Mia
sich hin.« Sie ließ sie los.
Warum kommst du nicht mit? dachte Mia. Halt mich fest, ich bin eh schon verloren . Sie wollte sie nur wieder an sich drücken und ihren Körper spüren. Ihr wurde immer heißer.
Frau Vogt nahm einen Zettel aus ihrer Tasche und schrieb etwas auf. »Hier, ich gebe Ihnen mal meine Nummer. Sie können mich ruhig anrufen, wenn irgend etwas ist. Ich mache mir richtig Sorgen um Sie.«
Das war zuviel. Mia grapschte den Zettel und lief so schnell sie konnte aus dem Schulgebäude. Sie macht sich Sorgen um mich , dachte sie. Zu Hause duschte sie, so kalt es ging. Dann setzte sie sich an den Küchentisch und sah auf den Zettel. Nur die Nummer, sonst nichts. Die Schülerzeitung fiel ihr ein. Sie zog sie aus ihrem Rucksack und schlug Seite 18 auf. Da war sie wieder. Mia begann zu lesen.
Was sind Ihre Hobbys? Super Frage.
Motorradfahren, zum Jazz gehen, kochen und Geschichten schreiben.
Sind Sie verheiratet?
Nein.
Haben Sie Kinder?
Nein.
Haben Sie eine Lieblingsplatte?
Ich höre wie gesagt gern Jazz, vor allem Ella Fitzgerald. Ansonsten aber auch die Klassiker. Rock’n’roll. Also, die Stones und so was. Und Melissa Etheridge.
Melissa Etheridge? War das ein Zeichen oder vielleicht doch nur ein Klischee? Mia entschied sich für die erste Möglichkeit. Sie war überzeugt. Lesbischer konnte niemand sein.
Plötzlich klingelte ihr Handy. »Mann, wo warst du denn?« empörte sich Kati. »Ich habe mich zu Tode gelangweilt. Die Bodenschätze von Armenien sind blablabla . . .«, imitierte sie ihren Erdkundelehrer.
»Frau Vogt hat mich nach Hause geschickt.«
»Ach nee. Wieso das denn?« fragte Kati interessiert.
»Ich glaube, die hält mich inzwischen für grenzdebil! Ich habe kaum ein Wort rausbekommen. Und dann hat sie mich auch noch in den Arm genommen, weil ich fast umgekippt wäre vor Aufregung. Und ihre Nummer hat sie mir gegeben, falls was ist.«
»Es ist ja auch was! Also ruf sie an, wenn sie sich schon solche Sorgen macht«, drängelte Kati.
»Nee, ich kann ihr das nicht sagen.« Mia sträubte sich gegen den Gedanken, sich ihrer Lehrerin so zu öffnen. Sie war sicher, dass ein Gespräch mit ihr nur schiefgehen konnte.
»Dann schreib ihr halt, das ist meistens einfacher. Hinterher geht’s dir vielleicht schon besser. So wie Tagebuch schreiben, das hilft doch auch manchmal.« Kati meinte es wirklich ernst.
»Ach Scheiße, warum muss denn ausgerechnet mir so was passieren? Warum habe ich sie nicht woanders getroffen?« jammerte Mia.
»Woanders hättest du sie auch nicht angesprochen, Süße. Ich kenn’ dich doch.«
Kati hatte recht. Eigentlich war es egal. Frau Vogt wird für sie immer unerreichbar bleiben. Komplett andere Liga, würde Chris sagen.
»Also, Mia. Schreib einfach alles auf, was du loswerden musst, vielleicht hilft dir das ja schon. Tschakka! Du schaffst das!«
Sie verabschiedeten sich. Mia kochte Kaffee, ging in ihr Zimmer und begann zu schreiben.
›Liebe Frau Vogt!‹ Dieses blöde Gesieze. ›Liebe Susanne!‹ Auch blöd. ›Hallo!‹ Hallo? Einfallsloser geht’s wohl nicht, Mia , dachte sie.
Auf dem Teppich wuchs der Berg aus zerknüllten Zetteln. Gegen neun war der Knoten geplatzt, und Mia schrieb sich die Seele aus dem Leib.
Sie verzichtete darauf ihr mitzuteilen, dass sie ihre Lehrerin grundsätzlich nackt vor sich sah und dass sie in ihrer Phantasie schon an jedem erdenklichen Ort und auf jede erdenkliche Art miteinander geschlafen hatten. Im Auto, im Fahrstuhl, im Freibad, am Strand, im Lehrerzimmer. Sie schrieb auch nicht, dass sie seit zwei Wochen dauerspitz durchs Leben lief, bei absolut jeder Gelegenheit masturbierte und dabei an sie dachte. Mia fand ›Ich denke Tag und Nacht an dich‹ irgendwie passender. Gern hätte sie auch geschrieben, wie sehr sie jede Einzelheit ihres Körpers erregte und dass sie unentwegt davon träumte, sie einfach auf den Boden zu werfen und ihr das Hemd vom Leib zu reißen. Sie würde ihr den schärfsten Kuss geben, den sie jemals bekommen hatte, ihre Brüste streicheln und an ihren harten Nippeln knabbern.
Susanne würde laut schreien vor Lust. Mia würde ihr die Hose herunterzerren und sie mit ihren Fingern zum Wahnsinn treiben. Susanne würde die ganze Zeit stöhnen und Mias Namen schreien. Immer wieder. Dann würde sie mit der Zunge in sie eindringen und sie lecken. Susanne würde genauso verrückt vor Lust werden, wie sie selbst es war. Stundenlang würden sie dort herumliegen und sich immer wieder
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