Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
alleine raus, oder?"
Ric schüttelte
seinen Kopf. "Nein, immer nur zu zweit, mit Verstärkung auf Abruf."
"Wie geht es
Lucien? Hat er sich von seiner Verletzung erholt?"
"Ja, ich glaub
schon. Er wirkt soweit normal, doch wenn es um dich geht, scheint er sich
selbst nicht zu trauen."
Lebhaft hatte ich
den Zwischenfall mit dem "Du musst von mir trinken!" in Erinnerung.
Nein, er hatte recht, wenn er sich nicht traute, doch der Gedanke, dass alles
bald zu Ende sein könnte, und wir die letzte Zeit nicht miteinander verbracht
hatten, ob gefährlich oder nicht, war kein schöner.
"Weißt du, wo
er ist?"
"In seinem
Loft."
"Er hat ein
Loft?"
Ric nickte.
"Mehrere Immobilien in London gehören uns. Im Alter muss man investieren.
Wo glaubst du kommt das ganze Geld her, mit dem wir unsere Einrichtungen
finanzieren? Die Autos? Das Flugzeug? Der Hubschrauber?"
"Ist er ...
allein?"
Rics Augenbrauen
gingen fragend in die Höhe, bevor sein Blick ein wissender wurde. "Soviel
ich weiß, hat er noch nie jemanden in sein Heiligtum mitgenommen!"
Dieses
"nie", schloss mich dann wohl mit ein, dachte ich und leerte erneut
ein Glas.
"Du solltest
dich etwas hinlegen, Mia.", sagte Ric einfühlsam. "Du siehst müde
aus."
Ja, ich war müde,
aber diese Müdigkeit war nicht körperlich und würde nicht durch Schlaf
vergehen. Dennoch stimmte ich ihm zu, ging in die Bibliothek, um Lena bescheid
zu geben und anschließend die Treppen nach oben, um mich auf die Couch, die
Lena in ihrem Zimmer für mich hergerichtet hatte, zu legen.
Gefühlte Stunden
starrte ich an die Decke, wälzte mich hin und her, rieb meine Brust und
betrachtete Luciens Mal an meiner Hand.
Wie konnte es nur
soweit kommen? Hatte ich denn irgendetwas in meinem Leben falsch gemacht? Ich
musste an Zs Worte denken, dass es kein Richtig oder Falsch gab, sondern immer
nur mehrere Möglichkeiten, und man müsse wählen, welchen Weg man geht. War ich
denn irgendwann falsch abgebogen? Hätte ich das alles verhindern können, wenn
ich erst gar nicht nach London gekommen wäre? Dann würde ich immer noch
glauben, dass ich ein Mensch bin - verrückt, aber menschlich. Irgendwie hatte
diese Vorstellung etwas Verlockendes. Keine übersinnlichen Fähigkeiten. Keine
übernatürlichen Geschöpfe. Einfach nur "fast normal" sein.
Ein Mädchen sein,
deren Fantasien einfach nur Fantasien waren. Träume haben, die das Leben
spannender machten. Träume, in denen Sehnsüchte und Wünsche in Erfüllung
gingen, und die dennoch nur Träume blieben.
Welches Mädchen
träumte nicht von dem attraktiven, absolut gutaussehenden Helden, der es aus
brenzligen Situationen rettet, durch Feuer und Flammen für sie gehen würde, im
Bett wahre Wunder vollbringt, und ihr die ewige Liebe schwört!?
Welches Mädchen
träumt nicht von der wahren Liebe, von dem Mann der sie auf Händen trägt, von
einem Seelengefährten, der nur für sie bestimmt ist?!
Ein humorloser Laut
trat aus meiner Kehle. Hatte ich nicht auch von all dem geträumt? Davon, dass
mich wer aus meinem Dasein befreit? Mir zeigt, dass das Leben mehr beinhaltet,
als immer nur vor sich selbst zu flüchten? Dass es einen Sinn im Leben gibt,
und dieser nicht nur in der alleinigen Existenz liegt?
Ja, das hatte ich,
und verdammt noch mal, meine Träume waren in Erfüllung gegangen! Nur dass sich
meine Traumwelt nun als beschissene Realität entpuppte, in der es anscheinend
meine Aufgabe war, das Schicksal zu wenden, obwohl ich, Herrgott und zum Teufel
noch mal, keine Ahnung hatte wie!!!
Träume sollten nicht
in Erfüllung gehen, dachte ich wehmütig und drückte mein Gesicht in den
Polster. Träume sollten Träume bleiben. Wunderschöne Vorstellungen einer
Realität, die das Leben spannender machten und die Nächte weniger einsam.
Träume sollten ein Zufluchtsort sein, wo man hingehen konnte, wenn einem das
Leben ein Bein stellte, einen glauben ließ, dass es kein Vorankommen mehr gab,
wenn man eine Auszeit brauchte, um Körper und Geist wieder in Einklang zu
bringen. Träume sollten da sein, um einfach mal abzuschalten...
"Einfach mal
abschalten.", flüsterte ich und dachte an eine grüne Wiese, in derer ich
inmitten von einem Meer aus Blumen, auf dem Rücken lag und in den strahlend
blauen Himmel blickte, während die Sonne meine Haut wärmte.
Ich konnte sie fast
riechen. Margeriten, Glockenblumen, Hahnenfuß, Löwenzahn... - eine süße
Mischung aus verschiedenen Farben, die meine Sinne berauschte.
Ich hörte auf meinen
Herzschlag, der
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