Mia
auf sie, würde aber aus lauter Angst nichts mit ihr anfangen?
»So, jetzt ist es raus.« Ihre Lehrerin schenkte Tee nach und sah Mia offen an. Ihre Wangen waren gerötet. »Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst. Ich . . . ich wollte nur, dass du es weißt.«
Mia wusste nichts mehr. Was sollte sie ihr antworten? Sie schaute Frau Vogt in die Augen. »Ich weiß nicht genau . . .«
Wenn sie Mia auch liebte, war doch alles gut. Es müsste ja niemand wissen. Warum war ihre Lehrerin so feige? Mia versuchte klar zu denken, aber alle Gedanken verschwammen zu einem weißen Rauschen in ihrem Kopf. Sie hatte Schmerzen. Alles tat ihr plötzlich weh. Warum war das alles so verdammt kompliziert? Vor lauter Verwirrung und Unsicherheit begann sie zu weinen. Sie konnte nichts dagegen tun, die Tränen liefen einfach aus ihren Augen.
»Mia, mein Gott . . . bitte nicht weinen. Ich . . . es tut mir so leid, ich wollte das nicht!« Frau Vogt nahm Mias Kopf in die Hände und begann ihr Haar zu streicheln. Sie ging neben Mias Stuhl in die Hocke und umarmte sie. »Mia! Bitte hör auf.« Sie drückte sie fest an sich.
Oh Gott, nein, dachte Mia. Nicht doch! Lass das! Ich kann mich doch nicht wehren! Das Weinen wurde stärker, und schließlich erwiderte sie die Umarmung. Diese Nähe. Warum konnte nicht alles gut sein? Langsam beruhigte sich Mia. Als sie sich löste und in das Gesicht ihrer Lehrerin schaute, sah sie, dass auch Frau Vogt Tränen in den Augen hatte. Mia strich ihr mit der Hand über die Wange und wischte eine Träne aus ihrem Gesicht.
Sie zog sie zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die salzige Wange. Als sie mutiger wurde und ihr Mund die Lippen ihrer Lehrerin suchte, wich Frau Vogt ruckartig zurück. »Bitte, Mia, hör auf damit. Mach’s mir nicht so schwer.« Sie setzte sich wieder. »Es tut mir wirklich leid. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, aber . . .« Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen und senkte den Kopf. »Es geht einfach nicht. Wir dürfen das nicht.«
Mia nickte. Sie hatte verstanden. Nach einem Schluck Tee räusperte sie sich, um ihre Stimme wiederzufinden, und sagte: »Dann gehe ich wohl besser, wenn das alles keinen Zweck hat.«
Frau Vogt schaute sie nur traurig an. Dieser Blick. Er verfolgte Mia, bis sie zu Hause war. Sie weinte, bis die Kopfschmerzen nicht mehr zu ertragen waren. Das restliche Wochenende verbrachte sie damit, darüber nachzudenken, ob sie wirklich aufgeben oder vielleicht doch kämpfen sollte. Obwohl sie sich für das Kämpfen entschied, fiel ihr nichts ein, was sie noch tun konnte. Kati und Chris mussten ihr helfen.
In den nächsten Tagen ging es ihr so schlecht, dass sie im Bett blieb. Am Freitag bekam sie endlich Besuch von den beiden. Sie waren auffällig fröhlich und grinsten breit, während sie Mia mit Kaffee und Obst versorgten. Kati pfiff vor sich hin.
»Sagt mal, habt ihr was geraucht oder seid ihr völlig durchgeknallt? Was grinst ihr so blöd? Alles klar mit euch?« fragte Mia genervt. »Soviel gute Laune ist doch echt nicht auszuhalten!«
Chris stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und begann zu erzählen. »Also, die Vogt, ja? Die fragt jeden Tag nach dir. Mia hier, Mia da, wie geht’s ihr, was macht sie, ist sie krank und so weiter.«
»Genau, die hat nichts anderes mehr im Kopf als dich, Süße«, fügte Kati hinzu.
»Deshalb haben wir uns einen Plan überlegt. Und zwar . . .«
»Einen Masterplan!« warf Chris ein. »Also, willst du jetzt noch um sie kämpfen, oder gibst du auf?«
Mia sah die beiden an. »Vergesst es, das wird nix. Sie hat mir doch deutlich genug gesagt, dass aus uns nichts wird«, sagte sie resigniert.
Kati lachte. »Ja, genau. Deshalb quetscht sie uns ja auch jeden Tag aus, wie es dir geht. Mann, die traut sich einfach nicht, aber das kannst du doch ändern. Du musst sie nur überzeugen, dass sie sich nicht so anstellen soll!«
»Ganz toll, Kati! Fragt sich nur wie! Was soll ich denn machen?« fragte Mia und sah ihre Freundin herausfordernd an.
»Heute Abend gehst du ins Birdland , da triffst du sie und redest noch mal mit ihr. Du musst dir halt ein bisschen Mühe geben. Die will das doch nicht anders«, analysierte Chris.
Mia war vollends verwirrt. »Wie – Birdland ? Heute Abend? Woher wollt ihr denn wissen, dass sie da ist?« fragte sie neugierig.
»Na, du glaubst doch wohl nicht, dass wir eine Woche lang untätig ’rumgesessen haben, oder? Ein bisschen nachgefragt, rumgehorcht, gelauscht und schon
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