst dass ihr vergeht? Du willst dass ihr sterbt?"
"Ich sagte dir
doch, ich kann dir nicht geben wonach du suchst, denn mein Weg ist nicht dein
Ziel."
Meine Seele schrie
bei dem Gedanken daran, Lucien zu verlieren, mein Herz zog sich zusammen, bei
dem Gedanken daran, dass alle die ich liebte, dem Untergang geweiht waren.
"Nein",
stieß ich hervor. "Das kannst du nicht wollen. Das kannst du nicht ernst
meinen. Du sagtest, dir wohnt Gerechtigkeit inne, wo ist sie nun, diese
Gerechtigkeit?"
"Einst erkannte
ich was Gnade ist. Und nun ist es an der Zeit wieder Gnade wallten zu
lassen!"
Ich erinnerte mich
an Luciens Erzählung, dass Yunus nicht des Blutes wegen getötete hatte, sondern
der Gnade willen, um Todgeweihten ein Leben voller Schmerzen zu ersparen.
Von Verzweiflung
getrieben, packte ich seine Hand, ignorierte seine weiter werdenden Pupillen,
das leichte Zucken seines Körpers und den Ausdruck des Schmerzens in seinem
Gesicht. "Bitte ... ich flehe dich an." Tränen liefen über mein
Gesicht, ließen meine Stimme beben. "Du sagtest du richtest nicht, doch
deine Entscheidung bedeutet den Tod vieler, die ihn nicht verdient haben. Viele
werden sterben, die es wert sind, für sie zu kämpfen. Bitte,..."
Ich verstummte, als
er langsam seine Hand hob, zögerlich meinem Gesicht näherte, um dieses mit
seinen Fingerspitzen zu berühren. Nur leicht, wie fallender Schnee. Seine Augen
ruhten indessen auf meiner Haut, doch er schien mich nicht zu sehen, sondern
eher zu fühlen, als hätte er noch nie zuvor gefühlt. Sein Daumen strich sanft
über meine Wange, zog die Spuren meiner Tränen nach, bevor sein Blick auf meine
bebenden Lippen traf.
"Stets fragte
ich mich, was die Krieger an dir finden. Wie diejenigen, erschaffen um zu
töten, einem fühlenden Wesen wie dir, so etwas wie Freundschaft entgegenbringen
konnten.
Ihr Weg, gezeichnet
durch Schmerz, ihre Pfade, gepflastert mit Liebe, ihre Schritte verstreuen
Zuneigung und ihr Handeln verteilt Mitgefühl.
Nie verstand ich
diese Prophezeiung, doch nun" Sein Daumen strich über meine Unterlippe,
und seine Berührung schickte ein Kribbeln durch meinen Körper. "Ich hielt
deine Fähigkeit für nichtig.
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