Mia
gegenseitig zum Orgasmus bringen. Susanne würde es ihr fünf-, sechsmal besorgen. Mit ihrer Zunge, ihren Händen, ihren Brüsten, ihren Zehen. Sie wären in einem vollkommenen Rausch. Nach Stunden würden sie engumschlungen einschlafen.
»Vielleicht redest du doch besser mit ihr, Mia. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Wahrscheinlich nimmt sie’s als Kompliment. Dir geht’s bestimmt besser, wenn du’s ihr gesagt hast.«
Mia war in der Tat hauptsächlich damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie das alles wäre. Aber sie schrieb es nicht. Trotz allem war der Brief sehr lang geworden. Sie würde ihn niemals abschicken. Den Rest des Abends saß sie in ihrem Zimmer und träumte. Nach ein paar Stunden Schlaf erwachte sie noch vor ihrem Wecker. Sie war unendlich nervös. Um sich zu beruhigen, schaute sie sich die Bilder von Susanne an und befriedigte sich selbst. Dann sprang sie unter die kalte Dusche und trank Unmengen Kaffee.
Ihre Mutter schaute sie besorgt an. »Hast du überhaupt geschlafen, Schatz?«
»Ein bisschen, wieso?« fragte Mia genervt. Sie wollte nicht reden.
»Du siehst ganz schön fertig aus, mein Kind. Vielleicht isst du mal wieder was, oder willst du verhungern?« Ihre Mutter betrachtete sie mit sorgenvoller Miene und reichte ihr ein Brötchen.
»Keinen Hunger, Mama.«
»Was ist denn los? Hast du Stress in der Schule?«
So ähnlich , dachte Mia. »Nee, Mama. Ist alles klar in der Schule.« Sie griff nach ihrem Rucksack und machte sich auf den Weg. Den Brief hatte sie zwar dabei, war aber überzeugt, dass sie ihn nicht abschicken würde.
Kati wartete bereits auf sie. »Und? Haste was Schönes geschrieben?« Sie platzte vor Neugier.
»Ja«, murmelte Mia nur. Sie mussten sich beeilen. Geschichte. Frau Vogt. Im Klassenzimmer angekommen erklärte Mia ihrer jetzt vollends gespannten Freundin, dass sie noch nicht entschieden hatte, ob sie die Sache wirklich durchziehen würde. Kati ließ sie in Ruhe, beobachtete sie aber in der Stunde immer wieder. Mia sagte die ganze Zeit gar nichts. Sie wurde verschont und nicht ein einziges Mal aufgerufen. Sie hätte auch nicht gewusst, worum es ging. Der Versuch, Frau Vogt nicht die ganze Zeit anzustarren, misslang ihr. Die Lehrerin lächelte immer wieder aufmunternd zu Mia herüber.
In der Pause versuchte Kati Mia zu überreden, den Brief im Lehrerzimmer abzugeben. »Du gibst einfach irgendeinem Fünftklässler einen Euro, der macht das dann schon für dich«, beschloss sie.
Mia traute sich nicht.
»Hast du eigentlich deinen Namen druntergeschrieben?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Mia.
»Dann isses doch sowieso egal, oder? Dann weiß sie’s doch gar nicht.« Kati ließ nicht locker.
»Und wenn doch? Die hat bestimmt schon was mitgekriegt.« Mia war immer noch nicht von der Idee überzeugt.
»Na wenn schon. Jetzt mach endlich. Willst du noch wochenlang hier rumlaufen, als hättest du Drogen genommen? So, wie du aussiehst, schläfst du überhaupt nicht mehr. Und essen tust du auch nicht. Also mach! Das ist ja so aufregend!« schwärmte sie.
Mia atmete tief durch. Tschakka! dachte sie und griff sich den erstbesten Fünftklässler, der vorbeikam. Sie gab ihm einen Euro und den Auftrag, den Brief für Frau Vogt abzugeben. Nach einer Minute hatte er es erledigt. Am liebsten wäre Mia sofort nach Hause gerannt. Sie wollte ihrer Lehrerin heute lieber nicht mehr begegnen. Bauchschmerzen machten sich bemerkbar. Kati gratulierte ihr.
»Mir geht’s aber kein Stück besser. Im Gegenteil. Ich hab’ ein Magengeschwür bekommen. Warum habe ich bloß auf dich gehört?« fragte Mia nervös.
»Weil du weißt, dass ich recht habe. Das wird schon, glaub mir.« Kati lächelte sie siegesgewiss an.
Sie verbrachten die Pause im Freien. Frau Vogt hatte Hofaufsicht. Mia beobachtete sie. Ihre Lehrerin wirkte fröhlich und unterhielt sich mal hier, mal dort. »Mein Gott, ist sie schön. Ich habe noch nie eine schönere Frau gesehen.« Sie war hin und weg.
Kati sah hinüber. »Also, mir ist sie eindeutig zu alt«, stichelte sie.
»Alt? Die ist genau richtig, würd’ ich sagen.« Mia grinste.
Es klingelte. Nachdem Frau Vogt im Gebäude verschwunden war, traute sich auch Mia hinein. In den nächsten Pausen versteckte sie sich.
Die Schmerzen wurden stärker. Nach der Schule beeilte sie sich, schnell nach Hause zu kommen. Morgen könnte ich schwänzen, dachte sie. Schließlich hatte sie ein Magengeschwür. Zumindest fühlte es sich so an.
Kurz vor der
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