Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
bereit dazu?
Würde ich je bereit dazu sein?
Erneut drohten
Tränen meine Augen zu füllen. Mein Gesicht fühlte sich aufgequollen und
zermürbt an. Wann hatte ich je soviel geweint? Wann hatte ich je soviel Schmerz
auf einmal erfahren?
Ich tapste ins
Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Es war Zeit dem ein Ende zu
setzten, denn früher oder später würde ich einfach zusammenklappen. Wann hatte
ich das letzte Mal geschlafen? Ich wusste es nicht mehr. Ich wusste so vieles
nicht mehr. Zu viele Ereignisse, in zu schneller Reihenfolge, hatten die
Eigenschaft, das Leben in rasendem Tempo voranzutreiben und rückblickend doch
wie eine Ewigkeit zu wirken.
"Ich bitte
dich um eine Nacht! Eine Nacht in der du mich ins Licht führst. In der du mir
deine Gründe aufzeigst, die dich hoffen lassen. Eine Nacht, in der du mir
zeigst, was es heißt zu leben. In der du mir zeigst, dass man Schmerz und Leid
leichter ertragen kann, denn momentan sind sie das Einzige was ich fühle."
Entschlossen drehte
ich das Wasser ab und stieg aus der Wanne, bevor ich meinen nackten Körper mit einem
Handtuch bedeckte, sporadisch meine Haare trocknete und das Badezimmer verließ.
Wie von selbst,
trugen mich meine Füße durch das Loft, auf die große Glasfront zu, die die gesamte
Südseite offen hielt. Die Sonne war dabei aufzugehen, zeigte sich als
orangefarbenes Licht am Ende des Horizonts. Ihre ersten Strahlen tauchten den
Himmel in wunderschöne Farben, während die Stadt darunter noch im Schatten lag.
Mein Blick fiel auf
meine nackten Füße, auf die feuchten Abdrücke, die sie auf dem glatten
schwarzen Boden hinterlassen hatten und die jetzt langsam verblassten.
Genauso verblasste
gerade meine Zukunft. Die Vorstellung einer glücklichen Zukunft, die ich schon
so oft erhofft hatte, und doch immer wieder verlor.
Sie war wie feuchte
Fußabdrücke auf einem glatten schwarzen Boden. Sie war da, einen kurzen Moment
lang, um wieder zu schwinden, einem nach dem anderen Mal.
Und was bleiben
würde, war die Zuversicht, dass sie da gewesen war, die Hoffnung, auf dass sie
wieder da sein würde, irgendwann.
Man konnte vieles
ertragen!
Ich kannte den
innerlichen Ablauf, den ich nun fühlte. Es war ein Abschied; ein Trennen von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es war wie ein Mechanismus, ein Selbstschutz,
um aus dem was kommt, bestmöglich zu entkommen.
Vielleicht würde es
einfach sein, weil er dem, den ich liebte und begehrte, so ähnlich war,
äußerlich zumindest. Oder aber, dieser Umstand würde es schwerer, ja sogar fast
unmöglich machen.
Ich spürte eine mir
unbekannte und doch vertraute Energie im Rücken und drehte mich um.
Da stand Yunus. Er
stand vor mir, ruhig, bewegungslos, etwa zehn Schritte entfernt. Er war hier.
Wirklich. Aus Fleisch und Blut. Ich blinzelte aus Unglauben und doch war ich
mir sicher, dass dies hier die Realität war.
"Es scheint,
als würdest du mich das erste Mal sehen." Seine Stimme war ein tiefer
Bariton, der die Luft zum Schwingen brachte und über meinen Körper glitt, wie
eine vertraute Berührung.
"Du bist hier.",
flüsterte ich und betrachtete ihn - seine langen Beine, die in einer dunklen
Jean steckten; seine breite Brust, die von einem dünnen weißen Hemd nicht ganz
bedeckt war; seine seidig schwarzen Haare, mit den Perlen, die seinen harten
maskulinen Gesichtszügen schmeichelten.
"Wo sollte ich
sonst sein?", fragte er und machte zwei Schritte nach vor.
Ich wusste, dass er
nur deshalb stehen blieb, weil ich mich augenblicklich versteifte. Ich kam mir
nackt vor und er war so real. Ich spürte die Macht, die von diesem Mann ausging,
und fragte mich, ob es denn möglich war, dass er mächtiger war als Lucien. Dass
die fehlende Verbindung, ihn noch nicht so sehr geschwächt hatte, wie es bei
Lucien der Fall war.
"Woher wusstest
du wo ich bin?", fragte ich.
"Das wusste ich
nicht."
"Wie hast du
mich dann gefunden?"
"Dich, würde
ich überall finden!"
Ich verdrängte die
Erinnerung an Lucien, denn einst waren es seine Worte, die er an mich richtete.
"Es ist so …
real.", murmelte ich.
"Es war immer
real!", antwortete er mit sanftem Tonfall.
"Aber … es ist
so … es passiert, hier und jetzt!"
"Es war immer
real, Mia, nie ein Traum! Träume sind Fiktionen von Vergangenheit, Gegenwart
oder Zukunft. Wir, wir waren immer real." Er kam wieder ein paar Schritte
auf mich zu. "Und doch - meiner Worte zum trotz -, kommt es mir wie ein
Traum vor" Nun stand er vor mir, eine Armlänge, die
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