Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Gedanken beiseite, bevor ich dem
Pagen - definitiv ein Vampir -, der mir die Wagentür aufhielt, ein
verführerisches Lächeln schenkte und gespielt graziös seine mir angebotene Hand
ergriff.
„Madam!“ Er
verbeugte sich höflich.
Eine leichtes Blähen
seiner Nasenflügel und sein Blick, der über meinen Körper wanderte, verrieten
mir, dass ihm mein Geruch und mein Aussehen gefielen. Seine Augen nahmen einen
hungrigen Ausdruck an. Wäre ich ein Mensch, hätte ich diese Einzelheiten nicht
wahrgenommen. Ich hätte nur einen gutaussehenden Mann vor mir gesehen und nicht
das gefährliche Raubtier, das er war.
Samuel kam an meine
Seite und warf dem Pagen einen ernsten Blick zu, den er mit einem leisen
Knurren aus der Kehle unterstrich. Diese Drohung, die unmissverständlich
signalisierte, dass dieser Appetithappen bereits vergeben war, ließ den Pagen
einen Schritt rückwärts treten.
Froh, dass Samuel
den Mund nicht aufmachte, ließ ich es zu, dass seine Hand besitzergreifend auf
meinem Rücken lag und er mich, an der langen Schlange von Menschen vorbei, die
fast ehrfürchtig auf uns blickten, in den Club führte.
Wie ich feststellen
musste, war ich nicht die einzige, die sehr leicht bekleidet war. Auf der
Tanzfläche räkelten sich nichtsahnende Menschenfrauen, unbekümmert und sehr
reizvoll, in den Armen von hungrigen Vampiren. Bei dem Gedanken, was hier in
den Hinterzimmern gespielt wurde, versteifte ich mich kurz.
„Alles ok. Ich bin
bei dir.“, flüsterte mein Begleiter, wobei ich seine Stimme erneut verfluchte.
Auf dem Weg zur Bar
kam ein schlanker Mann mit schulterlangem dunkelblondem Haar auf uns zu. „Ah
Mr. Tray. Welch eine Freude sie zu treffen.“ Der Mann schenkte Samuel ein
unterwürfiges Lächeln.
Die Hand in meinem
Rücken verkrampfte sich kurz, und diese Reaktion verriet, dass Samuel mit
dieser Begegnung weder gerechnet hatte, noch sie für gut empfand. „Mr. Field.
Ich bin überrascht. Wusste ich doch nicht, dass sie in Etablissements wie das
La Flame anzutreffen sind.“ In Samuels Tonfall schwang leichte unterschwellige
Wut mit, die auch unserem Gegenüber nicht entging.
Der Mann wurde
sichtlich nervös und nestelte mit seinen Fingern an seiner Sakkotasche. „Na ja,
sie wissen doch, wir suchen alle ein wenig … Zerstreuung.“ Er räusperte sich
verlegen. „In was für einer bezaubernden Begleitung sie doch heute sind.“ Der
Mann musterte mich von oben bis unten und setzte ein künstliches Lächeln auf.
„Ja, da haben sie
wohl recht. Wenn sie uns nun entschuldigen.“ Nach einem kurzen Kopfnicken
führte mich Samuel weiter.
„Wer war das?“,
flüsterte ich, während wir uns einen Weg durch die Menge in Richtung Bar
suchten, von wo aus man den besten Überblick über den Club hatte.
Ich dachte schon, er
würde mir nicht antworten, da er schweigend einen Barhocker für mich zurückzog
und mir deutete Platz zu nehmen, während er stehen blieb und einem Barkeeper
herbeiwinkte, der, zu meiner Überraschung, ein Mensch war.
„Gin. Ein Eiswürfel.
Eine Olive.“, gab Samuel seine Bestellung auf und sah mich dann fragend an.
Er schien gar nicht
zu bemerken, dass der Blick des Barkeepers, von Höflichkeit, auf so etwas wie
Neugier umschlug und schließlich ein Aufflackern von Begierde zeigte.
„Doppelter Whisky.
Pur. Kein Eis.“, sagte ich und erinnerte mich an seine Aussage vor Ric, dass
nicht nur das weibliche Geschlecht, auf seine Stimme ansprach. Unweigerlich
fragte ich mich, ob er sich nur an Frauen hielt, oder ob er auch mit
Gleichgeschlechtlichen das Bett teilte.
Ich hatte wirklich
einen Drink nötig.
Mit einem Nicken und
einem erneuten Blick auf Samuel, machte sich der Barmann ans Werk.
„Ein toter Mann!“,
flüsterte Samuel schließlich, und kam auf meine Frage zurück. „Da ich nun weiß,
was er in seiner Freizeit macht!“ Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass
dieser Vampir nicht mehr lange leben würde.
Mein erstes Glas
leerte ich in einem Zug und verwünschte geradezu den Umstand, dass Alkohol auf
mich nicht dieselbe Wirkung hatte wie auf Menschen. Ich deutete dem Kellner
nachzuschenken. Dieser warf Samuel einen kurzen Blick zu, und erst als der
nickte, füllte der Barmann erneut mein Glas.
Anscheinend konnte
man hier nicht einmal einen Whisky bestellen, ohne dass ein Mann sein
Einverständnis gab. Trotz des Ärgers über diese Feststellung, und des Umstands,
dass die Blicke des Kellners eher auf meinem Begleiter lagen, als auf mir,
schenkte ich ihm
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