Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
du den Nebel? Wie er vergeht?"
Ich nickte zaghaft,
denn seine Gefühle begangen sich zu klären. Offenbarten Zweifel, die ich in ihn
gepflanzt hatte. Offenbarten Schmerz, den er nie zuvor verspürte. Und Angst,
die von dem Wissen kam, dass er, ließe er dies zu, nie wieder der sein würde,
der er einst war.
Nie wieder würde er
seinem Verstand, dem er einst Glauben geschenkt hatte, vertrauen können, denn
er würde wissen, wie es ist von Herzen zu handeln.
"Deine Nähe
scheint Fluch und Segen zugleich!" Es war, als würde er Gedanken laut
aussprechen, bevor er flüsterte: "Es ist noch nicht zu spät, deinen Weg einzuschlagen. Die Frage ist nur, wie viel bist du bereit zu geben?"
"Alles",
wollte ich sagen, doch sein Finger verschloss meine Lippen.
"Jede
Entscheidung fordert ihren Preis! Und die Frage ist, bist du bereit, diesen zu
zahlen, denn egal für welchen Weg du dich entscheidest, du wirst Abschied
nehmen!" Mein Herz begann wie verrückt zu schlagen, während der Rest von
mir einfach erstarrte. "Denn ich bitte dich um eine Nacht! Eine Nacht in
der du mich ins Licht führst. In der du mir deine Gründe aufzeigst, die dich
hoffen lassen. Eine Nacht, in der du mir zeigst, was es heißt zu leben. In der
du mir zeigst, dass man Schmerz und Leid leichter ertragen kann, denn momentan
sind sie das Einzige was ich fühle."
Ich konnte es in
seinen Augen sehen: die Aufrichtigkeit mit der er seine Bitte stellte; die
Angst, ich könnte ihn verändern; die Angst, ich könnte sie ihm verweigern; ...
Langsam ließ er
seine Hand sinken und trat einen Schritt zurück, während meine Gedanken
unkontrolliert hin und her gingen.
"Wenn du
zurückkehrst, wird es sein, als wärst du nie fortgewesen.", sagte er nun
fast nüchtern. "Sobald deine Entscheidung gefallen ist, sehen wir uns
wieder."
"Was versprichst
du dir davon?"
"Nichts!"
Sein Blick ging in die Ferne. "Und doch Alles!"
Ich blinzelte. Und
blinzelte. Und fand mich im Badezimmer wieder, an dessen Tür ein leises Klopfen
erklang. "Mia?"
Hektisch blickte ich
mich um. Kein Blut. Nirgendwo Blut. Keine Wunde. Ein Traum?
"Mia? Ich komm
jetzt rein." Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, ging die Tür auf und
Luciens Sorge erfüllte den Raum. Sein Blick war prüfend, skeptisch, doch ihm
schien nichts aufzufallen. "Bist du in Ordnung?"
War ich in Ordnung?
Definitiv nicht! Doch es gab Hoffnung! Eine verdammt gute Hoffnung!
"Es geht mir
... besser.", flüsterte ich. Und es war die Wahrheit.
Denn diese erdrückende
Last, diese Gewissheit, dass diese Katastrophe ein grausames Ende nehmen würde,
war weg, und schön langsam schien sich mein Verstand wieder zu klären.
Es würde ein Ende
haben! Endlich ein Ende!
"Wie viel Zeit
bleibt uns noch?", fragte ich leise und sah die Verwunderung in seinen
Augen. "Zeit um hierzubleiben? Zusammen."
"Genug.",
versicherte er mir.
Nein! Es würde nie
genug sein, dachte ich.
Niemals!
35
Jemand strich mir
mein Haar aus dem Gesicht und klemmte eine Strähne hinter mein Ohr. Es war eine
vertraute Geste, eine vertraute Berührung. Genauso vertraut wie die Wärme, die
von dem Körper, der an meinen Rücken gepresst lag, ausging und die Arme, die
mich hielten und mir Sicherheit vermittelten. Gefühle, Empfindungen, die mir
wahrscheinlich zum letzten Mal zuteil werden würde. Denn die Möglichkeit, die
Hoffnung, die vor mir lag, würde Luciens Leben, das Leben vieler retten, doch
es würde mich meinen Seelengefährten kosten.
Egal wie du dich
entscheidest, du wirst Abschied nehmen!
"Wohin du auch gehst,
es macht mir Angst, denn ich kann dir nicht folgen!", flüsterte Lucien.
Sein Kopf lag dicht
hinter dem meinem und sein Atem streifte beim Sprechen mein Ohr.
Mir auch, dachte
ich, sagte jedoch: "Ich bin hier!"
"Deine Tränen
scheinen kein Ende zu finden!", stellte er fest und die Bedrücktheit in
seiner Stimme schnürte mir die Kehle zu.
Gedankenverloren
strich ich über meine Wange und fühlte die Tränen, die ich zuvor nicht
wahrgenommen hatte, bevor neue Tränen aus meinen Augen traten. Tränen die ich
sehr wohl wahrnahm und deren Ursprung ich kannte.
Denn ich dachte an
Yunus Kuss, an seine Bitte, während ich mit Lucien im Bett lag und allein
dieser Umstand schmeckte nach Verrat! Wie würde es sich dann erst anfühlen, mit
ihm eine Nacht zu verbringen? Konnte ich das überhaupt? War ich fähig, Lucien
so zu verraten?
Ich konnte vieles
ertragen, dachte ich, ich musste einfach!
"Mia, was ist
los?" Er drehte mich zu sich um
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